WENN ESSEN KRANK MACHT...

Wozu ernährungswissenschaftliche Beratung bei Eßstörungen?

von S. Riefke und M. Zwiener

Die ernährungswissenschaftliche Beratung stellt einen festen Baustein während des Aufenthaltes bei ANAD e.V.-pathways dar. Sie ist notwendig, um nach oft jahrelanger Unter-, Fehl- oder Mangelernährung, eine umsetzbare und bedarfs- sowie bedürfnisgerechtwerdende Ernährungsform zu finden.

Folgende ernährungswissenschaftlichen Angebote haben sich bei ANAD e.V.-pathways als sinnvoll erwiesen:

Grundlage für diese Beratungsangebote sind didaktisch und methodisch etablierte sowie selbstkonzipierte Beratungskonzepte, die speziell auf dieses Klientel zugeschnitten wurden.

Der Ansatz der ernährungswissenschaftlichen Einzelberatung ist personzentriert. Inhaltlich geht es in der Ernährungsberatung bei Essstörungen um:

Die Aufgabe der Ernährungswissenschaftlerinnen ist es, die Klientinnen bei der Entwicklung ihrer eigenen Ernährungsform zu unterstützen. Hierzu werden die eigenen Bedürfnisse bewußt gemacht und ressourcenorientierte Lösungsstrategien gemeinsam erarbeitet. Hieraus wird deutlich, dass es mit einer einmaligen Ernährungsberatungsstunde nicht getan ist, sondern eine begleitende Beratung über einen längeren Zeitraum erforderlich ist.

Die Ernährungsberatung bei ANAD e.V.-pathways im Anschluss eines Klinikaufenthaltes beinhaltet, insbesondere die Stabilisierung der während des Klinikaufenthaltes erreichten Ernährungsform, dessen praktische Umsetzung in den Alltag und die weitere Annäherung an ein "normales" Ess- & Ernährungsverhalten.

Der Ansatz der ernährungswissenschaftlichen Gruppenberatung ist die themenzentriert.

Es handelt sich hierbei um eine in sich geschlossene Gruppe, in der präventiv-medizinische und ernährungsphysiologische Aspekte besprochen werden.
Von den Teilnehmerinnen wird eine regelmäßige Teilnahme erwartet und gefordert, sich gemeinsam mit den anderen Gruppenteilnehmerinnen auseinanderzusetzen. Dies geschieht über Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit sowie Wahrnehmungsübungen (u.a. Genussschulung).

Ziel ist es, das eigene Ess- & Ernährungsverhalten kritisch zu reflektieren, Rückmeldungen von den anderen Teilnehmerinnen zu erhalten, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu kennen sowie Alternativen zu entwickeln, um neue Verhaltensweisen auszuprobieren.
Die Aufgabe der Ernährungswissenschaftlerinnen ist es, den Austausch und die Diskussionen der einzelnen Gruppenteilnehmerinnen zu moderieren und die Ergebnisse zusammenzufassen.

Der Ansatz beim gemeinsamen Kochen und Essen ist erlebnisorientiert. Die Teilnahme ist - soweit nicht anders vereinbart - freiwillig. Hier bietet sich die Möglichkeit, einen neuen Zugang zum Essen und Trinken zu bekommen und die Theorie aus Einzel- und Gruppenberatung in die Praxis umzusetzen. Inhaltlich geht es um die Bereiche: selbstverantwortliche Zusammenstellung von Mahlzeiten (Transparenz bei der Essenszubereitung), Auswahl von Lebensmitteln, eigenständiges Portionieren sowie Sensibilisierung von Appetit, Hunger und Sättigung.

Ziel ist es, sich wieder auf die Körpersignale Appetit auf etwas, Hunger und Sättigung verlassen zu können, realistische Portionsmengen auswählen zu können und ggf. die Verwendung von Light-Produkten zu verringern.

Die Inhalte der ernährungswissenschaftlichen Arbeit bei Essstörungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Es geht nicht darum, einen perfekten Ernährungsplan nach allen Kriterien der Ernährungsphysiologie zu erstellen. Sondern vielmehr darum, einem individuellen, umsetzbaren Ess- & Ernährungsverhalten näher zu kommen, indem Spaß und Genuss wieder eine größere Rolle spielt.

...

Anschrift der Verfasser:
Dipl. oec.-troph. Sonja Riefke
Dipl. oec.-troph. Michaela Zwiener
ANAD-pathways
Pilotistr. 6
80538 München

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 2/2000

Naturheilpraxis 2/2000