Fachforum

Süßholzwurzel - Radix Liquiritiae

Monographie aus dem Phyto-Magister

von Peter Kaufhold

Süßholz als ein gutes Expektorans, Sekretolytikum und Antispasmodikum ist ein probates Mittel bei vielen Erkrankungen der Lunge und Luftwege wie Husten, Bronchitis, Heiserkeit, Lungenentzündung, Rachenentzündung und Bronchialasthma. Aufgrund seiner bakteriziden, antiulcerativen, entzündungswidrigen, einhüllenden, schleimhautberuhigenden und -tonisierenden Eigenschaften eignet es sich auch hervorragend zur Behandlung von Magengeschwüren, Darmgeschwüren, Gastritis und Darmentzündung.

Häufig wird Süßholz Teemischungen als Geschmackskorrigens hinzugefügt, aber auch um die Wirkungen anderer Drogen zu harmonisieren und deren toxische Eigenschaften zu vermindern. Von kühler, schwerer und öliger Natur (Demulcens), wirkt es Hitze und Trockenheit entgegen. Als Demulcens und mildes Laxans ist es ebenso bei Verstopfung einsetzbar.

Bei Erkrankungen der Atemwege und Erkältungen wird Süßholz vorzugsweise zusammen mit Ingwer verordnet. Fügt man noch Kardamom hinzu, erhält man ein gutes Mittel zur Gesunderhaltung der Zähne. Überdies ist Süßholz ein Tonikum für das Gehirn; es verbessert Gedächtnis, Sehkraft, Stimme, Teint und den Haarwuchs; hilft, innerlich wie äußerlich verwendet, gegen Juckreiz, Hauterkrankungen, Wunden, bakterielle Infektionen und virale Infektionen wie Herpes simplex, Herpes zoster, Newcastle-Krankheit, Stomatitis, Virusgrippe (weitere siehe unter Wirkungen).

Schon Dioskorides lobte den Saft der Süßholzwurzel innerlich gegen Husten, Rachenentzündung mit Mandelentzündung sowie äußerlich als Salbe bei Wunden.

Der Saft aus der Wurzel gepresst ist kräftig und gut wider die raue, scharfe Luftröhre, Hals und Schlund (Luftröhrenentzündung, Rachenentzündung, Halsentzündung). Dazu muss man den Saft unter die Zunge bringen, "schmelzen" lassen und dann schlucken. Er ist auch gut dem hitzigen Magen, der Brust (Bronchitis) und der Leber; heilt, mit süßem Wein getrunken, die grindige Harnblase und Schmerzen der Nieren (Blasenentzündung, Nierenschmerzen). Unter die Zunge getan und im Munde gehalten, bis er schmilzt, und danach geschluckt, stillt er den Durst, und auf Wunden gebracht, heilt er selbige. Auch der Absud aus der Wurzel dient gegen alle vorgenannten Gebrechen. Das Pulver aus der gedörrten Wurzel in die Augen "gesprengt", hilft wider die Häutchen, die in den Augen wachsen und (den Blick verschleiern) das Sehen verhindern (Dioskorides sinngemäß).

Nach Lonicerus helfen Saft und Wurzel gegen fast alle Gebrechen wie solche der Kehle, Brust, Lunge, Leber, Magen, Blase und Nieren, gegen den Durst und hitzige, schwerende Harnwinde. Die gepulverte Wurzel ist gut gegen Augengeschwüre und Augenflüsse. Die Tugend von Süßholz ist, dass es die Hitze des Menschen temperiert.

Den Saft mache wie folgt: Nimm frische Süßholzwurzel, "zerknirsche" sie gut und siede sie in Wasser. Danach presse das Wasser heraus und stelle den verbleibenden Saft zum Austrocknen in die Sonne. Den getrockneten Saft bewahre in einem Gefäß auf. Etliche nehmen auch das Wurzelpulver, sieden es in Wasser, tun Honig dazu und lassen es in der Sonne trocknen. Es benimmt die Wehe der Lenden und Blase (Nierenschmerzen, Blasenschmerzen), macht wohl harnen (treibt den Harn) und bringt den Frauen ihre Feuchtigkeit oder Zeit (Menstruation, Emmenagogum). Die Wurzel gestoßen und auf Geschwulst (Geschwüre) gelegt, heilt diese bald.

