Armin Seideneder:
"Materia medica synthetica"
Mitteldetails der homöopathischen Arzneimittel in drei Bänden,
Similimum Verlag, je Band DM 295,-



In dem dreibändigen Werk haben Verlag und Autor versucht die neueren Ergebnisse der Arzneimittelprüfungen in die alten Arzneimittelbilder zu integrieren, und entsprechend zu platzieren. Aufgenommen sind bekannte Autoren wie, Sankaran, Phatak, Paschero, Ortega oder der Grieche Georgos Vithoulkas, und viele andere, insgesamt - wenn ich mich nicht verzählt habe - 156 Autoren in 1200 Arzneimitteln. Hinter jedem einzelnen Symptom ist die Quelle, bzw. der Autor in Hochzahlen angegeben. Der zugegeben nicht leichte Spagat zwischen traditioneller, symptomenorientierter Homöopathie, und Wesensschau des Arzneimittelbildes, scheint dem Autor im vorliegenden Werk gelungen. Die Detaildarstellung steht zwar im Vordergrund, gewinnt jedoch durch die Systematik der Gliederung (Kopf-Fuß-Schema) an Übersichtlichkeit, in der einerseits die Einzelsymptome schnell auffindbar sind, andererseits der Gesamteindruck des Mittels erhalten bleibt. Diese wichtigen Kriterien scheinen mir in der vorliegenden Ausgabe erfüllt.

Das Werk gehört zweifellos zum großen homöopathischen Fundus, wenn übertroffen, dann nur noch vom angekündigten Mammutwerk der ichnahen Symptome Mindmat, und dürfte derzeit wohl eines der umfangreichsten Detailsammlungen der Materia medica sein. Die filigrane Einzeldarstellung der originalen Prüfungssymptome wurde in prägnanter Kurzform strukturiert, wobei die Gemütssymptome besonders berücksichtigt sind.

Wohl einmalig, stellte der Autor sich widersprechende Symptome älterer und neuerer Quellen gegenüber. Der Lohn dafür ist ein zusätzlicher Fundus individueller Simile, welche die Auffindung der sonderlichen oder außergewöhnlichen Einzel-Symptome, - dem erwünschten Volltreffer - mehr Chancen gibt. Diese wichtige Hervorhebung erleichtert nicht nur die individuelle Similefindung, sondern macht sie auch realistischer, gibt ihr mehr Gewissheit. Das Lesezeichen das jedem Band eingelegt ist, könnte noch hilfreicher sein, hätte man die Autoren alphabetisch-numerisch geordnet; so aber muss der Leser sich erst mit Namen und Hochzahlen der Autoren vertraut machen.

Bei der Systematik und Gliederung kam es dem Autor vor allem auf Übersichtlichkeit und schnelles Auffinden der Symptome an. Hierbei geht er - wie schon andere Autoren - von oben nach unten vor, also Kopf-Fuß-Schema, wobei die jeweiligen Körperabschnitte linksbündig in Fettschrift untereinander, leicht auffindbar sind, z.B. Absinthium: (Kopf, Gemüt, Sinnesorgane, Hals, Verdauung, Abdomen, Rektum, Brust, Rücken, Extremitäten, Nerven, Fieber und Allgemein. Bei größeren Mittel mit umfangreicheren Symptomenspektrum, ist die Gliederung erheblich differenzierter. Zunächst werden die Gemüts- und Schlafsymptomen sowie Verlangen und Abneigung aus Kents Repertory und ihre Wertigkeit angeführt, gleich daneben stehen in Kleinbuchstaben die Mittel anderer Autoren, ebenfalls geordnet nach Wertigkeit. Besonders den alphabetisch geordneten Gemütssymptomen wurde größeren Raum gegeben, und ihre Wertigkeit von 1-4 Punkten deutlich hervorgehoben.

Auch die Strukturierung der Bezugnahme auf die Symptome innerhalb eines Satzes durch einfachen und doppelten Einzug mit Bindestrichmarkierung ist elegant gelöst. Mit Verweis auf Komma und Semikolon der Vorzeile, wird die oft langweilige und ermüdende Aneinanderreihung eines sich wiederholenden Symptoms wie in den großen Repertorien vermieden, z.B. Husten, und gestattet so, nach einiger Übung, die entsprechenden Begleitsymptome zu extrahieren. Am Ende der Arzneimittelbeschreibung, meist bei den größeren Mitteln, sind Ergänzungs-, Folge- und Gegenmittel (Antidote) angegeben.

Die verwendeten Kürzel und Markierungssymbole ersparen dem Therapeuten einerseits ermüdende Monotonie, andererseits sind sie notwendig, um den originalen Prüfsymptomen möglichst viel Raum zu geben, z.B. > besser/gebessert/gelindert, oder > am besten, und umgekehrt. Ein mit Fettpunkt markiertes Symptom ist als Leitsymptom ausgewiesen und zeigt den Schwerpunkt der Wirkung an.

An Papier wurde bei diesem Werk wahrlich nicht gespart. Der relativ schmale Satzspiegel auf 4950 Seiten in drei handlichen, dicken Bänden 15 x 21, erlaubt einen leichten Zeilensprung und somit ungebremsten Lesefluss. Das erleichtert die Repertorisierung enorm. Zwei- und dreiwertige Symptome wurden in Großbuchstaben geschrieben, oft stehen sie nur für sich in einer Zeile, und springen sofort ins Auge.

An die Schriftgröße 9,5 pt. muss man sich erst gewöhnen, erscheint jedoch durch die vielen Großschreibungen voluminöser. Das Design des Einbandes in angenehmen Weinrot mit Goldprägung und griffiger - Wasser abweisender Oberfläche, widerspiegelt auch im Äußeren den besonderen Wert dieser Materia medica synthetica. Erschienen ist das Werk im Similimum-Verlag, in Ruppichteroth, und komplett pro Band für nur DM 295,- erhältlich - eine einmalige Anschaffung, die sich für jeden Homöopathen aber auch für Schüler - die auf gründliches repertorisieren Wert legen - sicherlich lohnen dürfte.