FACHFORUM

Diabetes - oft zu spät erkannt

von Karl-Heinz Claus

Viele Diabetiker wissen nichts von ihrer Krankheit; sie haben keine Beschwerden, keine Schmerzen. Oftmals wird dann erst bei einer Routineuntersuchung an einem einzigen Parameter, an der Erhöhung des Blutzuckers, die Diagnose abgesichert. Nüchtern-Blutzuckeruntersuchungen sind dabei jedoch häufig falsch negativ, aber praktisch nie falsch positiv. Dagegen weisen die postprandialen Blutzuckerbestimmungen (eine Stunde nach Nahrungsaufnahme) den Vorteil auf, dass sie kaum jemals falsch negative Ergebnisse liefern. Bei Nüchtern-Blutzuckerwerten über 120 mg/dl und bei postprandialen Werten über 180 mg/dl ist ein manifester Diabetes mellitus anzunehmen. Bei 160 bis 180 mg/dl tritt Zucker auch in den Harn über. Da es (in seltenen Fällen) auch unspezifische Zuckerausscheidungen im Urin geben kann und auch Gesunde nach großem Zuckergenuss Zucker im Harn ausscheiden, wobei jedoch der Blutzuckergehalt normal bleibt, muss bei Harnzuckermessungen die Diagnose durch einen zusätzlichen Blutzuckerwert erhärtet werden. Der Blutzuckerspiegel steigt jedoch mit zunehmendem Alter auch bei gesunden Personen langsam an, und zwar nüchtern und auch postprandial.

Der "verschreibungspflichtige" Typ-I-Diabetiker

Beim Manifestwerden der Krankheit sind diese Patienten in der Regel unter 40 Jahre alt. Man spricht deshalb auch vom "jugendlichen" Diabetes, obwohl man wohl kaum einen Enddreißiger noch als Jugendlichen bezeichnen kann. Da bei Typ-I-Diabetes die Bauchspeicheldrüse kein eigenes Insulin mehr produziert, muss täglich Insulin gespritzt werden. Der Verschreibungspflicht von Insulin zufolge, sind die Betroffenen auf ärztliche Behandlung angewiesen; sie nehmen aber oftmals die Beratung des Heilpraktikers in Anspruch und erwarten dabei zwar nicht einen Eingriff in die medikamentöse Therapie des Arztes, wohl aber effektive Empfehlungen zur Vermeidung von Begleitkrankheiten, wobei verbesserte diagnostische Kriterien und eine gute Stoffwechseleinstellung und Diät im Rahmen einer sinnvollen Lebenseinstellung des Patienten, dessen Lebenserwartung und Lebensqualität weitgehend in normalen Bahnen verlaufen lässt.

90% sind Typ-II-Diabetiker

Eine Zuckerkrankheit vom Typ II bleibt in den meisten Fällen etwa fünf Jahre unerkannt und tritt dann bevorzugt nach dem 40. Lebensjahr auf. Deshalb wurde bisher von "Altersdiabetes" gesprochen, obwohl ein Mitvierziger nicht unbedingt ein alter Mann ist. Im Gegensatz zum Typ-I-Diabetiker produziert die Bauchspeicheldrüse bei Typ-II-Diabetes oft über Jahre hinweg noch genügend Insulin. Der Organismus ist dafür jedoch nicht mehr empfindlich genug und muss somit ständig mehr Insulin produzieren, als normalerweise nötig wäre. Auf Dauer ist dabei oftmals auch die Verordnung oraler Antidiabetika erforderlich. Bei ständiger Überforderung muss ggf. auch beim Typ-II-Diabetiker Insulin injiziert werden.

Ob "verschreibungspflichtig" oder nicht.
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Literatur:
Bruns, Prof. Dr. Waldemar: Seminar Hausarztpraxis 6 (1996).
Mehnert, Prof. Dr. Hellmut: Der Kassenarzt 27-28 (1995) und Seminar Hausarztpraxis (1996).
Sachse, Prof. Dr. med. G.: Der Praktische Arzt 10 (1994).

Anschrift des Verfassers:
Karl-Heinz Claus
Kirchbachstraße 24
77815 Bühl

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