Akupunktur und TENS in der Schmerztherapie

Akupunktur bei entzündlichen rheumatologischen Erkrankungen

-exemplarisch am Beispiel des Rückenschmerzes

von Susanna Späthling-Mestekemper

Abb. 1: Mögliches Punktkonzept bei Lumboischialgie (Aus "Ohrakupunktur, Grundlagen, Praxis, Indikationen" von H.P. Ogal und B.C. Kolster)

Abb. 2: Frontale Basispunkte nach Yamamoto (Aus "Akupunkturrepetitorium" von R. Pothmann)

Beschwerden im Bereich des Bewegungsapparates, insbesondere der Wirbelsäule haben bereits seit Jahrtausenden die Ärzte und Heiler verschiedener Kulturen beschäftigt. Bekannt geworden ist Hippokrates, der ca. 400 Jahre vor Christus ein "Hüftweh am Ende des Steißes und der Hinterbacken mit Ausstrahlung in den Schenkel" beschrieb und eine entspannende Therapie mit warmen Bädern und heißen Umschlägen empfahl. Ungefähr 2000 Jahre früher wurden bereits ähnliche Krankheitsbilder in der asiatischen Kultur mit Akupunktur behandelt. Auch heute noch ist dieses Krankheitsbild eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Gesellschaft. Etwa 80 % aller Menschen haben irgendwann einmal in ihrem Leben Gelenk- oder Rückenschmerzen.

In der Rheumatologie ist das Symptom "Rückenschmerz" sehr häufig. Es kann vielfältige Ursachen haben. Aufgrund der Komplexität des Themas möchte ich mich exemplarisch vor allem auf eine Form der entzündlichen, rheumatologischen Erkrankungen beschränken, für die eine Wirbelsäulenbeteiligung sehr typisch ist, die sogenannte seronegative Spondarthritis. Erkrankungen, die unter diesen Begriff subsumiert werden, sind unter anderem die Spondylarthritis ankylosans (Morbus Bechterew), die Arthritis psoriatica, das Reiter-Syndrom, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) und der Morbus Whipple. Die Spondylarthritis ankylosans spielt eine zentrale Rolle innerhalb dieses Formenkreises. Sie ist eine chronisch-entzündliche Systemerkrankung mit destruierenden und proliferativen Veränderungen der Wirbelsäule einschließlich der Iliosakralgelenke. Enthesiopathien sowie periphere Arthritiden können vorkommen, aber auch ein Befall praktisch aller Organsysteme. Eine hohe Assoziation mit dem HLA-B27 ist die Grundlage für eine genetisch determinierte Störung der Immunantwort. Als Auslöser werden unter anderem vor allem bakterielle Infektionen diskutiert.

Bei einigen Patienten schreitet die Krankheit bis zum klassischen Stadium der Bambusstab-Wirbelsäule fort, bei anderen wiederum bleibt die Erkrankung auf die Iliosakralgelenke beschränkt. Aufgrund der entzündlichen Wirbelsäulenveränderungen kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen und damit zu einer verkürzten, schmerzhaften Muskulatur. Typisch sind vor allem nächtliche Schmerzen in der Lumbalregion.

In der westlichen Medizin werden zur Schmerztherapie meist nichtsteroidale Antirheumatika bei Bedarf eingesetzt. Selten ist eine Basistherapie mit Sulfasalazin indiziert. Ein weiteres Standbein der Therapie sind physikalische Therapie und Krankengymnastik. In der östlichen traditionellen Medizin ist die Behandlung muskuloskelettaler Schmerzen mittels Akupunktur schon seit zwei Jahrtausenden bekannt. In vielen wissenschaftlichen Studien konnte die Wirksamkeit dieser Therapie seitdem belegt werden, nicht nur was den analgetischen Effekt betrifft, sondern auch bezüglich der antiphlogistischen immunmodulierenden Wirkung. Letztere wurde vor allem bei allergischen Erkrankungen nachgewiesen. Studien bei entzündlichen rheumatologischen Krankheitsbildern sind dagegen leider bisher nur in ganz geringem Umfang durchgeführt worden.

Schon allein aufgrund der Tatsache, dass in der Akupunktur grundsätzlich mit individuellen, die Konstitution des Patienten einbeziehenden Konzepten therapiert wird, ist es klar, dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, ein und dasselbe Krankheitsbild zu behandeln. Anhand der folgenden Fallvorstellung möchte ich Ihnen exemplarisch einige der möglichen Therapieansätze vorstellen.

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Anschrift der Verfasserin:
Dr. med. Susanna Späthling-Mestekemper
Internistin, Rheumatologie
Josef-Retzer-Str. 47a
81241 München

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