Homöopathie in der Hebammenarbeit

Lehrbuch mit Materia medica

Helga Häusler

München: Urban & Fischer in Elsevier, 2008, 232 Seiten, kart., 17 farb. Tab., € [D] 19,95 / € [A] 20,60 / CHF 31,00 [CH/UVP]

ISBN 978-3-437-57660-7

Hebammen können im Rahmen ihres gesetzlich definierten Tätigkeitsfeldes die Homöopathie anwenden. Zum Wohl von Müttern und Kindern müssen sie dies mit fundierten Kenntnissen tun. Mit dem vorliegenden Buch präsentiert die Hebamme Helga Häusler einen wichtigen Baustein zu einer professionell und sicher ausgeübten Homöopathie bei Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Als freie Hebamme mit dem Schwerpunkt Homöopathie und als Projektleiterin und Dozentin in der Homöopathieausbildung für Hebammen weiß Helga Häusler um die Wichtigkeit einer lege artis angewendeten Homöopathie.

Im ersten Kapitel beschreibt Häusler, was sie mit ihrer Arbeit erreichen möchte. Sie stellt heraus, dass die Therapiemethode Homöopathie sich an klaren Regeln orientiert, dass sie von jedem erlernbar ist und reproduzierbare Erfolge zeigt. Um Homöopathie begreifen zu können, baut das Buch auf den Aussagen Hahnemanns auf, da diese bestechend klar und objektiv seien. Auf dieser Grundlage sind Unschärfen und Widersprüche in den Aussagen anderer Homöopathen zu erkennen und einzuordnen. Im zweiten Kapitel wird auf den gesetzlichen Rahmen, die Möglichkeiten und Grenzen der Methode eingegangen sowie Bedeutung und Stellenwert der Homöopathie in der Hebammenarbeit reflektiert. Nach einer kurzen Biographie des Begründers der Homöopathie und seinen Anschauungen werden dann in 14 Kapiteln die Grundlagen der Homöopathie vorgestellt. Die Kapitel 4 – 7 beschreiben die homöopathische Arzneimittelprüfung, die Herstellung der Arzneien, die Einteilung der Krankheiten aus homöopathischer Sicht und die Miasmen. Ab Kapitel 8 wird das methodische Vorgehen erarbeitet. Ein diese Kapitel begleitendes Fallbeispiel dient dazu, die Aussagen noch anschaulicher zu machen. Anamnese, Repertorisation, Bestimmung der angezeigten Arznei, Dosierung und Verlaufsbeurteilung werden kurz und prägnant dargestellt. Die Kapitel 14 – 16 gehen auf Arzneimittelbeziehungen, die Folgegabe, die Besonderheiten bei symptomenarmen Fällen und auf mögliche Störfaktoren während der Behandlung ein. In Bezug auf die Dosierung macht Häusler deutlich, wie entscheidend dabei Zurückhaltung ist, wenn gut passende Arzneimittel homöopathisch angewendet werden. Ob die standardisierte Verordnung bei niederen Potenzstufen wirklich davon abweichen darf, sollte in der Praxis näher geprüft werden.

Kapitel 17 – Arzneimittelstudium – leitet den Materia medica Teil ein. Hier finden sich 31 ausgewählte Arzneimittel mit einem deutlichen Fokus auf den speziellen Anwendungsbereich in der Hebammenarbeit. Die beschrifteten Skizzen eines Schwangerentorso und eines Säuglings ergänzen den übersichtlich gegliederten Text. Als Beispiel soll die differenzierte Beschreibung des Arzneimittels Bellis perennis herausgegriffen werden, das damit sicher von der Arznei Arnica montana unterschieden und angewendet werden kann. Mit dieser Vorgehensweise, spezielle Teilaspekte eines Arzneimittels hervorzuheben, folgt Häusler einer guten Tradition. So wie namhafte Homöopathen auf einzelne Erkrankungsformen aufmerksam machten (v. Bönninghausen: Die homöopathische Behandlung des Keuchhustens, Vögeli: Homöopathie bei rheumatischen Erkrankungen), erarbeitet Häusler den für die Hebammenarbeit spezifischen Teil dieser 31 Arzneimittel der Materia Medica und ergänzt ihn mit allgemeinen arzneimitteltypischen Zeichen dieser Heilmittel.

Die Klarheit, mit der Häusler die Grundlagen der Homöopathie darstellt und gut strukturiert ihre Lehrbarkeit nachweist, macht das Buch auch für alle anderen Berufsgruppen, die Frauen und Kinder in diesen Lebensphasen mit Homöopathie behandeln, lesenswert. Besonders der Materia Medica Teil ist eine Fundgrube, um schnell spezifische Informationen zu den Arzneimitteln zu finden und um sie sicher voneinander unterscheiden zu können. So stellt sich noch die Frage, ob es denn bei diesen 31 Arzneimitteln bleibt oder ob die Homöopathenschaft mit einem ergänzenden Materia medica Band rechnen darf.
Der Verlag bietet einen praktischen Repertorisationsbogen als pdf-Datei unter http://shop.elsevier.de/artikel/1118376 => Vorlage Repertorisationsbogen.

Fazit: Für Hebammen und Geburtshelfer unverzichtbar, für alle anderen Homöopathie-Ausübende eine Bereicherung.

Karin Rohloff