W. Gawlik

Der kurze Weg zum homöopathischen Arzneimittel

2. Auflage, Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1999, 372 Seiten
DM 79,--.

Alte Homöopathen beschleicht natürlich beim Titel tiefstes Misstrauen; gibt es so etwas wie einen "kurzen Weg", braucht es nicht die mindestens einstündige Anamnese und geistige Durcharbeitung des Falles? Manchmal ja, oft nein!

Arthur Lutze hat in seinem vergleichsweise kurzen Leben 1,5 Millionen Patienten behandelt und die großen indischen Homöopathen schaffen es ähnlich schnell. Die Tricks, auf die es dabei ankommt - nämlich bei der Erhebung der Vorgeschichte die richtigen Fragen zu stellen - zeigt das Buch auf eindrucksvolle Weise. Besonders hilfreich sind dabei die Kapitel "Folgen-von-Symptome", "Beschwerden bestehen seit" und "Als-ob-Symptome".

Das Kapitel "Seltene Allgemeinsymptome - seltene Mittel" ist m.E. falsch benannt: Eine Cystitis z.B. ist nicht gerade selten, trotzdem handelt es sich um ein sehr brauchbares Kapitel ebenso wie "Wichtige psychische Symptome".

Natürlich könnte man auch alles im Repertorium finden, doch wo und welchen; man braucht sich dazu nur das Literaturverzeichnis anzuschauen, um für das Buch dankbar zu sein. Dazu kommt noch - quasi als Rabatt - ein Kapitel über homöopathische Notfallmedizin und viel Wissenswertes aus der jahrzehntelangen Erfahrung des Autors. Für die Zahnmedizin (die in allen Homöopathiekursen zu kurz kommt) gibt es ein Extrakapitel ebenso wie für bestimmte Aspekte der Geriatrie.

Das Buch ist nicht ganz billig und schaut schmächtiger aus, als es tatsächlich ist, der Inhalt rechtfertigt aber allemal den Preis.

J.Sch.