Misteltherapie, Differenzierte Anwendung der Mistel nach Wirtsbäumen

Dr. med. Johannes Wilkens

Sonntag Verlag, Stuttgart 2006; 156 Seiten, 47 Abbildungen, 3 Tabellen, kartoniert; 1. Auflage; € 29,95

ISBN 3-8304-9141-7

Das Buch kommt, das ist bereits am Untertitel ersichtlich – aus der anthroposophischen Medizin: hier wird – im Gegensatz zu anderen neueren Präparaten – nach Wirtsbäumen der Mistel differenziert. Davon werden allein 13 (!) vorgestellt und das Spezifische herausgearbeitet: von der Esche, Kiefer, Linde bis hin zu Weißdorn, Mandelbaum und Weide. Dies allein schon – über 80 Seiten – geschieht gründlich nach einem Schema, das einem den Wirtsbaum näher bringt: Etymologie (Erklärung der griechisch-lateinischen sowie der deutschen Namensherkunft und –bedeutung). Mythologie und Geschichte, Botanik, heutiger Einsatz in der Phytotherapie, Homöopathie sowie der Blütenessenzen. Aus der Synthese der daraus gewonnen Charakteristika entwickelt der Autor erstmals einen zum Wirtsbaum passenden Typus des Patienten. Dies ist vielleicht der empfindlichste Punkt des Buches, eine Art Psychogramm – und von denen weiß der kritische Betrachter, dass sie stimmen – und nicht stimmen.

Rudolf Steiner als Initiator des Iscador von Weleda ist als Pate bekannt: Frau Dr. Ida Wegmann ging in der Klinik in Arlesheim/Schweiz konsequent weiter. Trotzdem ist dieses Buch kein “typisch anthroposophisches” Buch: der Autor trägt den heute auch von der basic-evident-medicine geforderten klinischen Wirknachweisen Rechnung. Er weist u.a. darauf hin, dass lediglich zwei bis drei Hersteller eine Potenzierung der Mistel durchgeführt haben. Keine Potenzierung findet sich bei Helixor, Plenosol und Eurixor sowie Isorel. Das Iscador der Weleda ist nicht potenziert, es gibt allerdings von der Weleda zwei potenzierte Mistelpräparate unter dem Namen Viscum mali und Viscum pini.

Ein Kapitel befasst sich sodann mit der Ergänzung des Mistelauszugs durch Metalle: es sind die “klassischen Sieben” (Blei, Zinn, Gold, Quecksilber, Kupfer, Eisen und Silber), auch mit sieben Planeten in astrologische Beziehung gebracht. Wertvoll wird das Buch sodann durch Merkmale der Anwendung (Prävention, Krebstherapie, rheumatische Erkrankungen). Zahlreiche Fallbeispiele und Hinweise auf ergänzende Tumortherapien runden das Ganze ab.

Der Autor ist Arzt an der Alexander-von-Humboldt-Klinik in Bad Steben.

Der Rezensent darf erwähnen, dass er in dreijähriger Sanatoriums-Assistenz Freud und Leid der Misteltherapie kennen lernte (1958-1960) mit Iscador und Plenosol – dann in Jahrzehnten eigener Praxis auch mit heute üblichen lektinstandardisierten Präparaten wie z.B. Eurixor Loges.

J. K.