Saft von Süßholz benimmt des Magens Geschwulst (Magengeschwüre); die Wurzel von Süßholz vertreibt der Blasen Ungemach (Blasenleiden), erweicht und treibt allen harten Schleim im Leib durch den Harn heraus. Hilft, in Wasser gesotten, gegen alle Krankheiten der Brust und hilft auch denen, die ein Geschwer um die Brust und Lungen haben (Bronchitis, Lungenleiden, Lungengeschwüre).

Der folgende Trank hilft gegen Aposteme der Lunge (Lungenabszesse) und Brust: Nimm 9 Feigen, 2 Loth Süßholzwurzel, je 1 Loth kleine Rosinen, Fenchelsamen und 1 Hand voll Ysopkraut. Zerstoße alles grob, siede die Mischung in 4 Maß Wasser auf zwei Drittel ein, seihe sie durch und süße den Absud mit Zucker. Davon gebe man dem Kranken lauwarm jeweils ein halbes Trinkglas voll.

Die Wurzel im Mund gekaut, benimmt den Durst, macht wohl harnen, reinigt Nieren und Blase und bringt den Frauen ihre Zeit. Süßholzpulver dient den Lungensüchtigen, den Keuchenden, jenen, die Blut spucken (Dyspnoe, Bronchialasthma, Bluthusten) und solchen, die das Abnemmen haben (Schwindsucht, Lungentuberkulose); ist auch gut gegen allerlei Heiserkeit. Das Pulver in die Wunden gestreut, heilt sie (Lonicerus sinngemäß). Auch Matthiolus rühmte die Süßholzwurzel als Expektorans, Nieren- und Blasenmittel sowie bei Magenleiden & Leberleiden. "Die Wurzel gekaut, löscht den Durst, bekommt wohl der Leber, dem hitzigen Magen, benimmt den Sod (Sodbrennen, Magenübersäuerung), reinigt die Brust und Lunge, löst den Auswurf, lindert die raue Kehle und Luftröhre, erweicht die Geschwüre; wird deshalb mit Erfolg gegeben wider die Heiserkeit, den Husten, schweren Atem (Dyspnoe), Lungensucht und Seitenweh. Die Wurzel in Wasser oder süßem Wein gesotten und getrunken, dient wider alle obgenannten Gebrechen, ist sehr gut für die angegriffene Blase, heilt allerlei Gebrechen der Nieren, besonders die hitzige Schärfe des Harns. Süßholz in Geißmilch gesotten, ist zu obgenannter Harnwinde am besten. Ein guter Trank wider den Schleim, der sich in der Brust gesammelt hat: Nimm neun Feigen, Süßholz zwei Lot (30 gr), kleine Rosinen, Anissamen, Fenchel jedes ein Lot (15 gr), Ysop eine halbe Hand voll. Diese Stücke soll man grob stoßen, in 3 Pfund Wasser sieden, ein Drittel eingesotten, darnach durchgeseiht und mit Zucker versüßt. Von diesem Trank soll man alle Tage frühe ein Trinkglas voll milchwarm einnehmen. Gedörrtes Süßholz klein gestoßen, wie rein Staubmehl, und in fließende, schwärende Augen gesprengt, stillt das Fließen und heilt die Geschwäre; bringt auch die Wunden zu Heilung. Das Pulver vom Süßholz mit ein wenig Weizenmehl vermischt und in einem Tuch über die Gesichtsrose oder den Rotlauf geschlagen, bringt eine große Linderung" (Matthiolus nach Losch).

