KREBSFORUM

Tumordestruktive Wirkungen hochdosierter Applikationen eines Extraktes aus Viscum Album L.* im Verlauf eines metastasierten Ovarialkarzinom

Eine Falldokumentation

von Manfred D. Kuno

Zusammenfassung

Der hier beschriebene Fall dokumentiert den Verlauf eines primär metastasierten Ovarialkarzinoms (FIGO III). Die Literatur weist für solche Patientinnen eine mediane Überlebenszeit nach Chemotherapie (mit oder ohne Cisplatin) von 20 Wochen aus (4).

Die mit hochdosierten intravenös applizierten Mistelextrakten mehrfach behandelte Patientin zeigte sich in der Gesamtüberlebenszeit von 240 (!) Wochen nach Diagnosestellung weitgehend frei von tumorspezifischen Symptomen. Die Obduktion nach dem Tod durch Rechtsherzversagen erwies weitgehend nekrotisierte Restfiliae und entzündlichen Infiltraten im Bereich dieser Metastasen. Der Fall kann zweifelsfrei als Beleg für eine ausgezeichnete Lebenszeitverlängerung bei hoher Lebensqualität im Falle eines metastasierten Ovarialkarzinoms gesehen werden. Darüber hinaus belegt (angesichts fehlender weiterer Therapien) dieser Verlauf eine offenbare tumordestruktive Wirksamkeit der angewandten Therapie.

Vorbemerkung

Die Mistel gehört heute zu den bestuntersuchtesten Pflanzen. Den heute weitgehend aufgeklärten Inhaltsstoffen werden, parenterale Applikation vorausgesetzt, sowohl zytolytische (Viscotoxine), zytostatische (Lektine) sowie immunmodulierende Wirkungen (Gesamtinhaltsstoffe) nachgesagt. Der hier dargestellte Fall einer dokumentierten Tumordestruktion durch wiederholte intravenöse Gabe von wässrigen Auszügen aus der Mistelpflanze (Vysorel) wurde bereits andernorts als Kasuistik zur Diskussion gestellt (1). In der Zwischenzeit konnten einige der letztlich offene Fragen aus diesem Behandlungverlauf dadurch beantwortet werden, daß uns der Obduktionsbericht der behandelten Patientin, und letztlich an Herzversagen verstorbenen Patientin vorliegt. Dieser weist zweifelsfrei auf tumordestruktive Wirkungen intravenös applizierter hoher Dosen des verwandten Mistelextraktes nach.

Der Verlauf dieser gut dokumentierten Behandlung legt, zusammen mit den bisherigen Kenntnissen um die Wirkung mistelhaltiger Präparate, den Gedanken an die Möglichkeit nahe, mittels gut dosierter Phytopharmaka eine überraschend lange Tumorwachstumskontrolle in der Naturheilpraxis zu erreichen. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Einzelbeobachtung durch ähnliche dokumentierte Berichte aus Naturheilpraxen bestätigen läßt.

Einschränkend sei darauf hingewiesen, daß das hier eingesetzte Mistelpräparat, im Gegensatz zu anderen Viscum-Album-Präparaten, wie Eurixor und Lektinol, bislang nur für die subcutane Applikation zugelassen ist. Hieraus folgt, daß die ausgeführte Applikationsform angesichts medizinische und rechtlicher Risiken nur erfahrenen Anwendern anempfohlen sei (zu diesem Problemrahmen habe ich andernorts bereits berichtet, s. Kuno MD: Krebs in der Naturheilkunde, 130, R. Pflaum Verlag, München 1998).

Intro

Das Ovarialkarzinom macht etwa 4 % aller Malignome aus, etwa 1-2 % aller Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Ovarialkarzinom. Die Prognose ist hier in der Regel schlecht, zum einen aufgrund des schnellen Wachstums, zum anderen wegen der meist späten Erkennung dieser Karzinomform im Stadium III oder IV nach der FIGO-Klassifikation (metastasiertes Stadium). Die Ursache ist unbekannt, als Kausal- oder Risikofaktoren gelten genetische Prädispositionen (familiäre Häufung, Genmutation mit Verlust der Tumorsuppressorfunktion des BRCA-1-Gen).

Das therapeutische Vorgehen strebt eine weitestgehende Tumorelimination durch exzessive operative Techniken an (totale abdominale OP unter Entfernung beider Ovarien, Uterus, Omentum major und minor, pelvine und paraaortale Lymphknoten, Appendix und aller makroskopisch sichtbaren Absiedlungen).

