„Pflanzenheilmittel der rumänischen Volksmedizin“

Constantin Drãgulescu

330 Seiten, kart., Euro 29,00, Barthel & Barthel Verlag, FL-9483 Nendeln, Chlurerstraße 63

ISBN 3-03950-105-4

Im Land der ehemaligen Daker, zwischen Donau und Theiß, durchzogen vom 1300 Kilometer langen bis auf über 2500 Höhenmeter ansteigenden Kapartenbogen, der mit üppiger Vegetation in die pannonische Ebene ausläuft, lag von alters her die Kräuterheilkunde in den meist bäuerlichen Händen der Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Ungarn und slawischer Ethnien. Über 800 verschiedene Kräuter und Heilpflanzen standen bei besten Voraussetzungen noch um 1900 in Gebrauch. Als wahre Fundgrube für den Ethnobiologen erweist sich deshalb diese Region. So war für jeden gesundheitlichen Mißstand (300 davon sind im Buch benannt) stets ein passendes Mittelchen im Haus. Allerdings hat sich seitdem – wie spezielle Studien belegen und der an der Hochschule in Sibiu (Hermannstadt) lehrende Autor beklagt –, aufgrund gewandelter agrar-ökonomischer Bedingungen, der nutzbare Bestand halbiert.

In der heute noch aufsprießenden Vielfalt, gibt es aus dem Kräuter- und Heilpflanzenkatalog beachtliche Vertreter, die als botanische Sonderarten (ssp.) vor allem in Rumänien zu finden sind, und nach wie vor dort auch zur Anwendung kommen. Wie im Falle der Melde (Chenopodium sp., „Guter Heinrich“), der in Herta Müllers „Atemschaukel“ sogar eine überlebenswichtige Rolle zukommt. Oder in der Gestalt des Siebenbürger Tragant (Astragalus ssp. transsilvanicus), der für Umschläge bei Frakturen hilfreich ist. Eine ähnlich historische Bedeutung wie lokale Eigenart liest man u. a. aus dem Gebrauch der Türkischen Melisse (Dracocephalum moldavica L.) oder des Tartarischen Meerkohl (Crambe tartaria S.) heraus. Anhand der gesammelten mündlichen Überlieferungen, fragmentarischen Aufzeichnungen und häuslichen Anwendungen wird die traditionelle rumänische Volksmedizin dem Leser greifbar und auf ein wissenschaftliches Ordnungsniveau gehoben. Durch dieses Buch ist heimatkundliches Wissen dem Vergessen entrissen.

S.H.