Gerhard Köhler:
"Lehrbuch der Homöopathie"

Grundlagen und Anwendung Band 1,
216 Seiten, Band 1, kart., 17 x 24 cm, Verlag,
DM 99,--

Köhlers "Lehrbuch der Homöopathie" ist zwar nicht neu, sondern lediglich neu herausgegeben worden, aber es ist trotzdem regelmäßig wieder Neues darin zu entdecken! Das ist bezeichnend, wie sich profunder Sachverstand über eine facettenreiche Therapie bündeln lässt und in beinahe jedem Satz sich weitere bemerkenswerte Ansätze ergeben, die das Sachgebiet schlagartig erweitern. Das Buch ist ohne Frage durchgearbeitet und kann einem Vergleich mit Kents Vorlesungen oder mit Leesers Lehrbuch der Homöopathie durchaus standhalten, was das Fundament (natürlich nicht die Aufgliederungen als eigenes) betrifft. Die Prinzipien der Homöopathie werden ganz logisch erläutert und in ein Ganzes gebracht, ( wie ebenfalls bei der Prüfung und Anwendung der Arzneimittelbilder, beim Gesunden und Kranken, ein einheitlicher Gedanke mitschwingt: Ähnliches werde durch Ähnliches und die Person nur durch ein ähnliches Individuelles geheilt. Die Brücke baut der "Inbegriff der Symptome", die Symptomen-Gesamtheit: ein Pathologiebegriff der Homöopathie im originären Sinne. Aber die Symptomatik ist erst vollständig, wenn die Hierarchie erkannt ist.

Hier setzt der Autor bewusst auf das bewährte Repertorisieren nach Kent. Alle nun im Buch auftretenden Gliederungen der Anamnese bilden die Möglichkeiten einer klaren Arzneimittelfindung, werden also durch die Methode Hahnemanns (Organon) erkannt und therapeutisch entschieden. Das wird ausdrücklich vom Autor genannt und die spezifischen Textstellen des Organons sind jedesmal angeführt (z. B. §§ 83-104) Nicht auf das Fehlende soll sich das Augenmerk des Behandelnden richten, rät der Autor, vielmehr ist der Umgang mit vorhandenen Anamnesefakten der wichtigere. Dann verringern sich auch die Fehler bei der Arzneifindung (Differenzierung) und die (Er-)Kenntnisse über die Arzneieigenart verbessern sich. Ein gezielte Repertorisation nach der Methode v. Boenninghausens ist daher eine große Stütze. Köhler bekennt sich zu ihr und schildert ausführlich diesen Arbeitsgang, der in die Richtlinien zur Arzneigabe mündet. Was geschieht danach? Der Heilungsverlauf bringt Reaktionen mit sich, die Hering in gesetzmäßiger Fassung so erklärt: von innen nach außen, von oben nach unten, von jetzt zu früher. Am interessantesten dürfte aber für den einen oder anderen Leser das Kapitel: "Kommentare zu Hahnemanns Werk" sein. In diesem wird die Fragestellung nach der Ursache chronischer Erkrankungen aufgegriffen und Hahnemanns Miasmenlehre sehr dezidiert dargestellt. Dabei steht die Ähnlichkeitsregel über dem theoretischen Psorabegriff! Psora, Syphilinie und Sykosis, von diesen drei Eckpfeilern mag sich der Autor ebenfalls nicht trennen und baut sie in synoptischen Tafeln auf. So kurz aber, wie die Besprechung des Buchs zu sein scheint, ist der Weg lang bis zu den Gipfeln der klassischen Homöopathie, die erfolgreich zu erklimmen von diesem Lehrbuch in Hilfeschritten, gemäß einer handgeknüpften Sprossenleiter an einer Steilwand, unterstützt wird.