VITAMINE UND MINERALIEN

Minerale, Vitamine, Spurenelemente und Krebserkrankungen

von Hans K. Biesalski

Die sog. Mikronährstoffe, zu denen Vitamine, Minerale und auch Spurenelemente zählen, sind für die Entwicklung und die Gesundheit des Menschen unentbehrlich (essentiell). .Nur die wenigsten können gespeichert werden, so daß eine unzureichende Zufuhr mit der Ernährung sehr rasch zu mehr oder weniger stark ausgeprägten Defiziten und damit zu Störungen der Funktion von Zellen und Organsystemen führen kann.

Zwar können vorübergehend Defizite durch unterschiedlichste Stoffwechselregulationen ausgeglichen werden, jedoch sind solche kompensatorischen Mechanismen nicht in allen Zellen verfügbar und auch meist nur kurzfristig wirksam. Da Vitamine, Minerale und Spurenelemente eine wesentliche Rolle der Regulation der zellulären Entwicklung und hier auch besonders der Abwehr von schädlichen Einflüssen zukommt, ist die regelmäßige und gleichbleibende Versorgung der Zellen ein entscheidendes Kriterium für einen ausreichenden Schutz unseres Organismus vor den verschiedensten zellschädigenden und damit "krankmachenden" Verbindungen. Hierzu zählen besonders auch solche, die direkt den Zellkern und damit das Erbmaterial erreichen können und auf diese Weise mutagene wie auch karzinogene Effekte verursachen können. Nun ist die Karzinogenität einer Substanz nicht hinreichend, um auf jeden Fall eine Krebsentwicklung auszulösen, sondern es bedarf mehrerer Schritte, damit sich letztendlich eine Krebserkrankung etablieren kann. Nach der Initiierung, d.h. der genetischen Verankerung einer DNA-Veränderung, die eine Störung der Zellentwicklung hin zur neoplastischen Transformation begünstigt, sind in der Phase der Progression weitere Substanzen bzw. Veränderungen an der DNA nötig, um die karzinogene Erbinformation zu "multiplizieren". Letztendlich ist dann noch entscheidend, daß sich an die Phase der Progression eine Phase des neoplastischen Wachstums anschließt, welches sich dadurch auszeichnet, daß es die Grenzen der noch sehr beschränkten lokalen Veränderungen überschreitet und damit zum soliden Tumor führt. In all` diesen verschiedenen Phasen scheinen sowohl einzelne Vitamine wie auch Spurenelemente bzw. Minerale sehr selektiv hemmend in diese Entwicklung eingreifen zu können. Wenngleich die Kenntnisse über die Interaktionen in der Phase der Progression und des neoplastischen Wachstums noch gering sind, zeichnen sich hier erste Erfolge in der Forschung ab.

Allerdings sind die meisten Hinweise auf ein Zusammenspiel zwischen Ernährung und Krebs in der Phase der Initiierung zu finden. Hier scheint die Ernährung ganz wesentlich dazu beizutragen, daß sich eine Tumorzelle gar nicht erst entwickelt, sondern bereits auf der Stufe der "Angriffe" schädlicher Verbindungen ein hemmender Effekt von Nahrungsinhaltsstoffen wirksam wird. Vor allem die zell- und molekularbiologische Forschung hat in den letzten Jahren sowohl eine Vielzahl neuer karzinogener Verbindungen als auch ihre "bioaktiven Hemmstoffe" identifizieren können. Zu den wichtigen karzinogen und mutagen wirksamen Verbindungen zählen die sog. Freie Radikale, oft auch als reaktive Sauerstoffverbindungen (ROS) bezeichnete Substanzen, die hoch reaktiv sind und somit aggressiv gegenüber ihrer Umgebung innerhalb oder außerhalb des zellulären Milieus reagieren.

Diese ROS können durch eine Vielzahl von Vorgängen innerhalb der Zelle gebildet, aber auch von außen zugeführt werden (z.B. Zigarettenrauch, Medikamente). Nicht zuletzt tragen verschiedene Medikamente, Zigarettenrauch, Fehl- oder sehr einseitige Ernährung sowie unterschiedlichste Umweltgifte verstärkt zur endogenen Bildung von ROS bei. So, wie ROS auf dem Wege über die Atmung oder die Ernährung gebildet bzw. zugeführt werden, können auch ihre Inhibitoren in bedeutender Menge über die Ernährung aufgenommen werden. Dies bedeutet, daß einem oxidativen System, welches zur Bildung von ROS beiträgt, ein antioxidatives gegenübersteht, welches diese Bildung kontrolliert, d.h. in Grenzen hält.

Auf diese Weise kann z.B. Betacarotin, ein durch UV-Licht oder auch durch Zigarettenrauch gebildetes reaktives Molekül, den Singulett-Sauerstoff, inaktivieren, indem es seine Energie aufnimmt und in Form von Wärme abgibt bzw. selber eine oxidative Veränderung erfährt, die dann für die Zelle nicht mehr schädlich ist. Auch Vitamin E, eingebunden in die Zellmembran, trägt dazu bei, daß reaktive Sauerstoffverbindungen, die zu erheblichen Veränderungen der Zellmembran führen können (Bildung von sog. Lipidperoxiden), an ihrer membranschädigenden Wirkung behindert werden.

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