DISKUSSIONSFORUM

Reflexion, Verständnis und Bewältigung von schwierigen, beruflichen Situationen:

Strategie- und Krisenmanagement "Supervision"

von Hubert Donhauser

In der Fragebogen-Studie der NATURHEILPRAXIS hatten wir u. a. auch die Frage gestellt: "Nehmen Sie an Supervisionen teil?"
Ca. 30 % beantworteten diese Frage positiv mit ja, aber der überwiegende Teil, ca. 70%, verneinten diese Frage. Der Trend allerdings bei den jüngeren Praktikern geht eindeutig dahin "Supervisionen" in seine Bemühungen um einen Überblick über das eigene Tun mit einzubeziehen. Wir möächten das Thema einmal zur Diskussion stellen. Red.

Bei Konflikten und Schwierigkeiten tun es Lehrer, Sozialarbeiter, Psychologen und noch viele andere Angehörige von Berufsgruppen, die häufig mit Menschen und deren Problemen zu kämpfen haben. Wer schon einmal teilgenommen hat, ist meist begeistert, weil er Hilfe für die Bewältigung seines beruflichen Alltags erhält. Worum geht es? "Supervision" heißt hier das Zauberwort, das auch schon in der NATURHEILPRAXIS aufgegriffen wurde und zwar in der Umfrage vom Oktober 1999.

Damals gaben nur ca. 30 % der Heilpraktiker an, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Weit mehr als die Hälfte der Befragten hatten dagegen nichts mit dieser Art der Auseinandersetzung bezüglich der eigenen Person und vorhandenen berufsbezogenen Problematiken zu tun. Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß es sich doch um eine relativ neue Art der Konfliktwidmung handelt und deshalb evtl. ganz einfach noch der Bekanntheitsgrad und Informationen darüber fehlen - dem kann hier etwas abgeholfen werden.

Der Versuch den Begriff "Supervision" auf einen Nenner zu bringen ist nicht so ganz einfach. Am ehesten könnte man die Supervision als ein Verfahren beschreiben, welches der beruflichen Reflexion dient.

Unter zu Hilfenahme eines professionellen Supervisors ist es z. B. möglich arbeits- bzw. praxisbezogene Themen und Fragestellungen sowie Probleme in strukturierter Form zu analysieren und zu bearbeiten, um für diese u. U. eine Lösung zu finden.

Die Supervision stellt sich somit als ein arbeits- und aufgabenorientierter Beratungsansatz für Menschen gerade in den Berufen dar, die einer relativ hohen psychischen Belastung ausgesetzt sind, vor allem bezogen auf den Umgang mit anderen Personen oder Personengruppen.

So gesehen ist die Supervision ein Mittel nicht nur zur Beratung sondern auch zur Unterstützung von Berufstätigen. Neben einer angestrebten Minimierung psychischer Belastungen, zielt eine Supervision ebenfalls auf eine Maximierung der Professionalität aller Beteiligten. Daneben wird auch eine Kultivierung des institutionellen Milieus beabsichtigt.

Supervision kann als Möglichkeit verstanden werden das eigentliche berufliche Handeln zu hinterfragen, und so ggf. effizienter und qualifizierter zu gestalten. Paralleler Nebeneffekt ist dabei das berufliche Leben mit dem Privatleben in einen besseren Einklang bringen zu können.

In unserer heutigen Zeit nehmen Beanspruchungen und Streß in der Praxis bzw. am Arbeitsplatz teilweise enorm zu. Ursachen hierfür sind unterschiedlichster Natur; können in einem Fall kommunikative und kooperative Defizite sowie interpersonelle Konflikte den Ausschlag geben, sind es in einem andern Erschwernisse in den Organisationsstrukturen.

Häufig sind gerade solche Problemstellungen nicht alleine durch fachliches Können zu managen, sondern es bedarf zusätzlich einer Bearbeitung persönlichkeitsbedingter Elemente, weil teilweise zusätzlich ein Brückenschlag auf emotionaler, interaktioneller Ebene mit ins Kalkül gezogen werden muß. Absente Kooperation, ein mangelhaftes Arbeitsklima, dadurch rückläufige Motivation, weiterhin minimale Identifikation mit der Gesamtaufgabe bzw. dem anzustrebenden Ziel vermindern die Leistungsenergie und können so ein Erreichen der anzustrebenden Ziele drastisch sabotieren.

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Literaturhinwiese

  • Becker, HJ.: Psychoanalytische Teamsupervision, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen-Zürich 1995
  • Fallner, H. u. Gräßlin, H.-M.: Kollegiale Beratung. Eine Systematik zur Reflexion des beruflichen Alltags. Hille, Ursel Busch Fachverlag, 1990
  • Fatzer, G; Eck, C.D.: Supervision und Beratung. Ein Handbuch, Edition Humanistische Psychologie, 1993
  • Lorent, H.-P. u. Czarnecki, S.: Supervision. Nachdenken über den Arbeitsplatz Schule. Pädagogik, Heft 09/1995.
  • Pallasch, W., Mutzeck, W. u. Reimers, H. (Hrsg.): Beratung - Training - Supervision. Weinheim, Juventa, 1992
  • Pühl, H.: Handbuch der Supervision. Beratung und Reflexion in Ausbildung, Beruf und Organisation. Edition Marhold, Berlin 1994
  • Pühl, H.; Schmidbauer, W.:Supervision und Psychoanalyse, Plädoyer für eine emanzipatorische Reflexion in den helfenden Berufen, Fischer TB 10599
  • Schlee, J. u. Mutzeck, W. (Hrsg.): Kollegiale Supervision. Modelle zur Selbsthilfe für Lehrerinnen und Lehrer. Heidelberg, Winter Universitätsverlag, 1996
  • Schreyögg, A.: Supervision - Ein integratives Modell. Paderborn, Junfermann 1992

    Anschrift des Verfassers
    Dr. Hubert Donhauser
    Epernayerstr. 16
    76275 Ettlingen

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