Krebsrisiken – Überlebenschancen, Wie Körper, Seele und soziale Umwelt zusammenwirken

Helm Stierlin/Ronald Grossarth-Maticek

Carl-Auer-Systeme, Verl. und Verl.-Buchh., Heidelberg 2000; 2., überarb. u. korr. Aufl., 224 S.

ISBN 3-89670-099-5

Das Buch betont die zentrale Bedeutung des Synergieeffekts: Die fünf angeführten Risikofaktoren addieren sich nicht, sondern verstärken sich synergistisch, sie potenzieren sich und zwar um ein Vielfaches: so der Tenor des Buchs.
Als Beispiel der Untersuchungen in Heidelberg, die sich über 15 Jahre erstreckte: Sechs Personengruppen wurden gründlich “durchleuchtet” und die Bewertung erläutert die Potenzierung der einzelnen Risikofaktoren am Beispiel des häufigen und tendenziell zunehmenden Rektum-Ca. Vier dieser Gruppen wiesen nur jeweils einen Risikofaktor auf, die zum Dickdarm-Ca führen können. Die Zahlen geben die Verhältnisse wieder:

1. Chron. Obstipation (nur zweimal wöchtl. Stuhlgang) – 3,8 Fälle
2. Familiäre Belastung (Vater und Mutter betroffen) – 7 Fälle
3. Schlechte Selbstregulation – 3,3
4. Verlusterlebnisse, unbewältigt – 4,2
5. Kein Faktor- 1,8 Fälle

Das zeigt nun zweierlei: erstens, die niedrige Zahl von Rektum-Ca ohne Risikofaktoren. Zum zweiten jetzt Folgendes: addiert man die Zahlen 1-4, so ergibt es die Zahl 21,1, soviel müssten danach ein CA bekommen. Das ist aber nicht der Fall: durch den Synergieeffekt wurden 48,6 (!) Fälle registriert, d.h., wenn alle 4 Risikofaktoren zutreffen bei einer Person, ist es um mehr als das Doppelte höher.
Das muss uns zu denken geben!

Teilweise noch dramatisch höher ist der Synergieeffekt im Verhältnis zur Addition der vier vorher genannten Risikofaktoren:

Additionsfaktor: Synergieeffekt:
beim Magen-Ca 4,8 41,3
Leber-Ca 3,9 56,3
Bronchial-Ca 4,8 62,0

Ein gut fundiertes Buch, mit Zahlen solide untermauert. Jedem Leser muss klar werden, dass es die eine Ursache nie gegeben hat und nie geben wird. Die Bedeutung der Faktoren – Summation darf als unbestritten gelten:

1. Erbliche Belastung (Mamma, Darm z.B.)
2. Fortgeschrittenes Alter (reduz. Immunabwehr)
3. Organ-Vorschädigung

a) Hautschäden durch übermäßige Sonnenbestrahlung
b) Lungenkrebs nach chron. Bronchitis, die 5 Jahre ohne wesentliche Besserung besteht
c) Alkoholinduzierter Leberschaden, meist durch Alkohol, der zu Leber-Ca führen kann

4. Die sog. Karzinogene, bereits mehrere Tausend im Gespräch: Teer im Tabak, Nitrosamine im Geräucherten, Teerdämpfe, Autoabgase, Formaldehyd, Asbest und und....
5. Der psychologische Faktor Stress (Dysstress).
Aber vor allem muss uns der Synergieeffekt aufschrecken, der eben hier nachgewiesen wird.

Josef Karl