Tabernaemontanus, demgemäß Süßholz von mittlerer Natur, in der Wärme der menschlichen Natur fast gleich ist und aufgrund seines süßen Geschmacks für feucht gehalten wird, empfahl die Wurzel u.a. gegen Harnwinde und die heiße, scharfe Brunst des Harns. Die Kraft dieser Wurzel ist es, zu befeuchten, die raue (entzündete) Kehle zu lindern, den Husten zu stillen und den zähen Schleim der Brust (Bronchialverschleimung) zu erweichen (...) Wider das brennende, tröpflige Harnen (Tröpfelharnen) soll man Süßholzwurzel, kleine Rosinen und ein wenig Hauchechelwurzel in süßem Wein sieden und davon trinken.

Süßholzsirup wird wie folgt zubereitet: Nimm 2 Loth Süßholzwurzel, 1 Loth Frauenhaarkraut und ein halbes Loth Ysopkraut, gieße ein Maß Wasser darüber und lass alles 24 Stunden ziehen. Danach tue 12 Loth weißen Zucker, 12 Loth Honig und 6 Loth Rosenwasser dazu und siede alles zu einem Sirup. Der ist gut gegen Husten, Brustverschleimung, Seitenstechen (Seitenstiche), ist auch sehr gut, um hitzige und scharfe Flüsse zu temperieren, zu "incraffieren" und einzuhalten (Tabernaemontanus sinngemäß).

v. Haller, der vor zu häufigem Gebrauch der Süßholzwurzel warnte, weil der süße Schleim den Magen und Darm schwäche und Blähungen hervorrufen könne, lobte ihre "vorzügliche Kraft wider alle Schärfe der Säfte" und schrieb ihr eine expektorierende und mild laxierende Wirkung zu.

Nach J. Künzel darf man den eingedickten Süßholzsaft, auch Lakritze oder Bärendreck genannt, ruhig allen bitteren Tees beimischen. Dies sei bei Tees gegen Bronchialkatarrh (Bronchitis), Heiserkeit, Husten und Halsschmerzen sogar angezeigt.

In der deutschen Volksmedizin verwendet man Saft oder Abkochung der Wurzel gegen Heiserkeit, Husten, Atmungsbeschwerden (Dyspnoe), Tuberkulose und Seitenstechen (Seitenstiche), in CHINA u.a. als Geschmackskorrigens, Giftbindemittel und Antidot, in der der MONGOLEI gegen Gefäßerkrankungen und Lungenleiden. Nach Madaus schrieb Hübotter über den Gebrauch in der mongolischen Medizin sinngemäß folgendes:

Teils hilft es, teils wärmt es, es wirkt auf die Oberfläche, wirkt auf das Innere, kann nach oben treiben und auch hinabtreiben (...) Ungekocht gebraucht, ebnet es das Pneuma, hilft Milz und Magen, aber reicht nicht aus, um das Feuer des Herzens zu kühlen und zu löschen. Gekocht gebraucht, wärmt es das Pneuma, hilft den drei Thoraxpartien sowie dem Urpneuma und beseitigt die Kälte der Körperoberfläche. Im Inneren bewirkt es Eintracht (Harmonie) und erhöht so die Gesamtwirkung. Es drängt den Schweiß nach innen (erhöht die Körperflüssigkeit) und löst so die (Hitze) des Fleisches; es drängt die Kälte nach innen und kühlt so fehlerhafte (übermäßige) Hitze; es treibt Feuchtigkeit nach innen, ernährt das weibliche Prinzip und das Blut. Es kann als Adjuvans alle Medizinen in sich aufnehmen, ohne sie in ihrer Wirksamkeit zu (beeinträchtigen) irritieren. Es bringt Fleischansatz hervor (vermehrt das Körpergewebe), stillt Schmerzen, macht durchgängig (öffnet) die zwölf großen Körpergefäße (Körperkanäle) und macht unschädlich das Gift von 100 Kräutern. Süßholz ist ein altbewährtes Mittel, aber bei Wassersüchtigen etc. kontraindiziert. Groß und dick ist die gute Qualität; zur Unterstützung der inneren Organe wird es gekocht angewendet; um das Feuer zu kühlen, roh. Die Spitzen wirken harntreibend.

