BLÄTTER FÜR KLASSISCHE HOMÖOPATHIE

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie


Tuberculinum

von Gabriele Schwartze-Grossmann

Arzneimittelbesprechung von Tuberculinum

Ergänzung zum Fortbildungskurs 1 "Nosoden" des Samuel Hahnemann Lehrinstituts, Heidelberg.

Die Ausarbeitung erfolgte nach einem vorgegebenen Schema, das für die Arzneimittelausarbeitung am Samuel Hahnemann Institut verwendet wird. Die Überschriften sind im Kursiv- und die Leitsymptome im Fettdruck gedruckt.

Bei der Beschreibung der Symptome der einzelnen Tuberculine finden wir häufig keine klare Zuordnung der Symptome zu dem jeweiligen Tuberculin. Oft wurden pathogenetische und klinische Symptome vermischt mit den Eigenarten von Tuberkulösen und Personen mit tuberkulöser Familiengeschichte. Hering gibt in seinen Guidung Symptoms vorweigend Symptome von Bacillinum Burnett an. Kent stellte Tuberculinum bovinum aus tuberkulösen Lymphknoten eines notgeschlachteten Rindes her und beobachtete die Symptome in der Therapie mit seiner Nosode. Er verwendet u. a. aber die in den Guidung Symptoms aufgeführten Symptome als Indikation für sein Tuberculinum bovinum. Bei Mezger finden wir vor allem Symptome von Tub. Koch und Tub. bac.. Es gab auch Homöopathen, die die Ansicht vertraten, die Tuberculine wären untereinander austauschbar. Dieses ist nach unseren heutigen Gesichtspunkten so nicht zu akzeptieren, denn wenn es bei den einzelnen Tuberculinen unterschiedliche Körpersymptome gibt, ist der Rückschluss erlaubt, das sie sich auch in ihren Ich-, sowie ihren Geistes- und Gemütssymptomen unterscheiden. Des weiteren wurde in Indien und in den USA (Länder des "Kentianismus") vor allem Tub. bov, eingesetzt, während Frankreich und Deutschland Erfahrungen mit Tuberculinum Koch alt sammelte. Empfehlenswert für die homöopathische Behandlung ist der Einsatz von Tuberculinum Koch alt, der Nosode aus dem Alttuberculin, da es sowohl Tuberkelbazillen humaner wie boviner Stämme enthält.

Dadurch erhalten wir eine großes Symptomenspektrum und persönliche Dispositionen und Eigenarten des Patienten kommen nicht zum Tragen.

Tuberculinum

Äußerlich auffällig ist die Abmagerung und der rapide körperliche Verfall. Sie haben eine große Schwäche, können trotzdem nicht ruhig liegen, sondern wechseln immer die Lage. Es sind unruhige Menschen und das drückt sich auf der geistigen Ebene durch Unbeständigkeit und Wechselhaftigkeit aus. Er will reisen, Kinder räumen laufend ihr Zimmer um.

Auf der körperlichen Ebene haben wir diesen Wechsel bei den Symptomen - Schmerzen treten alle fünf Minuten an einer anderen Stelle auf, Juckreiz kommt nach Kratzen an anderer Stelle wieder; Beschwerden befallen ein Organ, dann ein anderes. Schmerzen beginnen plötzlich und hören plötzlich auf. Ein Patient, der Tuberculinum benötigt, fällt oft durch äußerliche Merkmale auf. Er ist häufig sehr schlank, mit flach geformtem und schmalem Brustkorb.

Des weiteren fällt eine starke Körperbehaarung auf, sowie die langen seidigen Wimpern. Selbst Säuglinge, die in der 40. Woche zeitgerecht geboren werden, zeigen einen langen Haarwuchs. Bei der körperlichen Untersuchung werden gehäuft Wirbelsäulenverformungen, wie Kyphose, Lordose oder Skoliose diagnostiziert. Durch familiäre TBC ist die Lunge geschwächt und die Widerstandsfähigkeit herabgesetzt. So kommt es immer wieder zu Infekten der Atemwege, begleitet von einem ausgesprochenen Lufthunger, der sich auch durch die Modalität "Verschlimmerung in geschlossenen Räumen, verlangt stets ein offenes Fenster" ausdrückt. Trotzdem ist ein Patient, der Tuberculinum braucht, von Frieren und Frösten geplagt. Er leidet an kalten Füßen, friert beim Ausziehen und beim Baden. Entblößen verschlechtert immer. Des weiteren sind die Harnwege (Paul Herscue schreibt: "Tuberculinum ist der beste Freund, den die Eltern eines Bettnässers haben können."), der Verdauungstrakt und die Drüsen betroffen, sowie Störungen im Knochenaufbau, sog. dekalzifizierende Polykarie. Wenn die Tuberkulose auf ein psorisches Terrain fällt, hinterlässt sie in der nächsten Generation eine entsprechende Disposition.

Ferner ist Tuberculinum von größter Bedeutung bei extrapulmonaler TBC an allen Organen, sofern sich diese nicht einem Zustand von Aktivität, Fieber oder gar Kachexie befindet.

Besonders bei Tuberkulose der Lymphknoten, der Knochen und Gelenke, der Nieren und Blase, der Genitalorgane, der Haut, der Augen findet es Verwendung.

Bei einer aktiven Tuberkulose ist Tuberculinum allerdings kontraindiziert.

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Der Beitrag wird fortgesetzt

Literaturverzeichnis:

  • Mezger, Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre
  • Rampold, Mindmat
  • H.C. Allen Nosoden
  • H.C. Allen, Leitsymptome
  • Clarke, Der neue Clarke
  • Julian, Nosoden
  • Lippe, Arzneimittellehre
  • Kent, Repertorium
  • Paul Herscue, Die homöopathische Behandlung der Kinder

    Anschrift der Verfasserin:
    Gabriele Schwartze-Grossmann
    Desingweg 3
    80686 München

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