Homöopathie in der HNO-Heilkunde – gezielte Behandlung mit bewährten Indikationen

Karl-Heinz Friese

Hippokrates Verlag 2005, 4. Überarbeitete Auflage, 166 Seiten, 12, Abb.,7, Tab., kart., € 39,95, CHF 67,90

ISBN 3-8304-5320

Die erste Ausgabe dieses Buches ist bereits seit 1991 auf dem Markt und richtet sich ebenso wie die aktuelle primär an HNO-Ärzte, aber auch an Allgemein- und Kinderärzte.

Bedauerlicherweise spricht der Autor auch Laien an. Diese Unschärfe zwischen Fachbuch und Laienratgeber ist als äußerst unglücklich zu bezeichnen.

Wegen der Überschaubarkeit des HNO Fachgebietes wird dieses als geradezu ideal für den Einstieg in die Homöopathie angesehen. Daß sich dies nicht auf die Homöopathie übertragen läßt wird auch deutlich wenn der Autor selbst noch eine gründliche Auseinandersetzung mit ihr fordert und darauf hinweist, daß dieses Buch dafür nicht ausreicht.

Deshalb wäre es wünschenswert, daß der allgemein einführende Teil, der übersichtlich und informativ ist, mehr über die Entstehung eines Arzneimittelbildes sowie Hinweise auf die zu studierende Primärliteratur enthielte.

Die HNO-Heilkunde soll laut Autor auch wegen ihrer häufigen akuten Erkrankungen und der damit verbundenen einfacheren Verlaufsbeurteilung ein dankbares Gebiet sein. Diesem Gedanken ist zuzustimmen, um so mehr verwundert dann die Beschränkung auf die Anwendung der Homöopathie nach „Bewährten Indikationen“. Begründet wird dies mehrmals mit dem hohen Zeitaufwand der „Klassischen Vorgehensweise“ sowie mit dem Organbezug vieler homöopathischer Mittel, welcher unbestritten ist. Zum Zeitaufwand ist zu sagen, daß es aus homöopathischer Sicht sinnvoller wäre die wenigen Symptome sowie die für den akuten Fall besonders wertvollen Modalitäten zu erfragen, um dann nach Hierachisierung mit meist weniger als 5 Symptomen zu repertorisieren, anstatt wie hier empfohlen weitere Therapieformen wie Neuraltherapie, das injizieren homöopathischer Komplexmittel oder lokale Pinselungen anzuwenden. Der Zeitaufwand für diese Zusatzmaßnahmen ist nicht unerheblich und die Beurteilung der Mittelwahl wird damit in der Regel unmöglich. Diese Vorgehensweise ist keine gezielte homöopathische Behandlung wie der Untertitel suggeriert.

Unter Hinweise für den Patienten ist eine Warnung vor Mitteln wie Sepia und Pulsatilla in der Schwangerschaft zu lesen. Selbstverständlich muß in der Schwangerschaft vorsichtiger dosiert werden aber es gibt bezüglich der Mittelwahl keine Einschränkung, gerade die genannten Mittel kommen sehr häufig zum Wohle der Patientinnen zum Einsatz. Diese werden mit solchen Hinweisen verunsichert, es wäre klüger Ihnen von einer Selbstmedikation in der Schwangerschaft abzuraten und auf die Therapeutenlisten zu verweisen, auf denen qualifizierte Homöopathen zu finden sind.

Es folgen einige Seiten wissenschaftlicher Beweise für die Homöopathie.
Daran schließen sich 25 Seiten für 143 Arzneimittel, bei denen trotz der Kürze die im akuten Fall sehr wichtigen Modalitäten genannt sind.

Die folgenden Krankheitsbilder, der gelungenste Teil des Buches besteht aus zahlreichen Beschreibungen von Erkrankungen aus dem HNO-Bereich, deren mögliche Komplikationen sowie differential diagnostische Überlegungen. Es wird zwischen akuten und chronischen Verläufen unterschieden, auch Prognosen werden erstellt. Die Behandlungsvorschläge sind schematisch und beinhalten mehrere Therapiemethoden. Zur Dosierungsanleitung der vorgeschlagenen hömöopathischen Mittel muß gesagt werden, daß sie nicht Hahnemanns Anweisungen in den § 275 und 279 Organon 5 und 6 sowie der Anmerkung in den Chronischen Krankheiten auf Seite 148 entsprechen, sondern eher an die Vorgehensweise bei Arzneimittelprüfungen erinnern. So wird beispielsweise wegen einer Rosacea Aurum metallicum D 12 (2x5 Globuli tgl. unmodifiziert) über Monate vorgeschlagen.

Die Allgemeinen Hinweise zeigen die große naturheilkundliche Erfahrung des Autors. Hier berichtet er über Narbenstörfelder, Umweltmedizin, Impffolgen und sehr ausführlich über die Amalgamproblematik.

Der Sonderstellung jedoch, welche die Homöopathie in der Naturheilkunde einnimmt, wird dieses Buch nicht gerecht.

NA