"Blickpunkt - Angst, Depression, Somatisierung, Schlaf"

Volker Faust

Die Blaue Reihe, 91 Seiten, kart., Aesopus Verlag, 70469 Stuttgart, Steiermärker Str. 3-5, DM 28,90

Es entbehrt nicht einer gewissen Spannung, zu beobachten, wie sich die Psychiatrie zu dem einen oder anderen Naturheilverfahren stellt.

Jahr, Gallavardin und Whitmont kristallisierten für die Homöopathie die speziellen Krankheitsbilder heraus und schrieben eigens Bücher zum Thema "Geisteskrankheiten".

Nun ist es ein Medizinal-Direktor eines Zentrums für Psychiatrie, der sich dieser Aufgabe - für den Bereich Phytotherapie - verschrieben hat. Dort, wo pharmakologische "Granaten" zu vermuten sind, tauchen plötzlich Kava-Kava, Johanniskraut und Baldrian auf. Die Leser dieses kleinen Taschen-Breviers werden nun aber nicht gleich dem Irrtum verfallen, daß schwere Somatosen/Psychosen durch Phytotherapeutika heilbar wären. Die Thematik ist nämlich allein von der Diagnose abhängig und wird von ihr auch begrenzt, da schwere Krankheitsbilder eigentlich von vornherein von einer erfolgversprechenden Anwendung ausgeschlossen sind. Vielmehr sind es eher "Befindensstörungen" psychosomatischer Art, mitunter sehr komplizierte Abläufe in der Persönlichkeitsentwicklung und des Krankheitsgeschehens, auch sanfte flankierende Effekte, die den Heilpflanzenschatz für die Psychiatrie interessant machen können.
Über seine Erfahrungen damit berichtet kenntnisreich der Autor, differenziert - aus genanntem Grund - sehr klar und in knappster Form die Pathologie und verweist auf andere vorliegende Erfahrungen, wie Pflanzen helfen Lebenskrisen zu überwinden. Es bleibt abzuwarten, mit welchen Ergebnissen in Zukunft zu rechnen sein wird. Jedenfalls hat der Autor mit seinem anderen Buch "Psychotrope Phytopharmaka", einen noch ausführlicheren Beitrag über die Phytotherapie der Gemütskrankheiten abgeliefert, und damit vielleicht insgesamt zur Möglichkeit von neuen und überraschenden Erkenntnissen verholfen.

S. H.