Augendiagnose für die Praxis – erkennen – umsetzen – behandeln

Hemm Werner (Hrsg.)

Verlag Gesundheits – Dialog, Oberhaching/Obb.; Großformat 30 x 21 cm, Glanzpapier, im Ordner geheftet, Preis nach Anfrage

Ein gewichtiges und wichtiges, umfangreiches Werk, das im Frühjahr 1988 begonnen wurde, im Abonnement mit ca. 20 großformatigen Blättern auf teurem, schwerem Papier, das etwa 2 monatlich erscheint. Obwohl schon sehr angewachsen, ist es nach Auskunft des Verfassers noch nicht abgeschlossen.

Das Lose – Blatt – Werk im Aktenordner umfasst vier größere Gebiete: Zeichenlehre, Regionen und Achsellehre sowie "Zeichen und Sektor".

Der Autor ist zum einen von seinem Münchener Lehrer Joachim Broy ("Repertorium der Irisdiagnose") geprägt, damit wesentlich vom Denken in den Kategorien der Humoralpathologie.
Diese Sichtweise kommt sowohl in diagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht im ganzen Buch deutlich zum Vorschein. Zum anderen lehrt W. Hemm selbst seit langer Zeit an der FDH – Schule "Josef Angerer" in München, u. a. auch Augendiagnose. Dies kommt selbstverständlich der Arbeit im Didaktischen sehr zugute: der Text zu den durchwegs großformatigen Bildern ist von einer klaren Strukturierung.

W. Hemm knüpft eng an J. Broy's Arbeiten an, wenngleich er die zahlreichen Konstitutionstypen von letzterem variiert: beispielsweise wird der lymphatischen die lymph.- hyperplastische angehängt, dann Iriden, die unter der Überschrift "Phlegma und Verschleimungszustände" laufen.
W. Hemm bringt – wie J. Broy eine weite Aufgliederung der "Diathesen": eine psorische, exudative Beispielsweise; bei den Konstitutionen tauchen die oxygene, carbo – nitrogene neben der hydrogenoiden, atonisch-sthenischen und lymphatisch – hypoplastischen auf. Hier wird es teilweise recht schwierig – denn andere Autoren (J. Deck, W. Hauser und weitere wie H. Hense und Prof. H. F. Herget mit Dr. H. W. Schimmel) geben hier andere Differenzierungen in Sachen Konstitution, Disposition und Diathesen. Der Rezensent hat selbst vor Jahren Versuche, eine Einigung herbeizuführen, miterlebt – ich bin heute nicht mehr der Ansicht, dass ein solches Vorhaben beim extremen Individualismus innerhalb der Iridologen bzw. Augendiagnostiker möglich werden wird, nämlich zu einer gemeinsamen Sprache zu kommen. Leider.

Die zahlreichen Kapitel gehen durch viele Gebiete: auf den Abschnitt "Energiemangelsyndrome" wird ebenso intensiv eingegangen wie natürlich auf die Basiselemente wie Pigmente und Lakunen.
Für verdienstvoll sieht der Rezensent es an, dass sich W. Hemm der immer noch vernachlässigten Gefäßzeichen annimmt. Unmittelbar bei den Bildern stehen die Aussagen sowohl die Therapie; diese bezieht sich zunächst eindeutig auf homöopathische Einzelmittel im Niederpotenzbereich.

Im Anhang an die jeweiligen Kapitel sind dann ausführliche Vorschläge mit ISO Komplex – Mitteln, hom. – spagyrischen Mittel der Fa. Pekana, medikamentöse Vorschläge mit Pascoe – Präp. und Mitteln der Steierl – Pharma in Herrsching.

Großformatige Blätter auf Glanzpapier, da hat der Verlag nicht gespart.
Sehr übersichtlich und farbig herausgearbeitet die wichtigsten Merkmale jeweils in der Iris.

Bleibt bei der Hochachtung für das Werk vorsichtige Kritik in dem Sinn, dass man noch etwas verbessern kann:
1. Das Bildmaterial ist durchweg gut, aber nicht immer optimal. Schärfe bei manchen Bildern könnte noch verbessert werden.
2. Sehr wichtig, dass die cerebrale Region, das Kopffeld, besser auf den Bildern wäre. Das ist oft entscheidend für den Gesamteindruck. Es müsste das Oberlid ganz einfach angehoben werden.
3. Die Gefäßbilder könnten erheblich vergrößert und damit verbessert werden; Zeichnungen wären überflüssig, weil zu allen Phaenomenen heute gutes Bildmaterial vorhanden ist.
Aber – abschließend – das tut dem Gesamtwerk keinen Abbruch.

Neben J. Angerer, J. Broy, J. Deck, G. Jaroszyk, Dr. A. Markgraf, dem pragmatischen Buch von Rehwinkel und S. Wenske, Prof. H. Herget mit Dr. H. W. Schimmel, dem Lehrbuch von G. Lindemann und nicht zuletzt dem neuen Bildwerk "Struktur und Farbe" der Autoren W. Hauser, J. Karl und R. Stolz (im Felke – Verlag Heimsheim 1998) ist Hemm's Werk durch seine besondere humoralpathologische und –therapeutische Auffassung zu den vorhergehenden Werken eine Bereicherung.

Josef Karl