FACHFORUM

"Effektive Mikroorganismen - eine neue Dimension in der Symbioselenkung"

von Herbert Flaskamp

Die moderne Zivilisation mit einer rasch wachsenden Weltbevölkerung, sowie die Änderung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten haben zu einem massiven strukturellen Wandel geführt und alte Ordnungen und überkommene Lebensgewohnheiten werden über Nacht ad acta gelegt und durch neue Formulierungen ersetzt. Es ist nicht der Sinn, in einer Wertung dieses Geschehen als negativ zu bewerten oder den Versuch zu machen, es reversibel zu gestalten. Besser ist es, zu akzeptieren, dass dieses Umbruchsgeschehen zur heutigen Zeit gehört und man sollte es auch als Versuch werten, im Sinne einer Lebendigkeit, neue Orientierungsrichtlinien zu schaffen, mit denen die Menschheit in Zukunft zu leben vermag.

Nicht nur die Ernährungsgewohnheiten haben sich geändert! An die Stelle von erprobten Rezepten ist eine Gesellschaft entstanden, in der "Fast Food", Konsum und Konservierung der Lebensmittel zum Alltag gehören, wobei durch die Chemisierung und durch den Zusatz von Zusatzstoffen zu den Lebensmitteln noch nicht absehbare Wirkungen auf den menschlichen Organismus vorhanden sind. Tatsache ist, dass die Darmprobleme der Menschen in zunehmendem Maße ausgehen von einer intestinalen, oxydativen Verdauung, und in weiterer Folge nicht nur das Bindegewebe, sondern auch der Intermediärstoffwechsel in erheblichem Maße belastet wird. Die Zahl der Menschen, die an Pilzerkrankungen, Dysbakterie und fermentativen Störungen leiden, nimmt massiv zu und wie sich an Stuhlproblemen erkennen lässt, gibt es kaum noch Menschen, die eine eubiotische (normale) Darmflora aufweisen. In Kenntnis dieser Zusammenhänge sind in der Vergangenheit zahlreiche Versuche gemacht worden, um die Fehlbesiedlung durch pathogene Keime im Darm durch orale Zufuhr zu ersetzen und gleichzeitig eine Änderung in den Ernährungsgewohnheiten vorzunehmen. Oft werden diese Präparate über Jahre hinweg genommen, wobei man in Intervallen der Nichteinnahme feststellen muss, dass der alte Befund der Dysbakterie weiterhin vorhanden ist, d.h. dass sich keine strukturelle Änderung ergeben hat. Dies sind Gegebenheiten, die sowohl für den Patienten wie für den Therapeuten unergiebig sind, ständig neue Reflexionen und neue Versuche erfordern, um in diesem schwierigen Gebiet weiterzukommen.

Nun haben Forschungsarbeiten an der Dr. Higa Universität in Ryuku in Japan völlig neue Dimensionen in therapeutischer Hinsicht eröffnet. Dort hat man aus 80 verschiedenen Kulturen von Mikroorganismen sogenannte "effektive Mikroorganismen" hergestellt, wobei diese Kulturen verschiedenen Familien angehören. Zum Teil sind es aerobe Organismen, welche Sauerstoff zum Überleben brauchen, jedoch auch anaerobe Organismen, die Stickstoff zum Überleben benötigen. Man weiß, dass Azotobakterorganismen (Bakterien) welche Stickstoff zum überleben brauchen, auf organischem Material gedeihen und Sauerstoff produzieren. Das heißt, was die einen zum Leben brauchen, scheiden die anderen aus. Somit ergibt sich ein Zusammenleben, von Azobakterorganismen und Photosyntheseorganismen in Symbiose. Nun wurden in diesem Begriff "Effektive Mikroorganismen" Stämme kombiniert, welche neben Photosyntheseorganismen Milchsäurebakterien, Hefen, Pilzen und effektiven Aktinomyceten enthalten, die vielschichtig sowohl aerob wie anaerob sind. Nun weiß man, dass die überwiegende Mehrheit der Milliarden von Organismen, die es gibt, sich völlig der Lage entsprechend verhalten, d.h. deutliche Mitläufereigenschaften an den Tag legen und sich in der Gruppe konform mit der Minderheit der dominierenden Organismenstämme verhalten. Das heißt im Letzten, dass immer dann eine Regeneration erfolgt, wenn ein Gleichgewicht vorhanden ist, andererseits aber auch, dass immer dann eine Degeneration die Folge ist, wenn das Verhältnis sich in ein Ungleichgewicht verschiebt. Es müssen also die richtigen Ausgangsbedingungen geschaffen werden, damit die gewünschten Mikrobenstämme in ausgewogenem Verhältnis dominieren, denn wenn sie als Sieger hervorgehen, werden alle Milliarden von weiteren Mikroorganismen, die anders orientiert sind, sich dieser Situation anpassen. Es entsteht ein symbiontisches Milieu, und in weiterer Folge kommt es zu einer Regeneration.

