Industrie und Forschung

Von der Heilpflanze zur Urtinktur 50 Jahre Homöopathisches Laboratorium A. Pflüger

Als der Heilpraktiker Georg Pflüger im Jahr 1929 die ersten Patienten mit selbstentwickelten Präparaten therapierte, hätte er sich sicher nicht träumen lassen, was sich daraus entwickeln würde. Heute werden Arzneimittel nach seinen Rezepturen um den halben Globus exportiert, und sein Name gilt in Fachkreisen nahezu als Synonym für homöopathische Arzneimittel. Aus der kleinen Praxis im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück ist inzwischen ein führender Hersteller von homöopathischen und phytotherapeutischen Arzneimitteln geworden.

Der Großvater der heutigen Firmeninhaber verzeichnete in seiner Praxis an der Rhedaer Straße, heute Hauptstraße, große Erfolge mit selbst hergestellten Arzneimitteln. Mit Gespür und Fachkenntnis entwickelte er eine Vielzahl von Rezepturen für verschiedenste Anwendungsgebiete. Von diesen ebenso effektiven wie ausgeklügelten Zusammenstellungen profitierte sein Sohn Alexander, der im Jahre 1949 mit der industriellen Fertigung und dem Vertrieb dieser Produkte begann - das Geburtsjahr des Homöopathischen Laboratoriums A. Pflüger. Heute, zum 50jährigen Jubiläum, wird das immer noch konzernunabhängige Unternehmen in der dritten Generation von Horst und Ulrich Pflüger geleitet.

Homöopathie und Phytotherapie

Seit der Firmengründung ist die Produktpalette durch Eigenentwicklungen, Firmen- und Produktübernahmen auf rund 500 Artikel angewachsen. Immerhin 60 % der Präparate basieren auf den Original-Rezepturen des Großvaters, die in über fünf Jahrzehnten ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit unter Beweis stellen konnten. Das anfängliche Angebot an homöopathischen Komplexmitteln wurde mit der Zeit um ausgewählte Phytotherapeutika erweitert.

High-Tech & Handarbeit

Von Anfang an stellte Pflüger sämtliche Urtinkturen für die homöopathischen Präparate selber her - und so ist es auch bis heute geblieben. Damit gehört das Unternehmen zu den Ausnahmen in der Branche. Die angelieferten pflanzlichen, tierischen und mineralischen Rohstoffe werden einer strengen Qualitätskontrolle im Labor unterzogen, die über eine Weiterverarbeitung entscheidet. Die verwendeten Heilpflanzen stammen zwar durchweg aus kontrolliertem Anbau, doch müssen auch sie diese Prüfung bestehen. Erst dann kann das Material mit Alkohol versetzt und nach mindestens 14 Tagen Lagerzeit unter Hochdruck ausgepreßt werden. Die so entstandenen Urtinkturen lagern in speziellen licht- und luftgeschützten Räumen, bis sie als Grundstoff für alle weiteren Verarbeitungen benötigt werden.

Die Firma Pflüger kombiniert dabei modernste Herstellungsverfahren mit den traditionellen Grundsätzen der Homöopathie. Die von Hahnemann überlieferten Vorschriften des Verdünnens und Verreibens werden, auch wenn es zeit- und personalintensiv ist, genauestens eingehalten. Darüber hinaus hat sich seit den Kinderschuhen der Homöopathie jedoch vieles im Herstellungsprozess geändert. Ganze Produktionsstrecken laufen vollautomatisch, hier wird mit digitaler Steuerung gezählt, gewogen, abgefüllt und eingeschweißt; und zur quantitativen Bestimmung von Inhaltsstoffen wird z. B. ein Hochdruckflüssigkeits-Chromatographie-Verfahren eingesetzt. Jede Phase in der Entstehung eines Präparates wird konsequent unter Einsatz neuester Kontroll- und Steuerungstechniken überwacht; in einem minutiösen Herstellungsprotokoll wird jeder dieser Schritte festgehalten und dokumentiert.

