WENN ESSEN KRANK MACHT ...

Das aktuelle Interview: ANAD-PATHWAYS

Zuflucht für Menschen mit Eßstörungen

Das nachfolgende Interview führte Dr. Hellmuth Schuckall, Redaktion Naturheilpraxis, mit Herrn Andreas Schnebel, Leiter der renommierten Münchner Therapieeinrichtung für eßgestörte Menschen ANAD-PATHWAYS:

N: Herr Schnebel, die Publikumspresse ist voll mit dem Thema Eßstörung, so als sei dies das Problem unserer Zeit schlechthin. Was versteht man denn unter Eßstörung und gleich eine 2. Frage, wie begreift sich hierzu Ihre Therapieeinrichtung ?

S: Wir hier bei ANAD kümmern uns schon seit unserer Gründung vor etwa 15 Jahren um bulimische, magersüchtige und übergewichtige junge Menschen, die früher nicht selten von der üblichen ärztlichen Therapie ausgeschlossen waren, weil man darin keine krankheitswertige Diagnose gesehen hatte. Das hat sich allerdings mittlerweile grundlegend verändert. Jeder kann einmal in Situationen kommen, wo ihm sozusagen das Essen vergeht. Man denke nur an Liebeskummer, eine Trauerphase oder übermäßigen Streß, so daß die Grenzziehung zwischen einer pathologischen Eßstörung und einer, wenn ich so sagen darf, punktuellen, auf einen aktuellen Konflikt hin eingetretene, gar nicht so klar ist. So kommen zu uns auch Klienten, die sich einfach mal informieren wollen, ob ihre Schwierigkeiten mit dem Essen schon krankheitswertig sind und die sich von uns hierüber beraten lassen.

N: Was lenkt die Frage in Richtung auf eine Definition. Was muß man unter Eßstörung verstehen? Was heißt dennAnorexie, Bulimie oder auch Binge-Eating-Disorder?

S: Ich darf vielleicht kurz eine Definition aus dem aktuellen DSM-IV-Katalog zitieren. Dort wird Anorexie als eine "Weigerung, das Minimum des für Alter und Körpergröße normalen Körpergewichts zu halten", beschrieben. Ein Gewichtsverlust bis zu einem Körpergewicht von dauerhaft weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts ist zu verzeichnen. Mit zu diesem Syndrom gehören massive Ängste vor Gewichtszunahme, Störungen in der Körperwahrnehmung und ein übermäßig großer Einfluß des Gewichts und der Figur auf das Selbstwertgefühl sowie bei Frauen eine Amenorrhoe.

Unter Bulimie versteht man wiederkehrende Anfälle von Freßattacken, die mit einem Kontrollverlust verbunden sind. Immense Nahrungsmengen werden aufgenommen, um sie dann durch selbst herbeigeführtes Erbrechen wieder loszuwerden, u.U. werden auch gefährliche Mengen von Laxantien eingenommen. Das Erbrechen ist erst mit einem Gefühl der Erleichterung und Befreiung verbunden, auf das nicht selten Depression, Schuldgefühle und Versagensempfindungen folgen, die wiederum mit einer neuen Freßattacke bekämpft werden müssen, - ein Teufelskreis, wie man sich vorstellen kann. Bei Binge-Eating-Disorder handelt es sich um eine Variante der Bulimie, mit den gleichen unkontrollierten Freßanfällen, aber ohne daß es die genannten gegensteuernden Maßnahmen, wie Erbrechen oder z.B. Laxantienabusus gibt. Diese Patientinnen leiden ganz besonders unter ihrer Störung, wegen der starken Gewichtszunahme.

N: Dies Thema wird in den anderen Beiträgen im Heft ja noch mehrfach beleuchtet. Vielleicht sprechen wir jetzt über die Geschichte dieser Diagnose und was dies mit ANAD zutun hat.

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http://www.ANAD-pathways.de

Herr Schnebel, wir danken Ihnen herzlich für die Bereitschaft, mit uns dieses Interview zu führen.

Das Gespräch führte für die Naturheilpraxis Dr. Hellmuth Schuckall



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