FACHFORUM

Kalium und Cholin

von Ulrich Olshausen

Kalium, ein Katjon; Cholin, ein Katelektrotonikum und Katjon. Synergismus des organischen Moleküls Cholin als Katjon mit dem Katjon K. Die Bedeutung der Methylgruppendonatoren, des Cholins und K für die endotheliale Funktion der lntima, für Gefäßschutz und Enervierung. Die chron. Phytinvergiftung mit Störung der Methylierungsprozesse. Forschungsergebnisse beweisen die Bedeutung der Mineralstoffe! Emil Abderhalden 1923: "... es ist von größter Bedeutung, dass die meisten Seetiere nur in einer Mischung von annähernd 100 Molekülen Kochsalz, 2,2 Molekülen Kaliumchlorid und 1,5 Molekülen Calziumchlorid längere Zeit am Leben bleiben. Die gleichen Salze treffen wir auch im Blut in gleicher Konzentration an; daß für die Entwicklung von befruchteten Eiern von Seeigeln zu Larven Na, K, Ca, Cl, SO4, H2CO3 unbedingt erforderlich sind, ferner muss ein kleiner Überschuss an OH-Jonen vorhanden sein." (1)

Als Student hörte ich 1952 Herrn Prof. Siebeck, Heidelberg, der vor Digitalisierung Bettruhe und Safttage verordnete. Später entdeckte Prof. Aschenbrenner, Hamburg, die Bedeutung des Kaliums. Danach starben weniger Patienten bei Digitalisierung, Salyrganentwässerung, Ascitesbehandlungen, im diabetischen Coma nach Insulingaben durch Kaliummangel.

Bei normaler Ernährung und Zufuhr von K und Magnesium als - Aspartat wird der erhöhte Blutdruck gesenkt durch vermehrte Na-Cl-Ausscheidung. Bei Diabetikern gleichen sich dadurch die Mineralverluste durch Hydratation aus. (2, 3, 3)

"Wie wichtig die Elektrolytkonzentrationen im Körper für die physiologischen Anforderungen zur Regeneration von Eiweiß zur Eiweißsynthese - bei optimalem Angebot von Aminosäuren, Vitaminen und gutem Zusammenspiel von Stoffwechsel-Drüsentätigkeit und guter Durchblutung ist, ergibt sich daraus, dass Fehlen von Kalium zum völligen Versagen der Eiweißsynthese mit folgender Proteinerschöpfung und zum Tode führt." (4)

Herr Prof. Fleckenstein (5), der Entdecker der Bedeutung der Calciumantagonisten, erforschte die Probleme des K / Na-Austausches an der Grenzmembran und erfand die K /Na-Pumpe: Der Austausch von K und Na im tätigen Muskel sind die stofflichen Grundlagen der elektrischen Erregungsphänomene mit Ladungsänderungen, bewirkt durch die K-Na-ATPase.

Es gibt nach Fleckenstein Katelektrotonika, das sind depolarsisierende Kontrakturstoffe wie Coffein, Cholin, Veratrin, Nicotin, Chinin. Sie sind in der Lage, die Permeabilität der Muskelmembranen für Katjonen reversibel und irreversibel zu steigern und so das Membranpotential unter K-Austritt mehr oder weniger zu senken. Anelektrotonika-Lokalanaesthetica sind nach Fleckenstein polarisierende Stoffe, mit Abdichtung der Grenzmembran. Die Repolarisation erfolgt mit Aufwand oxydativer Energiezufuhr mit Einstrom von K in die Zelle und Ausstrom von Na aus der Zelle.

Cholin, ein nicht permeables organisches Molekül, das intracellulär gebildet wird, ist eine starke Base und nach Fleckenstein ein Katelektrotonikum.

Die Bestimmung des K-Spiegels ist mit Fehlern verbunden, denn der intrazelluläre K-Spiegel ist nicht direkt messbar - er ist wichtiger als der K-Spiegel des Serums.

Alle chemischen Methoden zum Cholinnachweis sind auch Fällungsmittel für K. (6)

Es ist auffällig, dass alle K-Nachweismittel auch Fällungsmittel zum Cholinnachweis sind. Die hypothetische Frage sollte erlaubt sein: Verhält sich das organische Molekül Cholin wie das Katjon Kalium? Kann Cholin K ersetzen?

