Dr. Kenneth H. Cooper:
"Gesundheitsfaktor Ernährung. Aktiv vorbeugen gegen Herzerkrankungen, Atheriosklerose, Schlaganfall, Nierenleiden, Krebs"
BLV-Verlag 1998, 272 Seiten, fest gebunden, DM 29,90



Obwohl ich der aus Amerika kommenden Gesundheitsliteratur aus Erfahrung etwas skeptisch gegenüberstehe, muss ich sagen, dass mich dieser Autor überzeugt. Er geht außerordentlich kompetent und konkret an eine Fülle von Problemen. Es lässt sich heute nicht mehr übersehen, dass bei der bedrückenden Anzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen neue Erkenntnisse hereinspielen. Genannt sind in diesem Buch der Faktor Folsäure, das Homocystein und die Antioxydantientherapie. In den einleitenden drei Kapiteln wird hierauf Bezug genommen. Damit wird auch das leidige Thema Cholesterin, an das man bekanntermaßen trotz rigoroser Diäten nur schwer herankommt, in einem neuen Licht dargestellt.

Ansonsten ist das Buch außerordentlich kurzweilig zu lesen, verständlich und trotzdem hieb- und stichfest. Eine große Anzahl von Stichwörtern ist aneinandergereiht und jedes gliedert der Verfasser in Basiswissen, wissenschaftliche Erkenntnisse und in welchen Nahrungsmitteln der Stoff zu finden ist sowie therapeutische Empfehlungen.

Dies geht nach dem ABC und kann z.B. so aussehen: Kreuzblütler-Gemüse, Kupfer, Langlebigkeit, Luzerne (Alfalfa), Magnesium, Melatonin usf. Der Autor geht teilweise rigoros offen an die Dinge heran. So schreibt er beispielsweise unter dem Stichwort Ginseng: "Hin und wieder eine Tasse Ginsengtee (ein- bis zweimal pro Woche) dürfte Ihrer Gesundheit nicht schaden und könnte sogar Ihre Abwehrkräfte gegen Krebs, Immunmangelkrankheiten und andere unter der Überschrift "Das sollten Sie wissen" genannte Beschwerden stärken. Gehen Sie über diese Dosis aber nicht hinaus, und beachten Sie die an anderer Stelle dieses Abschnittes angeführten Warnhinweise." Das erscheint mir doch sehr vorsichtig.

Über Cimifuga äußert er sich eher sogar negativ: "Aussagen über seine angeblichen Östrogene, die Menstruation stimulierende Wirkung, ließen sich durch umfangreiche Experimente an Mäusen im Jahre 1960 nicht erhärten - Arzneimittel-Forschung 10; 514 - 520 1960." Und dann: "Weitergehende Untersuchungen über den potentiellen Nutzen dieser pflanzlichen Droge sind zwar gerechtfertigt, aber derzeit kann ich die Einnahme noch nicht empfehlen. (siehe The Honest Herbalist)"

Da wird man aus deutscher Sicht nicht zustimmen können, weil man sich nach 40 Jahren Forschung nicht mehr auf Mäuseversuche von 1960 berufen darf, das ist irreführend und wir in der BRD können seine Skepsis nicht teilen.

Überhaupt kommt auch die Phytotherapie nicht immer gut weg. Mich hat das beim Durcharbeiten des Buches wenig gestört, weil ich zum ersten die wohl in Amerika Vorherrschende wissenschaftliche Skepsis gegenüber der Phytotherapie bestätigt fand. Zum zweiten wäre es hierzulande für viele Kollegen und Kolleginnen nützlich, wenn der momentan modische und stark ins esotherisch-magische gehende phytotherapeutische Ansatz gedämpft werden würde.

Gerade wegen seiner kritischen Haltung ist das Buch empfehlenswert. (Den auf dem Umschlag auftauchenden Slogan "Iss dich gesund" kann man als modisches Accessoir übersehen!)