TINNITUS

Phytotherapeutische Möglichkeiten bei Durchblutungsstörungen

von Susanne Lorenz


"Durchblutungsstörungen"- ein Wort, auf das man in der modernen medizinischen Literatur häufig stößt, scheint es in früheren Zeiten kaum gegeben zu haben. Selbst im "Lehrbuch der Phytotherapie" von Prof. Weiß, unserem Standardwerk sozusagen, findet sich im Sachregister dieses Stichwort nicht. Aber im Kapitel "Degenerative Herzerkrankungen" stößt man dann auf zahlreiche Hinweise für Behandlungsmöglichkeiten, jedoch hat kaum eine der genannten Pflanzen eine entsprechende Monografie der Kommission E erhalten.

Langjährige Praxiserfahrung und auch neuere wissenschaftliche Untersuchungen geben hier ein anderes Bild. Man kann mit einigen Heilpflanzen durchaus effektiv behandeln und gute Erfolge erzielen. Die "Wunderdroge" gibt es dabei natürlich nicht. So ein komplexes Geschehen, wie es die Entstehung von Durchblutungsstörungen ist, erfordert einen konzertierten Maßnahmenkatalog: Ernährung, Bewegungstherapie, Kneipp´sche Anwendungen und die Vermeidung der sogenannten Risikofaktoren spielen eine nicht unerhebliche Rolle.

Unter den Heilpflanzen gibt es eine ganze Reihe mit breitem Wirkungsspektrum, aber auch einige "Spezialisten" gegen bestimmte Gefäßschäden. Auch den Geriatrika, den Mitteln zur Vorbeugung und Linderung von altersbedingten Beschwerden fällt eine gewisse Rolle zu.

Leider lassen sich diese Heilpflanzen nicht so ohne Weiteres in ein nach Wirkungen geordnetes Schema einfügen, da viele von ihnen gleichzeitig an verschiedenen Störungsursachen ansetzen. Knoblauch zum Beispiel senkt erhöhte Blutfettwerte und verbessert dadurch die Rheologie (Fließeigenschaft des Blutes), aber er kann auch direkt auf die Gefäßmuskulatur wirken, was eine Normalisierung bei erhöhtem Blutdruck ermöglicht. Ähnlich verhält es sich bei anderen Pflanzen, da auch bei ihnen, wie beim Knoblauch, verschiedene Inhaltsstoffe für die Wirkungsvielfalt verantwortlich sind. Dieses Argument muss natürlich angeführt werden, um die bei Phytotherapeuten so beliebte Aussage zu bekräftigen, als Ganzes wirke eine Pflanze besser und verträglicher, als man dies von der Summe ihrer isolierten Wirkstoffe her erwarten könnte.

Verzichten wir also auf ein Schema und gewähren wir ganz einfach den wichtigsten der in Frage kommenden Pflanzen ihren großen Auftritt. Beginnen wir dabei mit dem "Star" schlechthin.

Ginkgo biloba

Dem Wirkprofil des Ginkgo-Spezialextrakts können fünf Bereiche zugeordnet werden:
- Beeinflussung des Fließverhaltens des Blutes durch die Abnahme erhöhter Fibrinogenwerte, die Hemmung der Erythrozyten- und Thrombozytenaggregation und die Erhöhung der Biegsamkeit der Membran von Erythrozyten.

- PAF-Antagonismus durch Ginkgolid B, das ein spezieller Antagonist gegenüber PAF (Plättchen aktivierender Faktor) - induzierten Reaktionen ist. (Hemmung der Rezeptorbindung)

- Radikalenfängereigenschaft durch Flavonglykoside, die die Zerstörung der Zellmembran durch Radikale verhindern. Dabei werden Radikale nicht nur abgefangen, sondern gleichzeitig durch eine Hemmung bestimmter Enzyme ihre Entstehung blockiert.

- Schutz des neuronalen Gewebes durch eine Erhöhung der Hypoxietoleranz und durch Ödemreduktion.

- Stabilisierung der Kapillarpermeabilität und Regulation des Gefäßtonus, interessanterweise sowohl tonussteigernde Effekte bei dilatierten Gefäßen, als auch tonussenkende bei Vasokonstriktion.

Arnica montana

Allium sativum

Knoblauch - Allium sativum
Küchenzwiebel - Allium cepa
Bärlauch - Allium ursinum
Winterzwiebel - Allium fistulosum
Schalotte - Allium ascalonicum
Perlzwiebel- Allium ampeloprasum
Schnittlauch - Allium schoenoprasum
Küchenlauch - Allium porrum

Aesculus hippocastanum

Melilotus officinalis

Literatur:

Ginkgo biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie´s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen
Daß man sie als eines kennt?
Solche Frage zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn:
Fühlst du nicht an meinen Liedern
Daß ich eins und doppelt bin?

J.W.v. Goethe
West-östlicher Divan, Buch Suleika

Anschrift der Verfasserin:
Susanne Lorenz
Bad-Berneck-Str. 10
81549 München

Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie in 'Naturheilpraxis' Nr.11/99.

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