Elisabeth Grüner:
"Die Pflanze als Phytotherapeutikum"
Reihe: "Medizinkulturen im Vergleich" Bd. 12,
128 Seiten, br., Lit Verlag (D-48145 Münster, Dieckstr. 73),
DM 29,80



Diese Dissertation überprüft das seit 1979 laufende WHO-Programm zur globalen Medizin, das unter dem Motto "Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000" steht, ob - bezogen auf den Einsatz von Heilpflanzen in der Alten und Neuen Welt - die Teilerwartungen erfüllt werden konnten. Zu den geläufigen wissenschaftlichen Kriterien gehören die Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität einer Heilpflanze, und zusätzlich wird die traditionale Medizin, speziell der nordamerikanischen Ojibwa und der Zigeuner, berücksichtigt. Doch bereits mit den ersten Abschnitten stellt sich heraus, wie unterschiedlich der Umgang mit Heilpflanzen sein kann, wo überlieferte Anwendungsformen und moderne Pharmakologie aufeinander treffen. Randgebiete der Pflanzenheilkunde, insbesondere die Homöopathie und anthroposophische Medizin, bestätigen die Unvereinbarkeiten:
Der pharmakologische Effekt einer Pflanze muß nicht unbedingt mit ihrem therapeutischen Wert zusammenfallen! Im europäischen Raum sind es besonders die Phytotherapie nach Weiß und die Kräuterkundigen Künzle, Flach, Vogel, Treben und H. v. Bingen, die den Widerspruch aufrecht halten. Die Erfahrungen aus der Bach-Blütentherapie und die Aromatherapie ergänzen das angesammelte Material. Vergleichende Tabellen über die Pflanze als geistig-materieller Gegenstand, die spezifischen Eigenschaften, Sammelvorschriften, Dosierungen und Indikationen, wie sie die einzelnen Therapierichtungen hervorbringen, bzw. hervorgebracht haben, runden dieses Spezialthema aus dem Sektor der Phytotherapie ab. Leider bleibt der Autorin die Feststellung übrig, daß die Ziele der WHO, eine gemeinsame Basis für den Einsatz von Phytotherapeutika zu finden, noch längst nicht erreicht sind, da Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Möglicherweise rettet das manche Eigenständigkeit und manche Besonderheit bis weit in das nächste Jahrtausend.