Die chinesische bzw. mongolische Variante, Glycyrrhiza uralensis, (gilt wahrscheinlich auch für G. glabra), wird zusammen mit Ginsengwurzel als Energiespender verwendet. Innerlich wird sie gegen die Addison-Krankheit, gegen Asthma, Husten und Magengeschwüre, äußerlich mit den Blüten von Lonicera japonica gegen Akne gebraucht und wird fast allen Rezepturen beigemischt, um die Wirkung der übrigen Drogen zu steuern und in Einklang zu bringen. Sie gilt als unverträglich mit Daphne genkwa, Euphorbia kansui, Euphorbia pekinensis und Sargasssum fusiforme; verringert die Wirksamkeit von Coptis chinensis, Corydalis solida und Tetradium ruticarpum; erhöht die Toxizität von Salicylaten, Ephedrin, Adrenalin, Cortison sowie oral applizierten blutzuckersenkenden Mitteln.*

Süßholzwurzel 4,0
Rosinen 2 4,0
Terminalia chebula 1,0
Terminalia bellirica 1,0
Gewürznelken 1,0
Muskatnuß 1,0
Zimt 1,0
Anissamen 0,1(Prise)
Dillsamen 0,1(Prise)
Emblica officinalis 0,1(Prise)

Nach G. Madaus ist Süßholzwurzel als Expektorans indiziert bei Erkrankungen der Luftwege, im einzelnen bei Husten, Heiserkeit, Bronchitis, Lungenleiden und beginnender Tuberkulose. Verwendung findet sie auch bei Blasenleiden und Nierenleiden, renal bedingter Wassersucht sowie als leichtes Purgativum. Süßholzwurzel wird vorwiegend im Teegemisch mit anderen expektorierenden Drogen verordnet.

Zubereitung und Anwendung (Ayurveda)

Husten, Asthma, Heiserkeit, Bronchitis, Dysurie, Harnwegsentzündung, Magenübersäuerung, als Tonikum, Verstopfung, Sehschwäche, Sodbrennen: Nach Bedarf wird ein Aufguss, eine Abkochung oder ein Extrakt aus 1-3 Gramm der Wurzel (eventuell auch der eingedickte Saft (Lakritze)) eingenommen. (Süßholz wird auch als Bestandteil von Asthmazigaretten geraucht.)

Expektorans (nach Fischer)
Radix Liquiritae 25,0
Folia Farfarae 25,0
Radix Althaeae 25,0
Folia Plantaginis lan. 25,0
(Aufguss: 3 Teelöffel auf 0.25 Liter siedendes Wasser)

Hustentee (nach Finsterwalder) Radix Liquiritae 30,0
Fruc Foeniculi 10,0
Folia Farfarae 10,0
Semen Lini 10,0
Herba Polygoni avicul. 10,0
Radix Valerianae 10,0
Herba Thymi 10,0
Herba Veronicae 10,0
(Aufguss: 2 Teelöffel auf 0.25 Liter siedendes Wasser)

Malaria, Bronchitis, Milzvergrößerung: Gegessen werden 2 x täglich 2-6 Gramm eines Konfektes aus einer Abkochung von: Diese Mischung wird zunächst ohne die Rosinen pulverisiert und dann mit den Rosinen und ein wenig Wasser zu einem Brei verarbeitet, der dann mit Wasser verdünnt und anschließend bei kleiner Hitze wieder eingekocht wird.

Magenübersäuerung: Es werden 4 x täglich 0.5-1.0 Gramm einer Mischung zu gleichen Teilen aus dem Pulver von Emblica officinalis und Süßholzpulver eingenommen.

Fieber (Pitta-Typ): Es wird eine Abkochung aus gleichen Teilen Koriandersamen, Süßholzwurzel, Cyperus rotundus und Tinospora cordifolia (eventuell ersetzbar durch Berberitzenwurzelrinde oder Enzianwurzel) verabfolgt.

