Homöopathie – so heile ich mich selbst

Heike Kovács /Roger Rissel

München: BLV Buchverlag, 2008, 160 Seiten, Hardcover, 23 Doppelseiten Diagnosepfade, 40 Farbfotos
€ [D] 14,95 / € [A] 15,40 / CHF 27,90 [CH/UVP]

ISBN 978-3-8354-0310-9

Wenn das überreiche Angebot von Selbstbehandlungsliteratur überhaupt und die Homöopathie betreffend besonders um ein weiteres Werk vermehrt wird, ist der kritische Blick bei der Lektüre besonders geschärft.

Das Autorengespann – Dr. Heike Kovacs – Ärztin und Medizinjournalistin – und Roger Rissel – Heilpraktiker mit dem Praxisschwerpunkt Homöopathie – lässt auf sorgfältige Arbeit hoffen. Am übersichtlich strukturierten Inhaltsverzeichnis kann man die Absicht und Arbeitsweise der Autoren gut ablesen. Dem Vorwort folgt der Abschnitt „Faszination Homöopathie“, in dem nach einem kurzen Lebenslauf Hahnemanns die Säulen der Homöopathie erklärt werden – die Prüfung der Arzneiwirkungen, die Erhebung der Krankengeschichte, die Auswahl des passenden Mittels und die Gabe feinabgestimmter Arzneimenge. Es folgen Begriffsklärungen „Homöopathie und Allopathie“, Unterschied von „Therapie der Krankheit“ und „Therapie einzelner Symptome“, von „Homöopathie“ und „Pflanzenheilkunde“. Das Kapitel über die Potenzierung erläutert die einzelnen Schritte der Arzneiherstellung sehr genau in den von Hahnemann erarbeiteten und den heute erhältlichen Formen.

Interessant ist das Interview mit der Privatdozentin Dr. med. Claudia Witt vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökologie der FU Berlin zum Stand der wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie.

Im Kapitel „Heilende Arzneien auf einen Blick“ werden 32 Arzneimittel vorgestellt, alle nach demselben Schema aufgebaut: Wann hilft die Arznei? Beschwerden auf einen Blick, unterteilt in Gemüt und Körper und in die Modalitäten besser und schlechter. Diese Stringenz hilft beim Lernen der Arzneiwirkungen, und das so Gelernte hilft dann bei der homöopathischen Therapie. Am Kapitelende werden die praktische Zusammenstellung einer Hausapotheke erklärt und – besonders wichtig dabei – die Regeln für die richtige Einnahme der passend gewählten Arznei. Der Vorschlag, mit einem einzigen Globulus eine Besserung in Gang zu setzen, erfreut die Rezensentin besonders, ermöglicht er doch den Anwendern die Erfahrungen einer wirklichen Sanftheit der homöopathischen Therapie und eine sichere Beurteilung des Verlaufs.

Das Kapitel „Besuch beim Homöopathen“ erklärt, was Selbstbehandlung heißt, wo ihre Grenzen liegen und wann dringend fachlicher Rat eingeholt werden muss. An einem Beispielfall wird der Ablauf der Behandlung einer chronischen Erkrankung so anschaulich dargestellt, dass die Grenzen der Selbstbehandlung sich ganz selbstverständlich daraus erklären.

Wenn man sich bis dahin durchgearbeitet hat, kommt die Praxis: „Erfolgreich selbst behandeln“. Vorweg werden in drei Schritten das Finden der passenden Arznei, das Wählen der richtigen Dosierung (kleinste Gabe! wenig ist mehr!) und die Beurteilung der Arzneiwirkung erklärt mit dem Hinweis der besonderen Aufmerksamkeit bei Kindern und Schwangeren. Beim Aufsuchen der Symptome zur homöopathischen Selbsthilfe wird man vom Symptom zum entsprechenden „Diagnosepfad“ geführt, der die möglichen Arzneimittel anschaulich differenziert und zur Bestätigung auf die Arzneidarstellung im vorderen Teil des Buches verweist. Die übersichtliche und großzügige Anordnung der 23 Diagnosepfade auf jeweils einer Doppelseite ist eine zusätzliche Hilfe. Davor wird noch einmal deutlich auf die Erkrankungen hingewiesen, die für eine Selbstbehandlung ungeeignet sind und bei denen der fachliche Rat eingeholt werden muss.

Vor dem eigenen Ernstfall kann an 7 Beispielfällen „Testen Sie Ihr Wissen“ geprüft werden, ob die Prinzipien der Homöopathie und ihre richtige Anwendung verstanden wurden und wie die Anleitungen im Buch genutzt werden können.

Im Abschlusskapitel „Gesundheit aus ganzheitlicher Sicht“ werden Hahnemanns Anweisungen zu Diät und Lebensführung umgesetzt in Ratschläge zu ausgewogener Ernährung, ausreichender Bewegung und Entspannung auf körperlicher und seelischer Ebene. Mit einem Register, hilfreichen Adressen und Literaturangaben schließt das Werk.

Der Verlag hat das Buch sorgfältig ausgestattet, hat ihm neben einem gutem Layout – Infos und Tipps finden sich herausgehoben am Rand, wichtige Zusammenfassungen sind farbig unterlegt – ,und einer attraktiven Bebilderung eine heute selten gewordene Fadenheftung geschenkt, die das Werk auch bei intensiverem Gebrauch gut überleben lässt.

Eine Erprobung in der Laienunterrichtung hat die Praxistauglichkeit bestätigt. Die „kleinste Gabe“ kam als verwunderte und erfreute Rückmeldung nach einer erfolgreichen Selbstbehandlung.

Karin Rohloff