FACHFORUM

Teebaumöl für die Hausapothek

von Bruno Vonarburg

Im Jahre 1770 erreichte der Seefahrer und Weltenbummler James Cook mit seinem Schiff "H.M.S. Endeavour" die Nordküste Australiens und ging in der Botany Bay an Land. Während er von Deck stieg, wurden er und die Besatzung von einem seltsamen Duft überrascht. Die Gestrandeten fanden in den Sumpfgebieten üppige Bestände von eukalyptusartigen Bäumen, von deren fadenartigen Blättern das entzückende Odeur stammte. Bald darauf machte sich Kapitän Cook mit seinem Begleiter, dem Botaniker Sir Joseph Banks, daran, das Landesinnere zu erkunden. Als sie die New South Wales Gegend erreicht hatten, beobachteten sie, wie die Eingeborenen vom Stamme der Bundjalung Aborigines aus den hellgrünen Blättern des erwähnten Baumes einen erfrischenden Tee zubereiteten. Zu diesem Zweck wurden die Blätter zerdrückt und mit heißem Wasser aufgegossen. Kurzerhand griff Banks nach seinem Reisebuch und gab der ermittelten Pflanze den Namen Teebaum.

Dieser war bei den Aborigines ein traditionelles Naturheilmittel, welches für die verschiedenartigsten Gebrechen verwendet wurde. Insbesondere dienten die Blätter in der Behandlung von Wunden und Verletzungen, als auch bei Hautbeschwerden, Schmerzen und Entzündungen. In der Tat war die Pflanze mit ihren heilenden Kräften bei den Ureinwohnern Australiens, welche seit über 40.000 Jahren in friedlicher Eintracht mit der Natur lebten, ein Mittel für und gegen alles. Als später im 18. und 19. Jahrhundert die weißen Siedler zu Tausenden ins Land einwanderten, übernahmen sie zum größten Teil die heilkundlichen Erfahrungen der traditionellen Teebaumanwendungen. Die neuen Kolonisten wollten die Vegetation kahlschlagen, um den Boden für die Milchwirtschaft nutzbar zu machen. Deshalb mussten die zahlreichen Teebaumbestände gerodet werden, was sich als schwieriges Unterfangen entpuppte. Immer wenn es galt, die kräftigen Wurzeln aus der Erde zu zerren, blieben sie im Boden stecken und schlugen nach geraumer Zeit mit neuen Trieben aus. Nicht selten zog man sich unter der Zähigkeit der Bäume schürfige Verletzungen mit allfälligen Infektionen zu. Da jedoch keine medizinische Versorgung verfügbar war, mussten sie zu den lokal vorhandenen Volksheilmittel greifen. Unter diesen Umständen zeigten die Teebaumanwendungen immer wieder ihre Erfolge, auf die man sich verlassen konnte. Ja die Wertschätzung der Pflanze stieg bei den Siedlern von Jahr zu Jahr, so dass man sich entschloß, die Heilkräfte anhand eines wasserdampfdestillierten Öles als Erste-Hilfe-Mittel allgemein nutzbar zu machen. Mittlerweile blieb das Teebaumöl in Neusüdwales über Jahrzehnte lang ein populäres Volksheilmittel, welches bis zum heutigen Tag in der australischen Bevölkerung seine hohe Bedeutung erhalten hat. Einzig beim Botaniker Sir Joseph Banks, der 1770 auf seiner Forschungsreise einige Pflanzen nach Europa brachte, blieb es bei seinen Aufzeichnungen. Erst in neuerer Zeit, als man in Australien begann, die Wirkkräfte des Teebaumöles zu untersuchen, horchte auch die europäische Naturheilkunde auf. Arthur Penfold, einem Chemiker aus Sydney gelang es im Jahre 1925 anhand von Reihenuntersuchungen die medizinischen Eigenschaften von Melaleuka alternifolia nachzuweisen. Dabei stellte er fest, dass das Teebaumöl dreimal stärker antiseptische Wirkstoffe aufwies als Karbolsäure (Phenol), welches früher als Antiseptikum hoch geschätzt wurde. Diese Entdeckung löste sogleich eine begeisterte Welle neuer Untersuchungen aus.

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Anschrift des Verfassers:
Bruno Vonarburg
Hechtstr. 2
Ch-9053 Teufen/AR

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