FACHFORUM

Am Anfang war die Mücke - Baunscheidtismus

von Ellen Wittke-Michalsen

Der Erfinder des Baunscheidtismus wurde am 16. Dezember 1809 auf Baunscheidt bei Hagen in Preußen geboren und lebte später in Endenich bei Bonn am Rhein.

Carl Baunscheidt war seiner Zeit Mechaniker gewesen. 1848 hatte er sein Initialerlebnis, durch welches er zu seiner Heillehre kam. 1874 starb Carl Baunscheidt.

"Eines Tages nämlich, als der Erfinder, der eben auch an einem rheumatischen Handübel litt, unbeschäftigt in seinem Zimmer saß und die Hand auf den Tisch hingelegt hatte, kamen wenige Mücken zugleich auf ihn heran, um sich auf der kranken Hand dreist niederzulassen. Weil sie sich gar nicht wollten abwehren lassen, so ließ er sie in ihrer Zudringlichkeit gewähren. Die Mücken aber stachen. Doch kaum hatten sie ihren zudringlichen Dienst verrichtet, als auch eine fast plötzliche Veränderung mit der kranken Hand vor sich ging. Mit den Mücken war der Schmerz wie fast weggeflogen und einem aufmerksamen Beobachter der Natur konnte nicht lange zweifelhaft bleiben, was diese Veränderung zu Wege gebracht habe. Die Mücke lehrte ihn also das Geheimnis:
wie auf eine ganz einfache und natürliche Weise die eingefangenen Krankheitsstoffe ohne allen Blutverlust aus dem leidenden Theile des Körpers herausgezogen und abgeleitet werden könnten." (Baunscheidt S. 21)

"Durch die Stiche der Mücke entstanden in der Haut Oeffnungen, die eben groß genug waren, gasförmigen, krankmachenden Substanzen einen Abzug zu gewähren." Zu dem mechanischen Reiz und der reflektorischen Wirkung kam, dass durch den reizenden Saft der Mücken es zu einem langanhaltenden Reiz kam, die kleinen "Abzugslöcher" offen hielt und eine schnellere und lebhaftere Ausscheidung der Krankheitsstoffe möglich war. Als naturwissenschaftlich, doch nicht medizinisch gebildeter Mensch kam er zu dieser Theorie, die sich in der Anwendung und durch Erfahrung bestätigte. (Platen S. 1095) Baunscheidt ging es nicht darum, ob Poren oder Schweißdrüsen, darüber war sich die Wissenschaft noch uneinig, verantwortlich für die Ausdünstungen sind. Ihm war klar, dass die Schweißabsonderung über die Haut angeregt werden muß, so dass Krankheitsprodukte ausgeschieden werden können.

Er entwickelte 1848 den "Dermabiotikon" (Hautbeleberer) oder "Lebenswecker", wie er die mechanische Mücke liebevoll benannte. Das Instrumentarium hat sich im Laufe der Zeit zu einem handlicheren und besser sterilisierbareren Gerät entwickelt, besteht aber immer noch aus 33 feinen Nadeln, die mittels eines Federschneppers mit unterschiedlicher Intensität durch plötzliches Loslassen in die Haut eingebracht werden und sofort wieder herausgezogen werden. Im Gegensatz zur natürlichen Mücke, deren Ziel es ist mit Hilfe ihres Saugrüssels Blut als Nahrung aufzunehmen, wird hier der Blutverlust verhindert bzw. minimiert, es entstehen nur die erwünschten "Abzugswege". Bei einigen Indikationen genügt schon eine "trockene Nadelung". (Abele)

Erläuterungen der Kupfertafel ...

Indikationen:

...

Literatur: 1. Abele, Johann: Propädeutik der Humoralpathologie/Physiologische Grundlagen und Praxis der Aschner-Verfahren, Heidelberg 1992
2. Baunscheidt, Carl: Der Baunscheidtismus. Vom Erfinder dieser neuen Heillehre Carl Baunscheidt, Bonn 1886
3. Broy, Joachim: Segmental-humorale Reiztherapie, Das Baunscheidtverfahren mit GA 301® - Redskin 301®, Köln 1986
4. Grifka, Joachim (Hrsg.): Naturheilverfahren/Bewährte Methoden, Anerkannte Therapien, München, Wien, Baltimore 1995
5. Köhnlechner, Manfred: Handbuch der Naturheilkunde, München 1997
6. Langour, Fritz: Das Wissen der Gegenwart/Naturheilkunde, Berlin/Darmstadt 1969
7. Platen, M.: Die Neue Heilmethode/Lehrbuch der naturgemäßen Lebensweise, der Gesundheitspflege und der arzneilosen Heilweise, Leipzig um 1910
8. Schulz, Stefan u. Müller, Irmgard (Hrsg.): Jahrbuch der Medizinhistorischen Sammlung der RUB, Band 1/1993

Bildmaterial
Aus: Baunscheidt, Carl: Der Baunscheidtismus. Vom Erfinder dieser neuen Heillehre Carl Baunscheidt, Bonn 1886, Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, Märkisches Ufer 16-18, 10179 Berlin

Anschrift der Verfasserin:
Ellen Wittke-Michalsen
Diplom-Museologin (FH)
Heilpraktikerin
Kurfürstenstr. 8
10785 Berlin

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