Volker Friebel:
Die Innere Weite erspüren,
Aus Fantasiereisen Ruhe und Kraft schöpfen,
Düsseldorf und Zürich, 1998, Walter Verlag,
136 S., DM 24,80



Der Autor, Volker Friebel, wendet sich nicht nur an therapeutisch tätige Menschen, sondern im Grunde kann sich jeder, auch der sogenannte Laie, mit Hilfe des vorliegenden Büchleins auf den spannenden Weg nach Innen machen, ohne sich dabei unbedingt auf die großen Herausforderungen, wie die Aus- einandersetzung mit dem Schatten oder der Anima, einlassen zu müssen. Auch wenn die Fantasiereisen mit der "Aktiven Imagination" nach Jung oder dem Leunerschen "Katathymen Bilderleben" nah verwandt sind, steht bei ihnen nicht so sehr der aufdeckende oder therapeutische Aspekt im Vordergrund, sondern es geht um die Möglichkeit, sich im Alltag eine Zeitinsel zu schaffen, auf die man sich vor den alltäglichen Herausforderungen wie Hektik und Trubel fliehend zurückziehen kann.

Das Verfahren, das sich leicht erlernen läßt, könnte man als Sonderform der Meditation definieren, denn der Autor weist ausdrücklich darauf hin, daß es sich mit anderen Meditationsformen zusammen gut anwenden lasse. Neben Ruhebildern, die zur inneren Einkehr laden, werden auch Pfade der Selbsterkundung und Selbstveränderung gegangen, bis hin zu jenen inzwischen nicht mehr belächelten Vorstellungsbildern, die somatische Prozesse, wie die Beseitigung eingedrungener Erreger oder Krebszellen durch die körpereigene Abwehr, widerspiegeln. Die Wirkung dieser Form geführter Fantasiereisen läßt sich besonders eindrucksvoll an krebskranken Kindern dokumentieren, wo sich ein signifikanter Anstieg der Phagozytoseleistung nach der Imagination nachweisen ließ, wenn etwa Eisbären die bösen schwarzen Eindringlinge fressen, oder sie sich Lichtbahnen, die den Körper heilend durchströmen, imaginierten. Möchte man etwa Wanderungen durch die Innenwelt psychotherapeutisch nutzen, sei jedoch davor gewarnt, allzu schnelle Deutungen zu bieten, wie überhaupt jede Form der Deutung, die am Patienten vorbeigeht, nicht nur überflüssig ist, sondern sogar schaden kann. Nur was er als kraftvoll, hilfreich und bedeutsam ansieht, ist gut, selbst dann, wenn der danebensitzende "führende" Therapeut nichts damit anzufangen weiß. Das vorliegende Übungsbuch eignet sich sowohl zum Führen von Einzelpersonen als auch von Gruppen und kann durchaus auch zum Selbstversuch verwendet werden. Ein anregendes, ganz der Praxis dienendes Buch voller Ideen zur Erforschung der Innenwelt.