Hautbrennen, Juckreiz: Eine Paste aus der Wurzel wird aufgetragen. Hautentzündung, Wunden: Das Wurzelpulver wird in Ghee angebraten und äußerlich als Salbe verwendet. Haarausfall, zur Förderung des Haarwachstums: Die Wurzelabkochung wird in den Haarboden einmassiert und nach einer Stunde Einwirkzeit ausgewaschen.

Wirkungen

Die in Süßholz enthaltene Glycyrrhizinsäure wirkt antiviral (es wird eine antivirale Wirkung gegen AIDS-Viren angenommen) und bakteriostatisch. Das Wachstum von Influenza-Viren bei Hühnerembryonen ist belegt. Man führt dies auf Induktion und Steigerung der Interferonbildung zurück. Auch die antiphlogistischen Eigenschaften wurden in vielen Modellen eindeutig nachgewiesen. Der Wirkkomplex hemmt nicht nur die Prostaglandinsynthese und Aktivität der Phospholipase, sondern auch die Wanderung der Leukozyten zum Entzündungsort. Er verzögert indessen ebenso die metabolische Ausscheidung von Corticosteroiden, wodurch die biologische Halbwertzeit von Cortisol und Aldosteron verlängert wird, was zu einem Synergismus dieser Hormone mit den im Wirkkomplex enthaltenen Stoffen Glycyrrhizin und Glycyrrhetin führt.

In Russland werden Süßholzpräparate begleitend zur Langzeitbehandlung mit Cortison verwendet, wodurch die Dosis der Steroide und damit die Nebenwirkungen wesentlich reduziert werden können. Diese indirekt corticoide Wirkung stellt bei der Behandlung von Gastritis und gastrointestinalen Geschwüren aber nur eine Teilwirkung dar, denn auch die Präparate, aus denen das Glycyrrhizin entfernt wurde, wirken antiulcerativ und können zur Therapie von Magengeschwüren herangezogen werden. Solche Präparate setzten die Magensaftsekretion nicht über eine Unterdrückung der Gastrin-Freisetzung herab, sondern u.a. über eine direkte Hemmwirkung auf die Zellen. Auf diese Weise werden auch durch Acetylsalicylsäure verursachte Schleimhautentzündungen verhindert bzw. reduziert. Hinzu kommt eine auf diese Indikation bezogene hilfreiche krampfstillende (spasmolytische) Wirkung, die auf einzelne Flavonoide, insbesondere Liquiritigenin und Isoliquiritigenin zurückzuführen ist.

In abführenden Teemischungen verstärken Süßholzwurzeln durch eine Erhöhung der Benetzbarkeit des Darminhaltes infolge der hohen Oberflächenaktivität von Glyzyrrhizin die Wirkung von Anthrachinondrogen, weshalb diese schwächer dosiert werden können (Wichtl).

Eine antivirale Wirkung gegen HIV-Viren, Hepatitis-A-Viren, Herpes-simplex-Viren, Varicillazoster-Viren, Influenza-A-Viren, Andenovirus 2, Vacciniaviren, Polio-Typ1-Viren ist belegt, des weiteren eine anti-bakterielle Wirkung gegen verschiedene Bakterienstämme und Hefen, eine immunstimulierende Wirkung in Form der Proliferation von B- und auch T-Lymphcyten sowie eine Antitumorwirkung und Leberschutzwirkung bzw. antihepatoxische Wirkung, ferner eine dreifache antioxidative Wirkung im Vergleich zu Vitamin E, überdies eine antimutagene, antianämische, hypolipidämische, estrogene, antihistaminische sowie eine wachstumsfördernde Wirkung (bei 17 Wochen alten weiblichen Schweinen zeigte der Zusatz von 0.1 % einer 1:10 Mischung Süßholzwurzel-Extrakt-Lactose zum Futter eine zusätzliche Gewichtszunahme von 42 %).

