DISKUSSIONSFORUM

Persönliche Herausforderungen an einen Heilberuf

von Michael Martin

Zunächst hatten wir hier im Diskussionforum die Frage der berufsständischen Professionalisierung, Qualitätssicherung und Transparenz diskutiert. Inzwischen haben "Die Deutschen Heilpraktikerverbände" eine erste "Richtlinie für die Vergabe von Qualitätsnachweisen von Diagnose- und Therapieverfahren" einvernehmlich verabschiedet für den Bereich der "Ozontherapie (s. hierzu Art. in der Beilage "Politik 2/00". Anschließend wurde eine Impfdiskussion geführt, die die Probleme um das Impfen herausschälte, aber auch eine klare Absage an die Illusion der Möglichkeit homöopathischen Impfens erbrachte.

Parallel zur Herausgabe unseres "Naturheilpraxis Spezials - Ethik in der Komplementärmedizin" möchten wir hier einen Beitrag des Kollegen Michael Martin zur Diskussion stellen, der sich mit den persönlichen Herausforderungen an unseren Heilberuf befaßt. Wir sind der Meinung, daß teifgreifende Probleme nicht dadurch gelöst werden, daß man schweigend darüber hinweggeht, sondern daß man durch Aussprache einen Gewinn an Klarheit und somit auch eine Hilfe im Praxisalltag und in der Summe einen Fortschritt für den Berufsstand erzielen kann, der mit verbandlichen Qualifizierungsmaßnahmen korrespondiert. - Redaktion

Medizinische Ausbildungen vermitteln üblicherweise, daß das Phänomen Krankheit a) ein persönliches Problem des Patienten ist und b) einer adäquaten therapeutischen Konsequenz bedarf. Die durchschnittlichen medizinischen Publikationen, die Weiterbildungskurse und Fachfortbildungen geben keine weiteren oder anderen Impulse. Ausschließlich wird die Situation des Patienten geschildert und der komplexe Prozeß der Therapie und Genesung an irgendeiner therapeutischen Technik festgemacht. Gut daran ist, daß so ein System entwickelt wurde, daß sogar international gleiche Standards bietet. Damit haben alle in der Medizin Tätigen Zugriff auf ein globales medizinisches Netz, das zumindest bezüglich grundlegender Fragen Sicherheit und Verständigungsmöglichkeiten bietet. Die Erkenntnisse und die daraus erwachsenden Möglichkeiten sind enorm, wenn auch teilweise - wie eh und je - von Irrtümern begleitet. Doch wenn wir uns diesen Aspekt der Aus- und Weiterbildung näher betrachten, fällt auf, daß sich bezüglich Krankheit, Therapie und Heilung (Linderung) eine mehr oder weniger vom Therapeuten losgelöste Grundhaltung eingestellt hat: "Krankheit ist die Sache des Patienten und der richtigen Therapie"!

Was ist mein wahres Motiv, in einem Heilberuf tätig zu sein?

Krankheit als Chance. Für Patienten wie für Therapeuten

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Literatur
Skrabanek, P., McCormick, J.: Torheiten und Trugschlüsse i.d. Medizin; Verlag Kirchheim, Mainz 1993
J.Sig. Paulson u. Ewarts G.Loomis "Heilen durch Liebe und Erkenntnis"; Peter Erd Verlag
Ursula Wirtz "Seelenmord - Inzest und Therapie"; Kreuz Verlag
Halpern, H.: "Liebe und Abhängigkeit" Isko-Press, Hamburg 1982
Chopich, E., Paul, M.: "Aussöhnung mit dem inneren Kind"; Bauer-Verlag, Freiburg 1997
Wilson-Schaef, A.: "Co-Abhängigkeit"; Verlag Mona Bögner-Kaufmann, 1986
Kohnstamm, R.: "Praktische Kinderpsychologie"; Hans Huber Verlag, Göttingen 1997
Tannen, D.: "Du kannst mich einfach nicht verstehen"; Kabel-Verlag, Hamburg 1991
Edwards, H.: "Geistheilung"; Verlag Hermann Bauer, Breisgau 1983
Janov, A.: "Das befreite Kind"; Fischer Verlag, Frankfurt 1991
Kurtz, R.: "Körperzentrierte Psychotherapie"; Synthesis-Verlag, Essen 1985

Michael Martin
Schöne Aussicht 14
65232 Taunusstein

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