Auch im menschlichen Darm sind ähnliche Vorgänge vorhanden, denn letztlich geht es um den Kampf um die Vorherrschaft. In unserem Darm gibt es über 100 verschiedene Mikrobenstämme, die sich in einem ständigen Kampf um die Vorherrschaft befinden und einmal unterlegene Stämme passen sich der mehr dominierenden Mikrobenpopulation an. Nun ist der Darm ein unerhört kompliziertes Organ, wobei nicht nur die Nahrung, sondern auch fermentative Prozesse, die Sekrete von den Stoffwechseldrüsen, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse von Einfluss sind. Wird nun organisches Material aufgenommen, so kommt es entweder zu einem oxydativen Zerfall, d.h. der Prozess läuft sauerstofforientiert ab, oder auf dem Weg der Fermentation, welcher weitgehend sauerstofffrei stattfindet. Man weiß, dass der oxidative Zerfall wirkungsvoller ist und auch 20x schneller abläuft als die Fermentation, welche immer Gärungsprozesse beinhaltet. Beim oxydativen Zerfall werden große Mengen von Bakterien gebildet, welche auch Schwermetalle auflösen können - ein Prozess, der gerade in unserer Zeit wichtig ist, da im Rahmen der Zivilisation die Menschen von mit der Nahrung zugeführten Schwermetallen belastet sind. Andererseits sind fermentativ wirkende Bakterien wichtig, zur Beseitigung von Fäulnisprodukten, die sehr geruchsintensiv sind. Und diese können sowohl aus oxydativen wie fermentativen Prozessen entstehen.

Durch die Ernährungsgewohnheiten entsteht ein Ungleichgewicht der Mikrobenstämme im Darm, da vom Darm gleichzeitig oxydative wie fermentative Zerlegungsprozesse gefordert werden, weil eiweißhaltige und stärkehaltige Kost gleichzeitig zersetzt werden soll. In der Folge kommt es entweder zu überwiegend oxydativen oder zu einer überwiegend fermentativen Zersetzung. In weiterer Folge entstehen belastende Restprodukte im Darm, die im Rahmen der Resorption zu einer Autointoxikation des Körpers führen. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Immunsystem dauergestresst wird, weil es für den zusätzlichen Entgiftungsprozess kontinuierlich aktiv ist. Es kommt zu einer Dauerschwächung und Krankheitserreger wie auch freie Radikale können nicht mehr in ausreichendem Maße beseitigt werden. Die Folge sind chron. Zivilisationskrankheiten, was bestätigt, was bereits die "Alten" sagen - "Der Tod liegt im Darm"! (F.X. Mayr).

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Bezugsstelle für die "Effektiven Mikroorganismen":
Käsewerk Herbert Plangger
A-6344 Walchsee /Kufstein/Österreich
Durchholzen 22
Tel. 0043/5374/5617

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Herbert Flaskamp
Marienplatz 5/I. Stock
83512 Wasserburg

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