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Literatur

1. Abderhalten, E. 1923, Physiol. Chemie, II. Teil, S. 174, Urban & Schwarzenberg
2. "Salzverzicht muss nicht sein", Ärztliche Praxis XXXVII, Jg. 56, S. 2298
3. "Acethylcholin, Kalium, Herzflimmern, Kaliumsubstitution senkt den Druck!", Ärztl. Praxis No. IX. S. 45 (§ 11.57) "Kalium, seine zentrale Bedeutung für Erregungsleistung", Fortschritte der Medizin, 116 Jg. (1998) No. 17, S. 48-51
4. Ergebnisse der med. Grundlagenforschung, K. Fr. Bauer, Bd. I 1956, G. Thieme V. Kapfhammer, J.R. Bauer, V. Kapfhammer "Die essentiellen Aminosäuren", S. 303
5. Fleckenstein A. "Elementarprozesse der Muskelkontraktion", S. 259 - 290 K. Fr. Bauer, Ergebnisse der med. Grundlagenforschung, Bd. I
6. Olshausen, Ulrich, Inauguraldissertation "Versuche zur Synthese von C14-marierten Cholin und zum Nachweis von Cholin in kleinsten Mengen"
7. Strack, E., E. Neubauer und H. Geissendörfer: Z. Physiolog. Chemie (1933), 220, 217
8. Kahane u. Levy, Bull. Soc. Chim. biol. (Paris 1937) 19, 959 zitiert aus Documents Geiger, 6. Aufl. 1960, S. 569
Kahane u. Levy, Bull. Soc. Chim. biol. (Paris) 19, 959 (1937);
Mann, T., The Biochemestry of Semen, London (1954) S. 168: "Unmittelbar nach der Ejakulation ist kein freies Cholin nachweisbar - unter dem Einfluss der sre. Phosphatase aus Prostata wird dann allmählich Cholin aus dem Phosphorylcholin und Glycerophosphorylcholin der Samenblasen en in die Freiheit gesetzt und erreicht nach 6 Stunden einen Wert von 2120 mg/100 ml."
9. Keller, EIB., Rachele J.R. und du Vigneaud, V., Biochem. 177, 730 (1949)
10. Andoh, B.Y.A., Inauguraldisseration "Synthese der Cholinhalogenide und des C14 markierten Chlinjodids", "Die Verwendung des C14-Cholinjodids im Tierexperiment".
11. Ich verweise auf die Monographie von Herrn Prof. Uhlenbruck "Immunologische und andere neue Aspekte der Membranmodulation durch L-Carnithin (1993-ISBN -926518-60-X)
12. Olshausen, Gustav, in der Diskussion (1960) über Methylgruppen (1889-1971)
13. Yahar-Matiar, H., Med. Welt Bd. 27/Heft 52/53 S. 2501-2505 "Korrelationen zwischen Magnesium und anderen Elektrolyten Serumelektrolyten bei neuropsychiatrischen Erkrankungen"
14. Haas, Steffen, Vortrag im Rahmen der Nervenarzt-Tagung (1983) "Biochemische Grundlagen der Depression sowie der somatischen Behandlungsmöglichkeiten"
15. IV. Herzforum der Charité (Dez. 95), S. 24-31, A.M. Zeiher "Endothel. Dysfunktion" Cardiovascularia 2/98, S. 11
16. Internist 1997, 38:411-419, Springer Verlag 1997
17. Zylka-Menhorn, Vera, Medizinreport, A-2012 (28) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 31-32, 9.8.99
"Das Endothel vor dem `tödlichen Quintett' schützen"
18. Olshausen, Ulrich, "Chlamydieninfektion in einer Allgemeinpraxis" ZÄN, Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren, Heft 5, Mai 1997, 38. Jg., S. 353-356
19. "Viele ungelöste Rätsel um Sturzverletzungen im Alter" (Anstieg von 284 % in der Zeit 1970-95)
Jama 281 (1999) 1895-1899, aus ÄP No. 69, 27.8.99
20. Olshausen, Ulrich, "Zur Behandlung des paralytischen Eleus mit Reizstrom", Diadynamischen Strömen "Offenes Forum, Medical Tribune, Nr. 8, 21.2.92, S. 21
21. Lichtwitz, L., "Pathologie der Funktionen und Regulationen", Leiden 1936, A.W. Sijthoff's Uitgeversmaatschappij, Vorwort

Literaturangaben zur Tabelle

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Ulrich Olshausen
Praktischer Arzt
Pinneberger Str. 12
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