Traditionelle Chinesische Medizin

Übungen und Techniken zur Verbesserung der Nadeltechnik

Akupunktur im Osten und Westen

von Gunter Neeb und Bi-Hsia Yeh

Akupunktur war zu keiner Zeit eine monomane Therapie, sondern seit den Anfängen der Chinesischen Medizin eine Technik, die ihren Platz in der traditionellen Medizin zusammen mit anderen Therapieformen einnahm. Bis vor etwa 25 Jahren machte ihr Anteil in China etwa nur ein Fünftel der gesamten Verfahren aus. Laut Thomas Heise machte die Akupunktur in China 1982 nur 15 % der gesamten Verfahren aus, die traditionelle Kräuterheilkunde (Innere Medizin) hingegen 60 %.

Im Westen sieht die Situation anders aus: Hier macht die Akupunktur den Hauptanteil der Chinesischen Medizin aus, gefolgt von Qi Gong und Tui Na, und schließlich die innerer Medizin, die Arzneiverschreibungen einsetzt. Der Erfolg der Akupunktur im Westen ist nicht unbeträchtlich: Eine amerikanische Studie von 1996, an der rund 600 Patienten aus fünf Staaten teilnahmen, ergab, dass 91.5 % der Patienten eine deutliche Besserung oder sogar das Verschwinden der Symptome bestätigten. In den USA werden jährlich mehr als 1 Million Patienten mit Akupunktur behandelt. Auch eine Studie der Universität Freiburg von 1997, an der drei Bundesländer und rund 3500 Patienten teilnahmen, ergab, dass nach Abschluss der Behandlung bei 84,1 Prozent der insgesamt 1.424 Akupunkturpatienten die Schmerzen entweder verschwunden seien oder sich gebessert hätten.

Da die Akupunktur in Deutschland unter den "alternativen Therapien" zu den meistverbreitetsten gehört, sind detaillierte Informationen zur Akupunktur und verwandten Techniken nicht nur nützlich, sondern auch nötig.

Andererseits ist eine gewisse Nivellierung und Anpassung an die im Westen herrschenden Bedingungen notwendig; ein bloßes Abschreiben der chinesischen Lehrbücher führt nicht unbedingt zu den gleichen Ergebnissen wie in China. Dass nicht nur die Stichtiefe im Westen anders ist, zeigen meine unterschiedlichen Erfahrungen mit westlichen und östlichen Patienten ebenso wie die meiner chinesischen Kollegen. So gab mir z.B. vor Jahren ein nach einem mehrjährigen Deutschlandaufenthalt zurückkehrender Arzt aus Tianjin auf meine Frage nach Unterschieden zwischen westlichen und chinesischen Patienten ein klare Antwort: "Die deutschen Patienten sind im Allgemeinen bei der Akupunktur weitaus schmerzempfindlicher und ängstlicher als die chinesischen, haben aber andererseits eine dickere Haut, so dass feine Nadeln schwieriger einzubringen sind."

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Anschrift der Verfasser:
Gunter Neeb, Bi-Hsia Yeh
www.tcminter.net
E-Mail: TCM@tcminter.net
(In Kürze erscheint von beiden Autoren ein Buch über Nadeltechniken)

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Naturheilpraxis 8/2000