VITAMINE UND MINERALIEN

Biochemie nach Schüßler

von Jochen Schleimer

Trotz ihres Alters, ihrer Erfolge und internationalen Verbreitung hat sich die Homöopathie immer etwas schwer getan, eine Volksmedizin zu werden. Anders erging es der Biochemie nach Schüßler: Dutzende von Biochemie- und Volksgesundheitsvereinen haben allein in Deutschland zur Verbreitung dieser einfachen und doch wirksamen Behandlungsmethode beigetragen.

Wie in der Homöopathie geschah der ganz große Durchbruch jedoch in Indien.

Kurzbiographien über Dr. Schüßler und B.S. Darbari

Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler wurde 1821 im Oldenburgischen geboren. Da das Gehalt des Vaters den Besuch einer höheren Schule nicht ermöglichte, bildete sich der Jugendliche zunächst einmal als Autodidakt weiter. Sein Interesse galt dabei zuvorderst den Sprachen. So erlernte er Griechisch, Latein, Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Sanskrit. Doch bald packte ihn die Begeisterung für die Homöopathie und er strebte aufopfernd danach, homöopathischer Laienbehandler zu werden.

Sein Bruder ermöglichte ihm nun eine abgeschlossene Schulbildung und ein Hochschulstudium mit der Auflage, daß Wilhelm Heinrich homöopathischer Arzt würde. Nach erfolgreich beendeter Ausbildung eröffnete Schüßler seine eigene Praxis in Oldenburg. Durch die Fülle der homöopathischen Arzneimittel, mit ihren Hunderten von Symptomen, stets wachsend durch die in jenen Jahren nach häufigen Arzneimittelprüfungen, verwirrten den zur Vereinfachung tendierenden Schüßler. Zur gleichen Zeit publizierte Virchow seine Zellularpathologie, nach der bekanntlich jede Krankheit als Störung der Einzelzelle zu verstehen wäre. Diese Pathologie Virchows wurde durch den italienischen Physiologen Moleschott insofern vereinfacht, als dieser postulierte, daß jede Krankheit durch den Verlust der Zelle an anorganischen Mineralsalzen begründet sei.

Auf diesen beiden Theorien baute Schüßler sein biochemisches Heilsystem auf. Aus der Asche verbrannter Leichen isolierte er 11 Mineralsalze. Diese Mineralsalze (später kam ein zwölftes hinzu), führte er in potenzierter Form dem kranken Organismus zu und erzielte damit erstaunliche Heilerfolge.

Im Jahre 1898 verstarb Wilhelm Heinrich Schüßler. Seine theoretischen Begründungen galten, da sie aus der Anschauung seiner Zeit geboren waren, im Laufe der Zeit als widerlegt. Die Homöopathie jedoch, die er mit seinem System ablösen wollte, existierte weiterhin. Trotzdem fand die Schüßler'sche Biochemie wegen ihrer Einfachheit und ihrer geringen Kosten weite Verbreitung, besonders unter medizinischen Laien und vor allem in Indien. Neue bioelektronische Forschungen von Prof. Vincent (Paris)} scheinen zwischenzeitlich auch die wissenschaftliche Theorie Schüßlers zumindest teilweise zu bestätigen. B.S. Darbari war kein Arzt, sondern Rechtsanwalt am Obersten Gerichtshof von Allahabad in Indien. Trotzdem führte ihn sein soziales Interesse dazu, innerhalb von 55 Jahren, bis zu seinem Tode, mehr als 200.000 Menschen zu behandeln. Buchstäblich keinen Pfennig Geld hat er hierfür verlangt, ganz im Gegenteil - er wendete sogar einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Vermögens zur Verbreitung seiner Schriften und zur unentgeltlichen Verteilung der Medikamente für Bedürftige auf. Die Entdeckung seiner Formeln geht bis in das Jahr 1912 zurück. B. S. Darbari wuchs in einer sehr religiösen Familie auf, in der besonders auf die Erziehung zu öffentlicher Wohltätigkeit Wert gelegt wurde. So war es, von Kindheit an, sein Wunsch, seinen persönlichen Anteil zur Linderung der allgemeinen Not in Indien beizutragen. 1912-1914 studierte B. S. Darbari am Central Hindu College in Benares. Dort lernte er durch einen Studienkollegen die Homöopathie kennen, deren Kenntnisse er sich in kurzer Zeit aneignete. Zwischen 1917 und 1918 behandelte er die Studenten seines Wohnheimes - selbst in schwersten Fällen. Endlich, so schien es ihm, hatte er ein medizinisches System gefunden, das in der Lage sei, das Problem der Krankheit unter den Armen der Welt zu lösen.

Doch im Verlaufe der längeren Beschäftigung kamen ihm allerdings auch die Schwierigkeiten homöopathischer Praxis zum Bewußtsein: Trotz gesenkter Arzneikosten schien ihm die Homöopathie nur begrenzt geeignet, eine echte Volksmedizin zu werden, da diese Heilform eine große Anzahl speziell ausgebildeter Heiler erfordert, die jeden einzelnen Fall individuell behandeln müßten.

1917 lernte B.S. Darbari einen Studienkollegen kennen, der das Heilsystem der Biochemie als Hobby betrieb. Nach einem Medikament "zum Ausprobieren" befragt, nannte dieser Ferrum phosphoricum gegen Fieber. Sooft Darbari dieses Mittel auch einsetzte, versagte es. Nach weiterem Studium des Systems fand er jedoch heraus, daß im Falle des Versagens von Ferrum phosphoricum, Kalium muriaticum gegeben werden sollte. Er mischte daher Ferrum phosphoricum mit Kalium muriaticum in der Annahme, daß hierbei die richtige Medizin schon wirken würde, während die andere reaktionslos im Körper verblieb. Sodann fügte er noch Natrium sulfuricum hinzu und hatte in 90% der Fälle Erfolg. Für andere Krankheiten wurden, im Verlauf von 55 Jahren, Formeln entwickelt, die bei den (in Indien) am häufigsten vorkommenden Erkrankungen ähnlich hohe Erfolgsquoten aufwiesen.

Dieses System ist daher besonders für den medizinischen Laien geeignet. Es gibt ihm ein Mittel in die Hand, zu heilen, wo "Hausmittel" nicht mehr ausreichen, jedoch der Arzt noch nicht einzugreifen braucht. Seinen größten Segen zeigt es aber unbestritten in den Entwicklungsländern, denn zu seiner Ausübung bedarf es keiner ausgebildeten Ärzte. Die Medizin selbst ist unschädlich und dabei hochwirksam, dies bei Kosten, die nur einen winzigen Bruchteil einer "schulmedizinischen Behandlung" ausmachen.

B.S. Darbari verstarb 1975.

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Literaturverzeichnis:
Schleimer, J.: Salze des Lebens, 3. Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart, 1997

Anschrift des Verfassers:
Dr. Jochen Schleimer
Waltramstr. 3
81547 München

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