Eine anschließende, adjuvante Chemotherapie ist üblich, zumal das Ovarialkarzinom zu den chemotherapiesensiblen Tumoren zählt. Verwandt werden in der ersten Zytostase meist Kombinationen aus Platin (Cisplatin/Carboplatin), dem Eibenextrakt Taxol (Taxotere®) und Cyclophosphamid (Endoxan®). Allerdings zeigt die Statistik, daß sich hier nur in rund 50 % der Fälle eine anhaltende Vollremission erreichen läßt. Für die Verlaufskontrolle entscheidend ist die Beobachtung des Markers CA 125 (Normbereich < 35 U/ml). (2) Zur Frage der Wirksamkeit üblicher, platinhaltiger Chemotherapien, die sich auf die Lebensqualität der behandelten Frauen deutlich supprimierend auswirken, existieren durchaus auch kritische Stimmen, zumal vergleichende randomisierte Studien (Cisplatin versus nicht-Cisplatin bzw. sofortige versus verzögerte Chemotherapie) fehlen. (3)

Strahlentherapie ist aus Gründen der Strahlensensibilität abdominaler Organe (Darm, Blase, Leber) unüblich, Ansätze aus der Immuntherapie mit z. B. BCG, Corynebakterium parvum, Interferonen, aktiv-spezifischer Immuntherapie (ASI) oder Gabe von Interleukin 2-aktivierten Lymphozyten (LAK), haben bislang keinen Eingang in die übliche Therapie gefunden. Lediglich die intraabdominale Applikation von Tumor-Nekrose-Faktor-a konnte in der Behandlung des Ovarialkarzinomassoziierten Ascites in bis zu 90 % eine dauerhafte Rückbildung bewirken. (siehe unter 2, S. 775)

Vorgeschichte

Im Juni 1997 stellte sich eine 74jährige Patientin in der Praxis mit der Fragestellung nach einer biologisch orientierten Zusatztherapie/Nachbehandlung ihrer Krebskrankheit vor. Zur Zeit der Aufnahme besteht der dringende Verdacht einer Progression eines in 1994 gesicherten, primär zytostatisch effektiv behandelten, metastasierten Ovarialkarzinoms. Eine von klinischer Seite vorgeschlagene, neuerliche Chemotherapie lehnt die Patientin aufgrund der während der ersten Zytostase erlebten schweren Nebenwirkungen strikt ab.

Aufnahmebefund:

74jährige Frau in gutem AZ und EZ (47 kg, 156 cm). Die Patientin ist voll orientiert und über die Bedeutung ihrer Erkrankung (nebst klinisch-statistischer Prognose) informiert. Blutdruck, Puls und Herzaktion regelrecht. Der Perkussions- und Auskultationsbefund der Lunge entspricht einer seit langem bekannten, ausgeprägten asthmoiden Emphysembronchitis (Patientin ist Asthmatikerin und starke Raucherin).

Das Abdomen ist weich, keine Resistenzen, keine Druckschmerzhaftigkeit. Meteorismus; Stuhl o. B., Miktion o. B., keine tastbaren Lymphknoten inguinal, axillar, supraclavicular, submandibular. Leber und Milz nicht palpabel. Nierenlager frei. WS ohne Klopf- und Druckschmerz.

Mäßiggradiger Alkoholabusus (Wein, Whisky) bei insgesamt deutlich verminderter Flüssigkeitsaufnahme von maximal ca. 3/4 l Trinkmenge/Tag.

Aktuelle Medikation: bei Bedarf Schmerzmittel (Tramal®, Valoron®), corticoidhaltiges Asthmaspray.

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Literatur:
1. Kuno MD. Gibt es Resistenzbildungen von Tumorzellen gegenüber Mistelextrakten? AKODH-INTERN 4(2), Berlin: SynMed, 1999: 78ff
2. Bastert G., Costa SD. Ovarialkarzinom. In: Ostendorf PC, Seeber S. Hämatologie Onkologie. München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg, 1997: 760ff.
3. Abel U. Chemotherapie fortgeschrittener Karzinome. Eine kritische Bestandsaufnahme. Stuttgart: Hippokrates, 1995: 46-47.
4. Ebda: Tabelle 6 (s. 42,43).

Anschrift des Verfassers:
Manfred D. Kuno
Mommsenstr. 55
D-10629 Berlin

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