FACHFORUM

Bambus in der Praxis

von Bernd Schuster

Im Dezember 1999 ist mein zweites Buch über die homöopathische Wirkung des Bambus erschienen. Mittlerweile konnte eine große Fülle neuer Erkenntnisse, geheilter Fälle und Informationen zu diesem Mittel gesammelt werden. Viele dankbare Patienten hat dieses Mittel gesund gemacht, die jahrelang, trotz homöopathischer Behandlung, vergeblich auf Heilung und Besserung gewartet haben. Kein anderes der neu geprüften Mittel hat diese Verordnungshäufigkeit, Tiefe der Heilwirkung, Verbesserung der Lebenskraft und Universalität in der Anwendung, wie Bambus.

Der Bambus gehört in den asiatischen Ländern zum täglichen Leben. Er wird in vielfältiger Weise genutzt: als Baumaterial als Wasserleitung zum Bewässern der Felder, als Grundstoff für Papier, als Material für den Hausgebrauch wie Fallen, Käfige, Gitter, Stöcke, Leitern, Becher, Musikinstrumente (z. B. Panflöte), zur Herstellung nicht zerreißbarer Seile und Schmuck. Die Bambussprosse dient als Nahrung.

Bambus ist ein Symbol für Elastizität, Überlebensfähigkeit und Ausdauer. Der Bambus biegt sich im Sturm aber er bricht nicht. Die Blätter werden vom Wind bewegt, aber sie fallen nicht. Bambus wird zur Rekultivierung von erodierten Flussläufen verwendet, da sein dichtes Wurzelwerk die Erde zusammenhält. Der Bambus-Patient ist ebenfalls verwurzelt und bodenständig und versucht seine Dinge zusammenzuhalten. Siehe auch den Repertoriumsnachtrag: Gemüt; bodenständig und Heimweh.

Eine Idee der Bambuskrankheit ist der Mangel an Elastizität im Sinne von Verhärtung, Anspannung, Verspannung oder Steifigkeit. Elastizität oder Flexibilität ist ein gesunder Zustand. Man ist in der Lage, Enttäuschungen, Überlastungen oder das Fehlen persönlicher Lebensfreude und Befriedigung auszubalancieren, auf später zu verschieben.

Die Bambuskranke, oft eine Frau und Mutter, hat dieses Aufschieben von persönlicher Zufriedenheit und Befriedigung so lange vollzogen, bis sie fühlt, dass es nicht mehr so weitergehen kann. Sie ist vom Alltag, der Versorgung der Kinder, des Hauses, eventuell durch eine zusätzliche Arbeitsstelle oder die Pflege kranker Angehöriger erschöpft und stellt sich die Frage, wann es denn endlich auch einmal um SIE geht, wann den endlich einmal IHRE Bedürfnisse nach Freiheit und Entwicklung an die Reihe kommen.

Sie steht in einer Lebenssituation, in der die Entscheidung "Flüchten oder Standhalten" ansteht. Es ist kein Raum und keine Kraft mehr für Flexibilität vorhanden. Es ist ein Zustand der eine Veränderung im Leben einfordert, eine Möglichkeit Ballast abzuwerfen und Erholung und Unterstützung zu finden.

Am Anfang stehen oft Versuche etwas mehr an persönlicher Freiheit zu erreichen, eine Stunde abends, wenn die Kinder im Bett sind, der Mann schon schläft, einen Abend in der Woche, an dem man mit der Freundin allein ausgeht, ein Kurs in Joga oder Autogenes Training an der Volkshochschule. All diese Aktivitäten aber führen nur zu zusätzlichem Terminstress, zu keiner wirklichen Entspannung. Die Bambuskranke kann ihr schlechtes Gewissen nicht überhören, es mahnt ständig: "Du bist noch nicht fertig mit der Arbeit!" Zusätzlich verschärft wird die Situation dadurch, dass Bambus ein Mittel ist, dass wie sein Komplementärmittel Silicea sehr genau ist, es muss alles perfekt sein, alles muss super sauber sein, die Kinder müssen super angezogen sein, der Haushalt 1 a in Ordnung. Wenn die Bambusfrau schließlich aufgibt vor der Unmöglichkeit alles zu schaffen, kann sie leicht in das Gegenteil verfallen, wie die Prüfung zeigt.

"Es hat alles keinen Sinn!" ist die Devise. Sie hat plötzlich Anfälle von Faulheit und Widerwillen gegen die sonst so intensiv betriebene Hausarbeit. Sie bleibt lange im Bett, vertrödelt die Zeit, bekommt "nichts auf die Reihe", hat nur noch das Gefühl ausruhen zu müssen, ausgebrannt und fertig zu sein. Eine Hoffnungslosigkeit und Weltuntergangsstimmung breitet sich aus.

Das nicht Ausweichenkönnen vor einer konstanten Überlastung führt zu einer Erschöpfung, einem Ausbrennen oder modisch "burn out".

Nichts geht mehr, es sind keine Reserven mehr vorhanden, aber die Anforderungen sind gleichermaßen vorhanden.

Dieses Ausbrennen zeigt die Bambuspflanze in ganz auffallender Weise, sie blüht sich zu Tode, keine Reserven verbleiben in den Wurzeln um ein Überleben zu sichern, es geht bis zum bitteren Ende. Die Bambuskranke fühlt, im Gegensatz zur Pflanze, dieses Ende kommen, sie wehrt sich dagegen, bäumt sich auf, will neue Wege gehen, will vor dem Zusammenbruch fliehen, sucht Hilfe und Unterstützung, um überleben zu können.

Sie stellt plötzlich Forderungen, wird diktatorisch, will allein ausgehen, will Freizeit beanspruchen, fordert vom Mann (oft vergeblich) vehement Hilfe ein.

Ein Bambus-Kasus

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Literatur
Schuster: "Bambus in der Praxis" IBSN 3-9805958-3-8

Anschrift des Verfassers:
Bernd Schuster
Oraniensteiner Str. 50 c
65582 Diez

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