Kinder in der Naturheilpraxis

Kinderkrankheiten - Wenn typische Anzeichen fehlen

von Susanne Dürrfeld-Flügel

"Vier Uhr morgens: Der kleine Nikolas wälzt sich zum zwanzigsten Mal in dieser Nacht von rechts nach links, setzt sich schlaftrunken auf, wimmert leise und lässt sich wieder zurück auf die Matratze fallen. Eine Geduldsprobe der härtesten Art für mich: Schlafentzug seit drei Nächten. Ich sitze neben meinem kranken Kind und streichle es, obwohl ich eigentlich nur noch schlafen will."

Hinter Bauchschmerzen können also die verschiedensten Ursachen stecken:

  • Durchfallerkrankungen
  • Magen-Darm-Infektionen (Salmonellen, Ruhr, Typhus)
  • Appendizitis (Blinddarmentzündung)
  • Harnwegsinfektionen
  • Nahrungsmittelallergie
  • Leberentzündung
  • Magen- und Zwöffingerdarmgeschwür
  • Leistenbruch
  • Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
  • Darmverschluss, Darmeinstülpung
  • Koliken, Verstopfung
  • Grippe, Kinderlähmung
  • Pfeiffersches Drüsenfieber, Mumps
  • Lungenentzündung
  • Würmer
  • Vergiftungen
  • Überforderung, Angst

  • Jeder, der Kinder hat, wird Situationen dieser Art kennen. Dabei ist klar: Ein krankes braucht noch mehr Liebe, Geduld und Fürsorge als an gesunden Tagen. Eltern können schon relativ früh erste Krankheitsanzeichen wahrnehmen: Babys schreien mehr als sonst oder trinken schlechter, größere Kinder sind oft quengelig, empfindlich oder besonders anhänglich. Die Wachsamkeit der Eltern ist mit diesen ersten Anzeichen schon gesteigert: "Ich glaube, er (sie) brütet etwas aus" ist dann zu hören. Das Kind selbst kann aber frühestens ab dem Alter von etwa drei Jahren formulieren, was ihm genau fehlt. Und auch dann noch fällt die genaue Lokalisation der Beschwerden sehr schwer. Kleinkinder drücken ihre Schmerzen meist über Bauchschmerzen aus, selbst wenn der Schmerz ganz woanders sitzt. Schmerzherde, die nah beieinander liegen, können meist nicht differenziert werden. So werden Hals- und Ohrenschmerzen gerne miteinander verwechselt.

    Für die Eltern ist es nicht einfach, die anfänglichen Symptome richtig zu deuten. Nicht jeder Halsschmerz bedeutet gleich eine Scharlachinfektion, Symptome wie Fieber oder Erbrechen können für die unterschiedlichsten Krankheiten stehen.

    Die Frage, ab wann Eltern zum Arzt gehen sollen, ist oft nicht einfach zu beantworten. Nicht jedes "Wehwehchen" muss schließlich gleich vom Arzt behandelt werden. Andererseits sollte bei bestimmten Situationen nicht zu lange mit einem Arztbesuch gewartet werden. Bei einem Säugling kann Erbrechen innerhalb kurzer Zeit zu einer Exsikkose führen, während es bei einem Schulkind unter Umständen reicht, den verdorbenen Magen mit einer Diät zu behandeln.

    Das Kleinkindalter ist die Zeit der häufigsten Erkältungs- und Infektionskrankheiten. Eltern, die darüber klagen, dass ihr Kind besonders häufig krank sei, können beruhigt sein: Laut Statistik macht ein Kind in den ersten sechs Jahren Bekanntschaft mit zahlreichen Viren und Bakterien, die Erkältungen hervorrufen. Ganz normal also, wenn Kinder in den ersten Lebensjahren im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal pro Jahr krank sind. (Im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren ist die Krankheitsanfälligkeit am geringsten; danach steigt sie wieder an)

    Die Gründe hierfür sind evident. Kinder machen in ihrer körperlichen Entwicklung sehr große, d.h. schnelle Fortschritte. Gleichzeitig nehmen sie die Umwelt über ihre Sinne wahr, begreifen die Dinge mit ihren Händen und erweitern den Lebensraum durch ihren aufrechten Gang. Buchstäblich gehen die ersten Schritte mit Wollen und Denken einher. Sprache entwickelt sich scheinbar beiläufig. Differenzierung der Motorik und Entfaltung der kognitiven Fähigkeiten sind stets in engem Wechselspiel miteinander.

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    Anschrift der Verfasserin:
    Susanne Dürrfeld-Flügel M.A.
    Nördliche Auffahrtsalle 62
    80638 München

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