Fachforum

Enzyme im naturheilkundlichen Praxisalltag

von R. Inderst

Einleitung

Enzyme sind Biokatalysatoren. Die kleinsten Bausteine der Enzyme sind Aminosäuren, welche sich, gemäß den Gesetzen der Biochemie und Physik in 3-dimensionale Gebilde falten. Einige Enzyme benötigen zur Erlangung ihrer Aktivität Kofaktoren (zum Beispiel Metallionen oder Vitamine). Enzyme sind Stoffe mit hohem Molekulargewicht und gemäß der Definition eines Katalysators sind sie bei chemischen Umsetzungen beteiligt, steuern im lebenden Organismus als Regulatoren die Richtung und die Intensität des Stoffwechselgeschehens.

Wichtige Kenngrößen für Enzyme sind neben dem Molekulargewicht die Aktivität/mg und das pH-Optimum. Dies ist deswegen von Bedeutung, weil in der Anfangsphase einer Entzündung ein saurer pH-Wert auftritt. Einen Überblickbietet die Tabelle 1.

. Molekulargewicht pH-Optimum Aktivität (Standard)
Bromelain 22.000 - 33.000 4,5 - 6,0 4,5- 5,5 FIP-E/mg
Chymotrypsin 24.850 - 31.800 7,5 - 8,5 > 270 FIP-E/mg
Papain 23.350 5,0 - 6,0 > 2,5 FIP-E/mg
Serrapeptase 50.600 7,0 - 8,0 ?
Trypsin 23.800 7,5 - 8,5 > 13,5 FIP-E/mg

In der Medizin werden vorwiegend Proteasen und Lipasen bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt.
Bei Störungen der Pankreasfunktion werden hochaktive lipasehaltige Präparate empfohlen. Bei schlecht heilende Wunden werden enzymhaltige Salben lokal mit Antibiotikazusatz seit Jahren verwendet.

In Kliniken werden Proteasen zur Therapie von Thrombosen oder Embolien i.v. zugeführt. Die orale systemische Anwendung von Einzelproteasen und Proteasegemischen ist praxisüblich zur Therapie von akuten und chronischen Entzündungen, insbesondere, wenn gleichzeitig eine starke Schwellung vorliegt.

Es hat sich herausgestellt, daß Proteasen gewisse Therapieschwerpunkte haben, andererseits Kombinationen die Anwendungsgebiete vergrößern. Bromelain wirkt besonders gut bei akuten Schwellungen, ähnlich verhält sich die Serrapeptase. Trypsin dagegen beeinflußt besonders Gerinnungsvorgänge (Präparatenamen: Traumanase®, Mucozym®, Aniflazym®). Zusätzliche Kombination mit Flavonoiden (Rutosid) verbessert die Wirkung insbesondere bei Entzündung, weil dadurch u. a. freie Radikalbildung vermindert wird.

Zur Therapie chronischer Entzündungen, verbunden mit Befindlichkeitsstörungen (Müdigkeit) eignet sich besonders Wobenzym® N.
Bei länger anhaltenden akuten und chronisch verlaufenden Entzündungen mit Tendenz zur Autoaggression kann ebenfalls ein Proteasegemisch mit Rutosid hilfreich werden.

Dosierungsrichtlinien:

In der Regel werden systemisch wirkende Enzyme nüchtern eingenommen.
Die Dosis sollte mindestens 3 x 2 pro Tag betragen. Im Rahmen einer Stoßtherapie kann auch höher dosiert werden, z.B. 3 x 4. Eine Ausnahme macht hier Wobenzym® N, welches in der Anfangsphase mit bis 3 x 5 in der Stoßtherapie mit 20 - 30 Dragees empfohlen wird (nur kurzfristig). Weitere Hinweise befinden sich in den einzelnen Indikationskapiteln.

Resorption und Verteilung

Wirkungsmechanismen

Wirkung der Enzyme bei Entzündungen, Ödemen und Hämatomabbau

Vehikeleffekt von Enzymen

Nebenwirkungen Kontraindikationen

Anwendungsgebiete für die Systemische Enzymtherapie

Beachten Sie bei Ihrer Verordnung: In der Regel keine Enzyme bei allergischen Patienten einsetzen (Ausnahme: Multiple Sklerose, Neurodermitis, Colitis und einzelne andere)

Enzyme bei Gefäßerkrankungen

Rheumatische Erkrankungen und Enzyme

Schlußfolgerung:

Systemische Proteasen haben eine beachtliche Indikationsbreite. Das beruht auf ihrer Wirkung bei akuten und chronischen Entzündungen, sie sollten aber nicht bei entzündlich-allergischen Erkrankungen eingesetzt werden. Proteasenkombinationen bewähren sich auch - als Zusatztherapie - bei autoaggressiven Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, rheumatische Arthritis). Ein besonders wichtiger Vorteil von Enzymen ist, daß sie auch in hohen Dosen über längere Zeit nur wenige und harmlose Beschwerden verursachen. Sie können überdies mit anderen Verfahren aus der Naturheilkunde und schulmedizinischen Medikamenten gut kombiniert werden.
Systemische Proteasen dürfen daher als Basismittel zur Behandlung von akuten und chronischen Entzündungen gelten.

Literatur beim Verfasser
Anschrift des Verfassers:
Dr. R. Inderst
c/o Arbeitskreis Pro Enzyme
Kanalstraße 17
80538 München

Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie n Naturheilpraxis 4/99.

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Naturheilpraxis 04/99