Muss man älter werden, um manches deutlicher, einfacher zu sehen? Ja, offensichtlich. Einer der Beweise wäre das Buch des über achtzigjährigen Autors, das sich aus der Flut von Homöopathiebüchern heraushebt. Hier gibt jemand Rat, der durch das Feuer der Praxis gegangen ist, das spürt man auf allen Seiten.

Ein vielschichtiges und von großer Allgemeinbildung zeugendes Buch: neben dem Hauptteil "Therapiekompendium" (es ist korrekterweise mit "Homöotherapie" überschrieben), wo die häufigsten Leiden älterer Menschen abgehandelt werden, ist das große Kapitel "Besondere Arzneimittel" (eben in der Geriatrie) die Basis des Werks. Daneben gibt es eine Fülle von wichtigem Beiwerk: die "Ratschläge zu Lebensführung und Ernährung des alten Menschen" ebenso wie die Anmerkungen zum "Altwerden" und die Einführung in Geriatrie und Gerontologie.

Und schließlich muss gesagt werden, dass Hochpotenzler/innen vielleicht irritiert werden können – bewegt sich Dr. Gawlik fast ausschließlich im Bereich von D 2 bis D 12, selten daran anschließend eine C 30. Dass jemand auch damit eine jahrzehntelange Praxis (in Bad Tölz) betreiben konnte, was hätten da der alte Hahnemann und seine junge Frau Melanie in ihrer Pariser Nobelpraxis dazu gesagt – nicht auszudenken!