Industrie und Forschung

vitOrgan Krebstherapie-Tagung

von Susanne Krell und Michael Franzen

Auf Einladung des Pharmaunternehmens vitOrgan trafen sich am 20. März 1999 im Mariott-Hotel in München Ärzte und Heilpraktiker zu einer Informationsveranstaltung über das Spektrum der Therapiemöglichkeiten bei Krebserkrankungen. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag dabei auf der Vorstellung möglicher alternativer Strategien als Ergänzung zu konventionellen Therapieformen.

Die Tagung wurde von Prof. Dr. Dr. med. N. Wrba, dem ehemaligen Vorstand des Institutes für Krebsforschung der Universität Wien, mit einem Vortrag über die Wertigkeit biologischer Behandlungen von bösartigen Erkrankungen eröffnet. Nach seinen Ausführungen habe die konventionelle Therapie in den letzten Jahrzehnten zu einer Verbesserung der Lebenserwartung und -qualität der Patienten geführt; abgesehen von einigen Krebserkrankungen - wie zum Beispiel bestimmten Leukämieformen des Kindesalters - konnten die endgültigen Heilungschancen aber nicht erheblich verbessert werden. Seiner Meinung nach liege die Zukunft der erfolgreichen Krebsbekämpfung in einer ganzheitlichen Behandlung der Betroffenen sowohl mit Mitteln der Schulmedizin als auch mit Hilfe von biologischen Therapiekonzepten. Als nächster Referent schloss sich Dr. med. Derbolowsky, Facharzt für Gynäkologie, Psychotherapie und Umweltmedizin, mit dem Thema Psychoonkologie in der Praxis den Ausführungen seines Vorredners an.

Er beklagte, dass sich die Schulmedizin zu sehr auf den körperlichen Bereich beschränke, der Patient aber immer als Einheit aus Körper, Geist und Seele betrachtet und dementsprechend therapiert werden müsse. Die Psychoonkologie versuche Zusammenhänge zwischen der Lebensweise der Patienten und deren Erkrankung aufzudecken. Offensichtlich gäbe es psychische Prädispositionsfaktoren für maligne Erkrankungen, was vor allem in Hinsicht auf die Prävention eine wichtige Rolle spielen könne, allerdings sei es nicht möglich direkte kausale Zusammenhänge nachzuweisen. Ferner komme sowohl der Mitwirkung und der Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme des Behandelten, als auch dem Verhalten des Behandelnden eine große Bedeutung zu. Der nächste Referent Dr. med. M. Männel, Facharzt für Allgemeinmedizin und Unfallarzt, löste mit seinem Beitrag über die Bedeutung des lmmunmonitorings bei Tumorpatienten kontroverse Diskussionen aus. Durch dieses diagnostische Verfahren solle mit einer quantitativen Differenzierung der immunologisch wirksamen Zellen ein Status der momentanen Abwehrlage des Patienten ermittelt werden. Dr. Männel stellte die Behauptung auf, dass vor allem die Zahl der CD8 T-Lymphozyten, die er als Suppressorzellen bezeichnete, niedrig gehalten werden müsse, um eine Unterdrückung des Immunsystems zu verhindern. In der anschließenden Diskussion brachte eine Kongressteilnehmerin den berechtigten Einwand vor, dass die Existenz dieser Suppressorzellen als Subpopulation der CD8 T-Lymphozyten wissenschaftlich sehr umstritten sei. Der überwiegende Anteil der CD8-Zellen habe bewiesenermaßen zytotoxische, also krebszell-zerstörende Wirkung. Eine hohe Zahl dieser Zellen könne für Krebspatienten daher nur von Vorteil sein. Auch dem Einwand, dass durch seine Form des Immunmonitorings eine qualitative Unterscheidung dieser verschiedenen Subpopulationen nicht möglich wäre, konnte er nichts entgegenhalten.

Nach mehreren Falldokumentationen von Frau Dr. med. S. Makabe, Fachärztin für Allgemeinmedizin, schloss sich der Vortrag von Dr. med. E. Groman vom Institut für Sozialmedizin der Universität Wien über Rauchen und Krebs an, der von den Kongressteilnehmern mit großem Interesse verfolgt wurde. Dr. Groman stellte zunächst klar, dass im Zigarettenrauch mehr als 3000 verschiedene Stoffe nachgewiesen werden könnten; das Nikotin sei zwar die abhängigmachende Komponente, habe aber im Gegensatz zu den Teerstoffen weder kanzerogene noch arteriosklerotische Wirkungen. Eine quantitative Korrelation zwischen Teerexposition und Lungenkrebserkrankungen könne man jedoch nachweisen. Für die Therapie der Nikotinsucht sei der Grad der Abhängigkeit von immenser Bedeutung. Als Anhaltspunkt könne man die Zahl der Raucher in niedrig, mittel und schwer Nikotinabhängige zu je einem Drittel einteilen. Durch Werbeverbote könne man zwar die Zahl der niedrig und mittel Abhängigen reduzieren, die Zahl der schwer Abhängigen und damit die Gruppe, die das höchste Risiko hat, an Lungenkrebs zu erkranken, nicht verringern. Er belegte seine These mit Statistiken, die zeigten, dass sich in Länder mit einer niedrigen Prävalenz Raucher mit höheren Abhängigkeitsgraden nachweisen ließen.

Die abschließende rege Diskussion machte deutlich, dass neben den großen medizinisch-wissenschaftlichen Anstrengungen zur weiteren Verbesserung der Krebstherapie die Prävention nicht vernachlässigt werden darf.

Kontaktadresse:

Michael Franzen
Am Himbeerschlag 12
80935 München

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Naturheilpraxis 06/99