Qualitätskontrolle und Umweltschutz

Seit 1985 wird streng nach den GMP- (Good Manufacturing Practise) Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO und den PIC(Pharmaceutic Inspection Convention) Richtlinien produziert. Diese internationalen Kontrollstandards garantieren die Identität und Sortenreinheit, einen standardisierten Gehalt an Inhaltsstoffen und den Ausschluß von Verunreinigungen. Im Jahre 1990 wurden in den Produktions- und Lagerstätten umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt. Dabei wurden Vorrichtungen zur Wasserreinigung und -einsparung, zur Energieersparnis und Luftfilterung installiert. Zur Abfallvermeidung wurde auf Blisterverpackungen verzichtet und die Abfüllung, auch der festen Darreichungsformen, komplett auf Glasbehälter umgestellt.

Angewandte Naturheilkunde in Theorie und Praxis

Die Darreichungsformen der Pflüger-Arzneimittel reichen von Liquida über Tabletten und Dragees bis hin zu Injektionen. Produkte wie z. B. die Pflügerplexe, Derivatio H oder Nervoregin sind seit langem bei den Therapeuten bekannt und genießen einen ausgezeichneten Ruf. Als Naturheilmittel sind sie risiko- und nebenwirkungsarm, es gibt kaum Medikationseinschränkungen, die Therapiekosten sind günstig und die Erfolge nachweisbar gut. Zur Fortbildung interessierter Therapeuten veranstaltet das Unternehmen europaweit Symposien und Seminare, in denen Grundlagen und Novitäten der naturheilkundlichen Therapien nicht nur theoretisch, sondern auch durch praktische Einübung vermittelt werden.

Aus Ostwestfalen in alle Welt

Als alteingesessenes ostwestfälisches Unternehmen fühlt sich die Pflüger GmbH & Co. KG mit ihrer Heimat tief verwurzelt. Ihre Töchter hingegen finden sich in ganz Europa: In den Niederlanden wurde 1981, in Schweden 1990 und in Frankreich 1997 eine Tochterfirma gegründet; mit Repräsentanzen ist das Unternehmen in Dänemark, Italien und Portugal vertreten. Über 25 % der in Rheda-Wiedenbrück produzierten Arzneien werden nicht nur ins restliche Europa, sondern auch in verschiedene Länder Nordamerikas und Asiens exportiert.

Mit Herz und Verstand

Der Erfolg homöopathischer Heilmittel liegt nicht zuletzt in der Art ihrer Herstellung begründet. Hier wird nicht mit totem Material, sondern mit der Essenz, dem Wesen der Materie gearbeitet. Erst durch die Potenzierung der Urtinktur gehen ihre Informationen auf die Arznei über und entfalten dort ihre besondere Kraft ( = lateinisch potentia). Hahnemann legte in seinem Anleitungswerk "Organon" präzise fest, wie zu verdünnen sei. Heute ist im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) beschrieben, wie - basierend auf den Erkenntnissen Hahnemanns - homöopathische Arzneistoffe herzustellen sind. Zur Herstellung einer Dezimal-Potenz beispielsweise werden ein Teil Urtinktur und 9 Teile Alkohol mit exakt 10 Schüttelschlägen gemischt. Bei dieser traditionellen Herstellungsweise ist das eigentliche "Kapital" der Firma Pflüger gefragt: der einzelne Mitarbeiter mit seinem Sachverstand, seiner Erfahrung und Liebe zum Detail. Der Erfolg des Unternehmens ist nicht zuletzt das Resultat engagierter Teamleistung.

Weitere Informationen:

Pflüger Homöopathische Arzneimittel
Frau Dr. Alexa Schönert
Bielefelder Str. 17
33378 Rheda-Wiedenbrück
Tel. 05242-9282-30
Fax 05242-55932

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Naturheilpraxis 06/99