Dr. med. R. Pothmann (Hrsg.)

Sanfte Verfahren in der Akupunktur

Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2000, 221 S. mit zahlreichen Abb., DM 59,00

Vielleicht ist der Titel des Buches, an dem 12 Autoren in sehr interessanten Beiträgen mitgearbeitet haben, nicht ganz glücklich gewählt - dem Inhalt gemäß könnte er lauten: "Sanfte Verfahren in der TCM". Wird doch gesagt, daß im "Mutterland der TCM nur 30 der Behandlungen mit der Akupunkturnadel erfolgen und die überwiegenden 70% aus dem Bereich der ,sanften` Techniken schöpfen".

Demgemäß gehen die Beiträge der verschiedenen Autoren über ein großes Spektrum:

- Akupressur, Tuina, Anmo - Tuina beim Kind - Moxibustion - Schröpfen - Behandlung mit der Pflaumenblütennadel - Qigong - TCM - Ernährung - Phytotherapie - Kombination von Manualtherapie und Akupressur - Softlaser - und ein Kapitel über Kindermeridiane.

(Der Herausgeber ist Kinderarzt - was für das Buch eine Bereicherung ist.) Das Werk ist abwechslungsreich, interessant auch für nicht auf die TCM Spezialisierten. Problematisch ist (auch hier) das Kapitel "Chinesisch-japanische Phytotherapie" des Verfassers U. Eberhard, Madrid und München. Dazu muß man den Autor zitieren: "In Japan erfuhr die chinesische Pflanzenheilkunde Kampo (japanische Bedeutung für ,chinesische Rezeptur`) eine Anpassung an die dortigen Verhältnisse. Der Vorteil der japanischen Kampo-Medizin gegenüber der chinesischen Phytotherapie zeigt sich in der Praxis, und auch wir im Westen sollten daraus Nutzen ziehen. Die gewichtigsten Argumente, die für die Kampo-Anwendung sprechen, sind erstens die strenge Auswahl der wirksamsten Substanzen (ca. 250) und zweitens eine Verfeinerung der pharmazeutischen Aufbereitung der Rohdrogen. Das macht eine Dosisreduzierung (ohne Wirkungsverlust) der klassischen Rezeptoren möglich." Als jemand, der 15 Jahre in der E-Kom. beim BGA und später BfArM war, frage ich mich, wie letzteres möglich sein soll - nachdem hauptsächlich die Teedrogen verwendet werden: hier kommt es dann zu Mischungen mit bis zu 15 Pflanzenteilen, von denen nur die wenigsten bei uns näher bekannt sind. Und schließlich läuft es darauf hinaus, daß eine einzige Apotheke (die Münchener Nibelungen-Apotheke) empfohlen wird, wo man die Rezeptoren machen lassen kann. Aber vorher lese man noch dieses (S. 110):
"Die Anwendung der Kampo-Substanzen als Einzeldrogen oder als Rohdrogengemisch bedarf nach § 49 des Deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) einer ärztlichen Rezeptur. Irrtümlich wird jedoch immer noch angenommen, der Verwendung fernöstlicher Drogen stünde das AMG entgegen. Aufgrund dieser Rezeptpflicht sind die Rohdrogengemische sogar von den gesetzlichen wie auch privaten Kassen erstattungsfähig."

Josef Karl, München