Rudolf Fritz Weiss, Volker Fintelmann:
" Lehrbuch der Phytotherapie"
Hippokrates Verlag Stuttgart
, 9. korrigierte Auflage
1999. XII, 488 Seiten, 1.31 Abbildungen, 17x24 cm, gebunden DM 128,-/OS 934/SFr 114,-,
ISBN 3 7773 1380 7



Das »Lehrbuch der Phytotherapie«, gegründet von R. F. Weiss und erstmals 1943 von ihm herausgegeben, erscheint in seiner 8. Auflage zum ersten Mal nach dem Tode des Begründers, der es schon in der vorigen Auflage durch Dr. Volker Fintelmann, den langjährigen Vorsitzenden der Kommission E Phytotherapie, überarbeiten ließ, da seine Kräfte dazu nicht mehr reichten. Der Wunsch von Weiss, sein Buch weiterleben zu lassen, hatte ein doppeltes Anliegen. Zum einen wollte er unbedingt sicherstellen, daß seine schon in dem Vorwort zur ersten Auflage geäußerte Vorstellung fortgeführt wurde, daß der Inhalt dieses Buches aus dem Blickfeld des Fachmannes gestaltet wurde, der Phytotherapie praktiziert, mit ihr eine große Erfahrung verbindet und dem die Heilpflanzen aus der Anschauung ihrer Natur im besten Sinne »gute Bekannte«, ja Freunde sind. Zum anderen war es stets Anliegen von Weiss, die mitgeteilten Erkenntnisse und Behandlungsempfehlungen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaftsergebnisse darzustellen und in dieser Weise beizutragen, daß eine moderne Phytotherapie unverzichtbarer Bestandteil auch einer naturwissenschaftlich orientierten Medizin sein kann. Er sah die Phytotherapie als Anteil einer solchen Medizin, die ihre Erkenntnisse von dem Beobachtbaren als Ausgangsort aller Naturwissenschaft gewann. Mit großem Mißtrauen und eher Ablehnung betrachtete er die Entwicklung in der Medizin, die exalkte, reproduzierbare Beobachtung durch Hypothesenbildung, Spekulation oder statistische Aussagen abzulösen. Gleiches gilt für die übermäßige Betonung der Phytochemie von ptlanzlichen Inhaltsstoffen, da er sich immer davon leiten ließ, daß das Ganze mehr sei als die Summe seiner Teile.

So ist für die neue Auflage das Heranziehen der »Phytotherapie« von H. Wagner und M. Wiesenauer sehr hilfreich gewesen, da dort die phytochemischen und pharmakologischen Erkenntnisse auf dem neuesten Stand Darstellung fanden. Kritisch müssen dagegen solche Veröffentlichungen gesehen werden, deren Autoren kaum oder überhaupt keine Gelegenheit haben, eigene Therapieerfahrungen mit pftanzlichen Arzneimitteln zu sammeln, weil nicht praktizieren oder nur am Rande ihrer Tätigkeit auch Phytotherapeutika verordnen. In dem vorliegendem Buch lebt die gesättigte Erfahrung von R. F. Weiss, ergänzt durch den eigenen, inzwischen auch mehr als drei Jahrzehnte umfassenden Umgang mit diesen Heilmitteln durch Dr. Fintelmann.

Dennoch wurde es notwendig, das Buch inhaltlich und im Aufbau neu zu gestalten. Die in den letzten zehn Jahren durch intensive Forschung erzielten Resultate mußten eingearbeitet, die Literatur aktualisiert und die innere Ordnung der einzelnen Kapitel jeweils überprüft und heutiger Methodik angepaßt werden. Ergänzend kamen Kapitel zur Kinderheilkunde und zu den Alterskrankheiten hinzu. Auch der grundlegende Teil wurde um Aspekte ergänzt, die durch die Entwicklung der Phytotherapie speziell im Hinblick auf die Arbeit der Kommission E beim Bundesgesundheitsa mt (heute BfArM) an Aktualität gewonnen hatten. Immer wurde darauf geachtet, die Handschrift des Begründers weiterleben zu lassen, was vor allem für die Pflanzendarstellungen wichtig war. Natürlich flossen auch persönliche Vorstellungen und Erfahrungen ein, die aber durch frühere Gespräche a1s in weitgehender Übereinstimmung mit den Ansichten von Weiss gelten können.

Ganz entscheidend wird die 8. Auflage durch die buchgestalterische Form geprägt, welche dem Buch ein ganz neues Gesicht gibt. Neu abgefaßt wurde der Teil C »Für den eiligen Leser«. Dieser alphabetisch geordnete Teil soll dem praktizierenden Arzt helfen, in der konkreten Behandlungssituation rasch die nötige Anregung zu erhalten, welche Rezeptur oder welches Fertigarzneimittel im gegebenen Fall verordnet werden könnte. Neu ist hier auch eine Übersicht der wichtigsten Pflanzen mit lateinischer und deutscher Bezeichnung, Art der Droge, wichtigsten Indikationen und der Angabe, ob eine Monographie der Kommission E dafür existiert.