„Handbuch der homöopathischen Arzneibeziehungen“

Abdur Rehman

Haug Verlag, 70469 Stuttgart, Oswald-Hesse-Str. 50, 353 Seiten, geb., Euro 79,95

ISBN 978-3-8304-7258-2

Die praktische Bedeutung dieses Buchs ist nicht hoch genug einzuschätzen! Wie oft kommt es vor, dass ein durch die Erstrepertorisation einwandfrei geklärtes Simile nach einer Weile seine Wirkung einstellt und dem Homöopathen trotz der Leitsymptome beim Patienten seine arzneiliche Fortsetzung aus der Materia medica nicht gelingen möchte. Denn, so der mit enormem Fleiß ausgestattete Autor: „… der Erfolg der Verschreibung liegt in den klinischen Arzneimittelbeziehungen.“ Hierzu bekommen die Niederschriften Hahnemanns in den Krankenjournalen und in den „Chronischen Krankheiten“ eine frühe und besondere Bedeutung. Erfahrungsgemäß wechseln im weiteren Behandlungsverlauf chronische Symptome gerne mit akuten ab, oder akute Symptome werden beharrlich. Auch hier ist an Arzneiblockaden im Sinne Hahnemanns zu denken, und die Frage umso dringlicher zu beantworten, welche Beziehungen einzelne Arzneien untereinander eingehen, möchte die Praxis nicht im Versuchsstadium (was kaum zu verantworten wäre) stecken bleiben.

Gewiss gibt es ältere Vorarbeiten – die in der Einleitung erwähnten von Chitkara oder Sankaran sind jüngeren Datums, die mühsam ausfindig gemacht werden mussten. Bis Miller/Klunker 1959 eine Zusammenstellung der „Beziehungen der Arzneien unter sich“ (Haug Verlag) im Format für die Kitteltasche herausbrachten. Knapp 40 Jahre später erschienen die „Arzneimittelbeziehungen“ von Bläsig-Jäger und Vint. Bereits neun Jahre zuvor hatte Abdur Rehman unterdessen beschlossen, seine „Encyclopedia of Remedy Relationships in Homoeopathy“ herauszugeben. Die erste Veröffentlichung als deutsche Fassung erfolgte dann 1997 (Haug Verlag), bis sie zur aktuellen Veröffentlichung mit einem Umfang von ungefähr 650 Arzneien anwuchs.

Was aber wird in vergleichende Beziehung gesetzt? Als Rehmansches Novum gilt die Aufnahme von Darmnosoden: z. B. von Bacillinum Burnett, Proteus (Bach) oder Bazillus Bach (Paterson). Sie wirken reaktiv bzw. interkurrent. Zugleich tauchen attributiv die Temperamente aus der Lehre Galens auf. Die hatte wiederum Flury einst in sein praktisches Repertorium eingeführt. Aus der breiten Literatur sind zudem alle namhaften Homöopathen der jüngeren und älteren Vergangenheit vertreten. Eigene Rubriken bilden die Seitenbeziehung, Wirkdauer, Speisenverträglichkeit, Interkurrenz, das Komplementär, die Folgemittel, Feinde, Antidote und Kollateralen. Dabei werden die Anknüpfungen von den reichlichen Quellenangaben glaubhaft bestätigt. So entsteht als Handbuch der Alternativen ein dicht gewebter Funktionsteppich vor allem aus gut geprüften Arzneien, das dem Homöopathen die inneren Zusammenhänge der Materia medica stärker als sonst vor Augen führt.

S.H.