Selbstbehandlung mit Kombinationsarzneimitteln

Ratgeber Naturheilkunde und Homöopathie Nr. 50, 2012

Michael Elies / Annette Kerckhoff

Bezug durch den Verein „Natur und Medizin e.V.“Am Deimelsberg 36, 45276 Essen, 199 S., 1 Abb., 43 Tab., kart.

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Michael Elies, der ehemaliger Vorsitzende von Natur und Medizin, dem Förderverein der Karl und Veronica Carstens Stiftung (KVC), hat zusammen mit Annette Kerckhoff, Heilpraktikerin und Fachjournalistin für Komplementärmedizin, diesen Patientenratgeber herausgegeben. In der Einleitung zu diesem Ratgeber ist zu erfahren, dass die Empfehlungen auf einer Blitzumfrage der 250 Apotheken des Natur und Medizin Apotheken-Netzwerks basieren. Es wurde nach den Empfehlungen zu 41 zur unterstützenden Selbstbehandlung geeigneten Beschwerdebildern gefragt.

Dieser Ratgeber gliedert sich in drei Hauptteile, die überschrieben sind mit „Hintergrundinformationen“, „Die Beschwerden von Kopf bis Fuß“ und „Traditionell häufig verwendete Kombinationsmittel“. Am Ende finden sich noch Hinweise zum Apotheken-Netzwerk, Hinweise zu den Quellen der Aussagen und zu Natur und Medizin.

In dem 31 Seiten umfassenden Kapitel „Hintergrundinformationen“ gehen die Autoren darauf ein, was Kombinationsarzneimittel sind und erklären, warum es sie gibt und wie sie zustande kommen. Sie gehen auf die Pflanzenheilkunde, die Homöopathie, die anthroposophische Medizin ein und stellen neben grundlegenden Eigenheiten dieser Therapierichtungen die Besonderheiten der Kombinationsarzneimittel heraus. Auch auf Aromatherapie, Bach-Blütentherapie, Schüßler-Salze, Spagyrik wird kurz eingegangen und ein Überblick über die Einteilung der Arzneimittel in freiverkäufliche, apothekenpflichtige, verschreibungspflichtige sowie Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel gegeben.

Die Indikationen im Kapitel „Die Beschwerden von Kopf bis Fuß“ gehen von Kopfschmerzen bis Arthritis, von Schlafstörungen bis Unruhe und schwachen Nerven, von Herzschwäche bis Krampfadern und von Schürfwunden bis Neurodermitis. Es werden jeweils die 10 am häufigsten genannten Arzneimittelempfehlungen in einer Tabelle aufgelistet mit der Zahl ihrer Nennungen. Auf häufiger genannte Arzneimittel wird näher eingegangen und ihre Zusammensetzung, Dosierungsangaben und weitere Details der Gebrauchsinformation genannt.

Unter „Traditionell häufig verwendete Kombinationsmittel“ werden Schwedenbitter, Melissengeist, Karmelitergeist, Franzbranntwein und Retterspitz äußerlich beschrieben.

Wie ist dieser Ratgeber nun zu beurteilen? Unbestritten ist er sehr informativ. Dies trifft sowohl auf das Fachliche zu den angeführten Therapieformen und zu den Kombinationsarzneimitteln selbst zu, als auch im Hinblick auf die Selbstmedikation und ihre Grenzen. Kritisch kann die Bedeutung der Empfehlungen der Apotheken gesehen werden. Die Autoren argumentieren, dass die Apothekenmitarbeiter im täglichen Austausch mit Kunden stehen, die nach Arzneimitteln zur Selbstbehandlung fragen und deshalb die richtigen Ansprechpartner für sie seien. Auch wenn dies auf den ersten Blick richtig erscheint, muss jedoch die Frage gestellt werden, wie es mit den Rückmeldungen der Kunden auf diese Empfehlungen steht. Nach den Erkenntnissen des Rezensenten zeigt der Apothekenalltag, dass es nur eine geringe Anzahl von Rückmeldungen auf die Empfehlungen zur Selbstmedikation gibt. Sollte dies bei dem Natur und Medizin Apotheken-Netzwerk anders sein? Worauf gründen also die Empfehlungen der Apotheken? Ein an erster Stelle der „Top Ten“-Empfehlungen stehendes Arzneimittel muss demnach keineswegs das am besten bewährte sein. Es ist das am häufigsten empfohlene und nichts anderes. Interessant könnte es sein, Kombinationsarzneimittel aufgrund ihrer Zusammensetzung zu beurteilen und auch auf Erfahrungen von Seiten der Therapeuten aufzubauen, um Empfehlungen für die Selbstmedikation zu erstellen.

Aus Sicht des Rezensenten wäre auch bei einigen der genannten Indikationen anstelle der Empfehlung eines Arzneimittels der Verweis auf einen fachkundigen Behandler die bessere Alternative.

Roger Rissel