VERMISCHTES

Kurz und prägnant

Erläuterungen zu den Fettstoffwechselstörungen

von Michael Martin

Arteriosklerotische Veränderungen spielen in den zivilisierten Ländern unangefochten die Hauptrolle in der Krankheits- und Sterbestatistik, wobei hier koronare Herzkrankheiten das Hauptproblem darstellen.

Somit kommt der frühzeitigen Erkennung der sog. "Arterienverkalkung" eine enorme Bedeutung in der Medizin zu. Die typischen Veränderungen arteriosklerotischer Gefäße zeigen sich in Form von Verhärtungen, Verdickungen, einem Elastizitätsverlust der Gefäßwände sowie einer Lumeneinengung.

Zahlreiche exogene und endogene Noxen bzw. Krankheiten sind für die Auslösung bzw. Förderung der Arteriosklerose verantwortlich: z.B. Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus, Toxine, Nikotin, Antigen-Antikörper-Komplexe, Entzündungen, Hypoxie, psychischer Streß, Alter oder eine familiäre Belastung können.RZur Beurteilung arteriosklerotischer Risiken kommt dem Fettstoffwechsel eine besondere Rolle zu. In den meisten Fällen ist die Erhöhung der Cholesterin- und/oder Triglyceridwerte eher gering und primär auf Ernährungsfehler zurückzuführen (übermäßiger Verzehr von Nahrungsfett, leicht resorbierbaren Zuckern, Alkoholkonsum). Diätetische Maßnahmen und Alkoholverzicht, sinnvollerweise gepaart mit einer gesteigerten körperlichen Aktivität, sind die primären therapeutischen Pfeiler zur Verbesserung der Plasmaspiegel bzw. zur Abwendung entsprechender Risiken.

Hyperlipoproteinämien können aber auch durch genetische Störungen (primäre Fettstoffwechselstörung) verursacht werden oder in Folge anderer Grunderkrankungen auftreten (Hypothyreose, Alkoholismus, Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, Lebererkrankungen). Dementsprechend muß das diagnostische Procedere aufgebaut werden. Zur Beurteilung der Laborergebnisse muß zunächst berücksichtigt werden, daß Lipid- und Lipoproteinwerte mit zunehmenden Alter ansteigen: ein Wert, der für einen Erwachsenen mittleren Alters akzeptabel ist, kann für ein Schulkind alarmierend hoch sein. Prinzipiell ist auf eine korrekte Präanalytik zu achten: die Patienten müssen 12 - 16 Stunden vor der Blutentnahme nüchtern bleiben. Auch kurzfristige Ernährungsveränderungen, Streß, unterschiedliche, auch akute Erkrankungen sowie Medikamente (z.B. Ovulationshemmer) können für pathologische bzw. veränderte Ergebnisse verantwortlich sein. Alkoholaufnahme kann die Triglyceridwerte bis zu 72 Stunden nach Alkoholgenuß erhöhen, so daß eine entsprechend lange Karenz zu berücksichtigen ist. Die Lipidanalyse sollte daher in einer stabilen Lebenssituation des Patienten vorgenommen werden. Pathologische Ergebnisse sollen mindestens zweimal nachkontrolliert werden. Der erste Schritt einer Therapie ist immer eine Ernährungs- und Lebensumstellung.

Interpretation

Ein Gesamtcholesterinspiegel unter 200 mg/dl bei Erwachsenen und ca. 175 mg/dl bei Kindern ist günstig, vor allem, wenn keine Hinweise einer familiären Disposition für Herzkreislauferkrankungen vorliegen. Es besteht damit kein erhöhtes atherosklerotisches Risiko. Liegt der Cholesterinwert über 200 mg/dl sind Faktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck, Übergewicht oder ein Diabetes mellitus besonders streng zu berücksichtigen. Liegen diesbezüglich keine Risiken/Belastungen vor, können Cholesterinspiegel bis 250 mg/dl sorglos toleriert werden. In diesen Fällen soll aber eine Differenzierung in HDL-/LDL-Cholesterin sowie die Bestimmung der Triglyceride erfolgen. Der LDL-Cholesterinwert soll nicht über 135 mg/dl liegen, vor allem, wenn neben dem erhöhten Gesamtcholesterin noch weitere der o.g. Risikofaktoren vorhanden sind. Liegen keine Risikofaktoren vor, ist ein Triglyceridspiegel bis zu 155 mg/dl tolerierbar. Der HDL-Spiegel soll mindestens über 35 mg/dl bei Männern liegen und über 45 mg/dl bei Frauen. Der Triglyceridwert letztlich soll sich nicht über 200 mg/dl bewegen. Liegen erhöhte Triglyceridwerte vor, sollte zunächst überprüft werden, ob die präanalytischen Regeln eingehalten wurden (z.B. 72-stündige Alkoholkarenz), bevor weitere diagnostische Schritte eingeleitet werden.

Begriffe rund um den Fettstoffwechsel

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Auskunft über Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen u. ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga e.V.) Waldklausenweg 20, 81377 München

Quelle:
Martin, M. (Herausgeber): Labordiagnostik für die Naturheilpraxis; Aescura im Verlag Urban & Fischer, München, 1998

  • Anschrift des Verfassers:
    Michael Martin
    Schöne Aussicht 14
    65232 Taunusstein

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