Heinrich Pennekamp:
"Kinder-Repertorium",

668 Seiten, Oktavformat, geb., MDT Verlag (D-21756 Isensee, Landstraße 24),
DM 148,-



Hält man Ausschau nach geeigneter Literatur über homöopathische Kinder-Therapien im Allgemeinen und entsprechenden Symptomenverzeichnissen im Besonderen, dann wird man enttäuscht feststellen müssen, daß die gefestigten Erfahrungen über die Behandlung von Kindern und Jugendlichen unerklärbaren Mängeln unterliegen: Entweder handelt es sich um sehr alte Veröffentlichungen der Beobachtungen aus längst vergangenen Zeiten, oder die eher spärlichen modernen Erzeugnisse kalkulieren die sich wandelnde Umwelt des Kindes zu wenig ein.
Das Althergebrachte mag ein Grundstock für ein aktuelles Repertorium sein, doch die Berücksichtigung des tiefen Bedürfnisses nach einer - der homöopathischen Idee entsprechenden - angepaßten und angemessenen Pädagogik im Zuge der kindhaften Entwicklung bleibt der Kinderheilkunde versagt. Gute und umfassende Antworten der Homöopathie auf Kind-, auf Mutter-Eltern-Kind-Beziehung abgestimmte, entwicklungsspezifische Problemstellungen sind also selten anzutreffen und begannen wohl erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Arzt Franz Hartmann, der sein Buch ausschließlich den Kinderkrankheiten und deren Behandlung widmete (Leipzig 1852). Nach ihm trugen etwa ein Dutzend namhafter Homöopathen zu einer Verbesserung des Erfahrungsaustauschs und der homöopathischen Arzneienkenntnis bei, mit jeweils unterschiedlich großen Symptomenregistern.

Um diesen unbefriedigenden Zuständen gewissermaßen ein vorläufiges Ende zu bereiten und um eine große Lücke zu schließen, fühlte sich - nach annähernd 30jähriger Erfahrungssammlung - der ehemalige Jugenderzieher und jetzige kinderheilkundliche Autor, gleichzeitig Herausgeber des PC-Programms "REP-Synopsis" für Homöopathie, offenbar verpflichtet, den zeitgemäßen Bedingungen Rechnung zu tragen und auf die klaren Quellen zu verweisen. Besonders erwähnenswert sind hierbei die Paragraphen 4 und 81 (nebst Anm. 125) des Hahnemannschen "Organon" (6. Auf-lage), die dem milieugebundenen Einsatz der Homöopathik Aufmerksamkeit angedeihen lassen. Dieser wesentliche Teilaspekt wird dann, nachdem die Handhabung des Repertoriums erläutert wurde, in den einleitenden "Aphorismen" deutlich herausgestellt, wo (miasmatische) Zeitgeschehen und homöopathische Denkrichtungen einer kritischen Betrachtung durch den Autor unterliegen. Die eingefügten Fallbeispiele widersprechen der tiefenpsychologischen Tendenz mancher Homöopathie-Schulen (Athen, Bad Boll, Bombay) und bestätigen "... die Nichtigkeit übersinnlicher Ergrübelungen ..." für die Arbeit der "Klassiker" aus dem Paragraphen 6 des "Organon". In diesen wertenden Abschnitten spricht der Autor auch das Impf- und Drogenproblem an, und auch hier sind es die gesellschaftlichen Zusammenhänge, die eine miasmatische Therapie erforderlich machen können. Nach dem 7037 Symptomen umfassenden Repertorisationsteil, dem nach Auskunft des Verfassers Arzneimittelprüfungen durch v. Bönninghausen, Boger, Kent u.a. zugrunde liegen, folgt als zweite Fleißarbeit ein wertvoller klinisch-therapeutischer Abschnitt, der zur Einstiegshilfe für ein kinderheilkundliches Konzept dient, weil auch die Beziehungen der Arzneien zueinander Berücksichtigung finden. Selbst wenn die eine oder andere Meinungsäußerung des Autors nicht immer frei von Widersprüchen ist, steht bereits unzweifelhaft fest, daß dieses Buch, seiner Methode, der Phänomenologie und der Realisierung nach, eine Bereicherung der Kinderheilkunde darstellt. Und das schmerzlich vermißte Vorwort von Prof. Prakash Vakil, der im vorigen Jahr verstarb, tatsächlich von dessen Motto ersetzt werden kann: "A well done work is the best workship to god."