DISKUSSIONSFORUM

Persönliche Herausforderungen an einen Heilberuf

Zunächst hatten wir hier im Diskussionforum die Frage der berufsständischen Professionalisierung, Qualitätssicherung und Transparenz diskutiert. Inzwischen haben "Die Deutschen Heilpraktikerverbände" eine erste "Richtlinie für die Vergabe von Qualitätsnachweisen von Diagnose- und Therapieverfahren" einvernehmlich verabschiedet für den Bereich der "Ozontherapie.

Anschließend wurde eine Impfdiskussion geführt, die die Probleme um das Impfen herausschälte, aber auch eine klare Absage an die Illusion der Möglichkeit homöopathischen Impfens erbrachte. Parallel zur Herausgabe unseres "Naturheilpraxis Spezials - Ethik in der Komplementärmedizin" hatten wir hier einen Beitrag des Kollegen Michael Martin zur Diskussion gestellt, der sich mit den persönlichen Herausforderungen an unseren Heilberuf befaßt hat. Wir sind der Meinung, daß teifgreifende Probleme nicht dadurch gelöst werden, daß man schweigend darüber hinweggeht (nach dem bewährten Verbandsmotto; "Bloß keine schlafenden Hunde wecken"), sondern daß man durch Aussprache einen Gewinn an Klarheit und somit auch eine Hilfe im Praxisalltag und in der Summe einen Fortschritt für den Berufsstand erzielen kann, der mit evtl. Qualifizierungsmaßnahmen korrespondiert. - Redaktion

Der Artikel von Herrn Martin hat mich zu folgenden Zeilen inspiriert: Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem beeindruckenden Artikel. Sie formulieren meisterhaft auch meine Gedanken!

Leider viel zu selten in unseren Kreisen findet man kritische Worte und die Bereitschaft zur Nabelschau. Und dennoch ist es aus Gründen der Verantwortung dem Patienten gegenüber absolut notwendig, ein wenig selbstkritischer miteinander umzugehen.

Leider fehlt dafür die Kultur und die Tradition nahezu gänzlich. Wir haben keinen vorgeschriebenen Ausbildungsweg und leider, leider auch keine Supervisionspflicht.

Hätten wir sie, würde es besser darum stehen. Ihre Gedanken stoßen aber auch auf eine neue HP-Ära: Der Hp ist nicht mehr der Geheimtip, nicht mehr der Ex-Bertelsmann Topmanager, nicht mehr der Sekundenphänomen-"Dran ist schon drin!" Oskar-hoppla-tut-ja-gar-nicht-weh, ist nicht mehr die andere Medizin in Deutschland, nicht mehr der easy-going-Medizinman/-frau.

Sondern: Ja, Was denn eigentlich? Auslaufendes Modell (wie ein Kollege aus Westfalen) mal meinte? Jedenfalls ein nachdenklicher und identitätssuchender Medizinmann / Frau.

Vor 13 Jahren hatte ich die gleichen Gedanken wie Sie (übrigens hervorgerufen durch eine psychotherapeutische Ausbildung mit ausgiebiger Selbsterfahrung) gepaart mit dem Frust über mein Einzelkämpferdasein. Dann habe ich beschlossen, aktiv zu werden und habe einen Fachfortbildungskreis mit 8 Kollegen ins Leben gerufen, den "Winner's Club" (Der Weg ist das Ziel...). Inzwischen haben wir uns zum 26. Mal getroffen, uns für 3 Tage in einen schönen Tagungsort eingemietet und tatsächlich Fortbildung, Nabelschau, gegenseitige Kritik und Selbsterfahrung pur gehabt. Auch die Diskussion um das Thema Impfen hat uns schon intensiv beschäftigt. Gelegnetlich haben wir gezielt Referenten eingeladen. Das funktioniert, das macht Spaß. Und ich empfehle allen Kolleginnen und Kollegen es uns gleichzutun. Das kann ein Verband nicht leisten, da die Chemie einigermaßen stimmen muß, und die ist bekanntlich verbandsübergreifend.
Mit freundlichem Gruß !

TH. Hollmann
Heilpraktiker, NLP-Trainer.
Wittener Str.4, 42277 Wuppertal
Mitglied Nr.08165 im Fachverband Deutsche Heilpraktiker
Telefon: 0202 / 665564
Fax: 0202 / 2641469

PS: Ich betreibe eine Vollerwerbspraxis seit 1980, vorher 7-jährige Ausbildung, davon 4 Jahre in unterschiedlichen Assistenzstellen quer durch Deutschland und dennoch: Fortbildung macht auch jetzt noch Spaß!


Super-Visionen statt HÜVmbH

Diskussionsbeitrag zum Artikel "persönliche Herausforderungen an einen Heilberuf" von Michael Martin

NHP 02/2000, Seite 290 ff.

Dem Kollegen Martin scheinen einige gute Geister beim Verfassen seines Neuen HP-Testaments über die heilpraktische Schulter geschaut zu haben ! Ich kann einige, ja fast die meisten Thesen und Antithesen seiner Dissertation voll und ganz bejahen, ohne in ein kollegiales Wackel-Dackel-Syndrom fallen zu müssen.

Was läuft nicht alles quer seit Jahren in den nunmehr kräftig gewachsenen Heilpraktikerkreisen und Therapeutenzirkeln an Eitelkeit, Hybris und Wunschdenktherapie. Von den erdfernen Berufsverbänden und Dachorganisationen ganz zu schweigen. Da sollten auch mal die Zielsetzungen und Finanzgebaren der Präsidiumsenten durchleuchtet werden - Basisdemokratie hin oder her.

Sein (MM`s) nerviges Bohren in der nichtvorhandenen Wunde, sich selbst am Behandlungserfolg oder auch Misserfolg messen zu wollen und das Mittel zum Zweck zu heiligen, kann ich durchaus bestätigen. Der virtuelle, meist jedoch reale Dissens zwischen "guter"(das sind wir) und "böser" (die anderen) Medizin produziert nun mal entweder den Schlaf der selbstverleugnenden Unvernunft oder die Geister, die man rief und nicht mehr loswerden kann. Auch ich fasse mich an die Nase und bemerke, daß die Motive und Inhalte meines (therapeutischen) Handelns kontinuierlich geprüft und wirklichkeitsnah gewichtet werden sollten. Beispiel: meine Anregung auf diversen Fragebögen bei Fortbildungsveranstaltungen betreffs Supervision oder spezifischen Übungen zur therapeutischen Selbsterkenntnis ist bisher m.W. nicht aufgegriffen worden. Das hat mancherlei Gründe und wird auch kein Problem der Pharmaindustrie sein, sondern den Verbänden und Vereinigungen eines fernen Tages auffallen.

Wie dem auch sei, bei diesem knallharten Verdrängungswettbewerb unter Kassenärzten, Krankengymnasten, Masseuren, Fußpflegern, Lebensberatern, Kosmetikerinnen und irgendwelchen Heilpraktikern wundert´s mich nicht. Selbstverständlich fängt hier die (hoffentlich endlose) Grundsatzdebatte an, was denn nun Qualität im therapeutischen Denken und Tun beinhaltet und wie diese zu definieren sei. Gerade bei einem bunten Völkchen wie der Heilpraktikerzunft gerät diese Absicht in´s Trudeln, weil soviele Haare eines Kopfes nicht über einen Kamm mit drei Zinken geschert werden können.

...

Jean P. Lange
Heilpraktiker
Postplatz 1
74348 Lauffen a. N.



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