Glycyrrhizin hemmt dosisabhängig die Wirkung von Erstradiol-17-on auf das Uterusgewicht und die b-Glucuronidaseaktivität. Eine 50 %ige Hemmung wurde bei einem Konzentrationsverhältnis von Glycyrrhizin zu Estradiol-17-on von 500:1, eine über 50 %ige Hemmung bei einem Verhältnis von 1000:1 festgestellt. Bei noch größerem Verhältnis kommt es zu verminderter Wirkung oder Wirkungsumkehr (Hager).

Dosierung

Die mittlere Tagesdosis liegt bei 5 - 15 Gramm der Droge entsprechend 200 - 600 Milligramm Glycyrrhizin.
Succus Liquiritiae:
0.5 - 1.0 Gramm bei Katarrhen der oberen Luftwege
1.5 - 3.0 Gramm bei Ulcus ventriculi/duodeni

Nebenwirkungen

Da Süßholzwurzel durch ihre mineralocorticoide Wirkung die Kaliumausscheidung erhöht und die Natriumausscheidung vermindert, ist sie nicht zu Langzeitanwendung (max. 6 Wochen) geeignet. Bei längerem Gebrauch kann es zur Hypokaliämie, Hypernatriämie und damit zu Herzbeschwerden, Ödembildung und Bluthochdruck kommen. In extremen Fällen können alle Erscheinungsformen von Pseudoaldosteronismus auftreten. Während der Anwendung sollten deshalb kaliumreiche Früchte wie Bananen/Aprikosen gegessen werden. Süßholz hemmt zudem die Kalziumaufnahme und ist somit bei Osteoporose kontraindiziert, ferner bei chronischer Leberentzündung, Leberzirrhose, Kaliummangel, Bluthochdruck, eingeschränkter Herz- und Nierenfunktion. Aufgrund erhöhter Kaliumverluste kann die Wirkung herzwirksamer Glykoside verstärkt werden. Die längere Anwendung von Süßholz-Zubereitungen soll nicht gleichzeitig mit Spironolacton oder Amilorid erfolgen (Wichtl).

Die beschriebene mineralcorticoide Wirkung kann über die Nahrungsergänzung mit Bananen und Aprikosen hinaus durch Kombination mit kaliumreichen Drogen wie Löwenzahnkraut (mit Wurzel) abgemildert werden.

Fallberichte zu Süßholzintoxikationen

Ein 68-jähriger Mann, der 10 Jahre lang täglich 50 - 100 Gramm Süßholzextrakt gegessen hatte, zeigte an klinischen Symptomen periodisch auftretenden Abdominalschmerz sowie Verstopfung. Trotz Clonidintherapie seit 9 Jahren lagen der Blutdruck bei 180/100, austauschbares Na um 28 % und Blutvolumen um 11 % höher als normal. Die Plasmarenin- und Aldosteronwerte waren erniedrigt und eine Hypokaliämie gegeben. Nach Absetzen des Konsums normalisierten sich Blutdruck, Blutvolumen und Plasmakaliumspiegel innerhalb von 3 Wochen, austauschbares Natrium und Plasmarenein innerhalb von 4 Monaten (Hager). Fast alle weiteren aufgeführten Fallbeispiele berichten von hohen, über lange Zeit eingenommenen Dosen, so dass bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von maximal 6 Wochen Nebenwirkungen kaum zu befürchten sind.

Gegenanzeigen

Chronische Leberentzündung, cholestatische Lebererkrankungen, Hypokaliämie, Schwangerschaft, schwere Niereninsuffizienz, Leberzirrhose, Hypertonie (Hager).

Entscheidend für das Anwendungsverbot während der Schwangerschaft waren wohl die Versuche an Mäusen und Ratten hinsichtlich der Reproduktionstoxizität: Ein 4 %iger Zusatz von Glycyrrhizin-Ammoniomsalz zur Nahrung von Ratten ergab eine Steigerung der Letalität der Föten von ca. 4 % auf 7 %. Bei Mäusen blieb ein signifikanter Effekt bei der höchsten verwendeten Glycyrrhizinkonzentration von 4 % aus. Gleichfalls konnte bei männlichen Nachkommen von Ratten auch bei 4 %igem Glycyrrhizinzusatz kein signifikant erhöhter Anteil von Chromosomenmutationen festgestellt werden (Hager).

Bei 90-tägiger p.o. Gabe von Glycyrrhizin an Mäusen betrug die minim. toxische Dosis 4.5 g/kg (entspricht bei einem Menschen mit 70 kg Körpergewicht einer Dosis von 0.315 kg). Beeinflusst wurden Ovarien und Eileiter der Muttertiere (Hager).

Drogenbezeichnung Süßholzwurzel
Droge (lat.) Rad Liquiritiae
Stamm glycyrrhiza Glabra
Familie Fabaceae
Synonyme Lakritzenwurzel, Reglisse, Bois Doux, Mulhathi
Energetik süss, bitter/kühlend/süss/ V-P-K+ (V-) (K+ > Übermass) < schwer, ölig >
Contraind bei chronischer Hepatitis, Kaliummangel, Osteoporose, schwerer Niereninsuffizienz, Bluthochdruck, Leberzirrose, Schwangerschaft
Anwendung Husten!, Erkältung, (Bronchitis), Halsschmerzen, Rachenentzündung, Heiserkeit!, Bronchialasthma, Lungenentzündung, Tuberkulose, Virusangina, Magenübersäuerung, (Darmgeschwüre, Gastritis, Magengeschwüre), abdominelle Schmerzen, Blähungen, Koliken, Magenschmerzen, Verstopfung, Dysurie, Blasenentzündung, Tröpfelharnen, Nierenschmerzen, chronisches Fieber, allgemeine Schwäche, Herpes Simplex, Mumps, Herpes Zoster, Aids, Virusgrippe, (Immunschwäche), Knochenbrüche, Sehschwäche, Augenleiden, Blutungen, Seitenstiche, Bindegewebsschäden, Hautgeschwüre, Juckreiz, Wunden, Konzentrationsschwäche, Milzvergrösserung, Malaria, Amenorrhoe, (I/Ä)
Wirkung Demulcens, Sedativum, Tonikum, Iuvenikum, Augentonikum, Laxans, Antipyretikum, (Immunstimulans, Expektorans, Sekretolytikum, Antiphlogistikum, antiulcerativ, viruzid, bakterizid) wundheilend, Hirntonikum, Antispasmodikum
Gewebe alle
Systeme Verdauung, Atmung, Ausscheidung, Fortpflanzung, Nerven, Immunsystem
Chemische Analyse Cumarine (Umbelliferon), Triterpensaponine (24-Hydroxyglycyrrhizin, Glycyrrhizin=Ammonium- und Kalziumsalze der (Glycyrrhetol, Glabrolid), Sitosterol, b-Amyrin
Synergeten Ingwer (Erkältung), Ingwer-Kardamon (Zahntonikum), Schafgarbe, Ysop
Zubereitung Aufguss, Abkochung: Wasser/Milch (1 Tl (0,25 l), Pulver (250 - 500 mg), Arzn. Ghee

Wie diese Resultate zu bewerten sind, sei dem Behandelnden überlassen. Man sollte sich indes fragen, ob derartige Versuche an Tieren, dazu mit solch hohen Gaben von chemisch veränderten Teilsubstanzen des Wirkkomplexes eine Relevanz für den bestimmungsgemäßen Gebrauch der Ganzdroge bzw. des eingedickten Saftes in der Humanmedizin haben können. Die Rede ist hier vom Gebrauch, nicht vom Missbrauch.

Quelle
Teilauszug aus der Süßholz-Monographie des Computer-Kräuterrepertoriums Phyto-Magister von @L:KAUFHOLD SOFTWARE,
PhytoMag pro 3.3 - (C) Kaufhold Software - Lizenz: Dr. Wolfgang Etspüler - 66957-0898-0722

Anschrift des Autors:
Peter Kaufhold
Mühlenstr. 65
D-45731 Waltrop
Telefon: 02309/79930

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Naturheilpraxis 05/99